Welche Rolle sollte die Wissenschaft in unserem Leben spielen? Ethik, Politik und Wissenschaft, wie sollten die drei Bereiche interagieren? Damit hängt die Frage zusammen, ob der Mensch einen freien Willen hat oder wir hackable sind, durch Algorithmen manipulierbar?

Die Coop von Kapitalismus, Wissenschaft und Militär in der von Europa bestimmten Neuzeit zeigt sich im militärisch-industriell-wissenschaftlichen Komplex. Es gibt auch eine industrielle Produktion von Unwissen, die im Stil der Wissenschaft auftritt.  Finanziert von der Tabakindustrie, konnte eine solche industrielle Erschaffung von Unwissen Jahrzehnte lang den Glauben aufrecht erhalten, dass das Rauchen nicht schadet. Aus solchen Fällen ist die neue Forschungsrichtung der Agnotologie, entstanden (2005, an der Universität Stanford). Wie eine solche kulturelle Erschaffung von Unwissen gelingt, untersucht der Arte-Film vom Februar 21 über Korrupte Wissenschaft. Beispielhaft darin die erfolgreiche Verwirrungsstrategie der Tabakindustrie und die Strategien der Industrien fossiler Energieträger, die uns in Bezug auf den menschengemachten Klimawandel zu verwirren versuchen. Das Thema Corona wird in dem Film nur gestreift.

Corona ist jedoch auch in diesem Frühjahr immer noch das heißeste Kulturkampfthema. Heißer als der Klimawandel, heißer die sich kontinuierlich weitende Schere zwischen als arm und reich (Piquetti). Kleines Beispiel aus meinem eigenen Journalistenleben: Zum ersten Mal in der langen Geschichte unserer sehr guten Zusammenarbeit lehnte kürzlich eine Redaktion den bei mir bestellten und pünktlich gelieferten Text ab. Der Auftrag war, am Beispiel von Harari über Innovationen zu schreiben, die von Menschen kommen, die anders ticken als die Mehrheit. Das Wort »Mainstream« solle ich in dem Text bitte nicht verwenden. Sie waren besorgt, dass das mich (bzw. die Redaktion) in die Querdenker-Ecke stellen würde. Dann lasse ich das Wort eben weg und beschreibe das Thema mit anderen Worten, antwortete ich. Sie waren einverstanden. Als der Text kam, lehnten sie ihn jedoch ab. Weshalb ich Außenseiter bringen Innovationen vor ein paar Tagen in mein Blog stellte; auf das kleine Honorar muss ich nun leider verzichten. 

Mir kommt diese Ablehnung vor wie vorauseilender Gehorsam. Ich verstehe die Angst, zu den Verrückten mit in die Schublade gesteckt zu werden, weil sich dort auch gefährliche Idioten tummeln. Aber auch Genies findet man dort – Harari und Buddha waren die Beispiele meinem Text, nicht Bodo Schiffmann oder David Icke.

Erst vor vier Monaten, am 29. Januar, habe ich über Wissenschaft geschrieben, veranlasst durch das die Welt erklärende Geschwurbel des Raik Garve, den eine gute Bekannte von mir damals sehr verehrte.

Die Ziele setzen andere

Meine Hauptantwort auf die vielen Fragen um die Wissenschaft (hier verstanden als Science) ist: Um die Welt zu erklären, ist Science eine feine Sache, besser als alles andere. Die Ziele aber müssen wir ihr setzen, wir in der Zivilgesellschaft! Die Zielfindung ist eine politisch-ethische Aufgabe, keine der Wahrheitsfindung, also keine wissenschaftliche. Nach der Frage »Ist das wahr oder falsch, Fakt oder Fiktion?«, kommt die ebenso wichtige Frage: »Ist das relevant?« Dort setzen nicht nur wir ambitionierten Weltverbesserer an, sondern auch die Institutionen, die Unwissen erzeugen: Sie verwirren uns in Bezug auf die Relevanz der Daten. Wenn sie das geschickt machen, kommen sie dabei ohne Fake-News aus und ohne Lügen.
Das Gefährlichste an der heutigen Wissenschaft ist ihre Beeinflussbarkeit durch Lobbys. Das dümmste an ihr ist ihr geringes Sprachbewusstsein: Sie geht geflissentlich über die Tatsache hinweg, die z.B. auch Ludwig Wittgenstein sein Leben lang beschäftigt hat (und vor ihm das Taodejing): dass sich Fakten nicht in Sprache ‚übersetzen‘ lassen. Fakten lassen sich darstellen, aber diese Darstellung ist eine Kunst voller Tücken. Als Produzentin von Faktendarstellungen agiert die Wissenschaft so als gelte uneingeschränkt, dass mehr davon immer auch besser ist. Die riesige und zudem atemberaubend schnell wachsende Menge an verfügbaren Fakten und vermeintlichen Fakten, die unsere heutige Zivilisation v.a. durch das Internet uns zumutet, flutet uns bis hin zur kompletten Verwirrung. Worauf unter alledem wir verzichten können und was davon wir weglassen müssen ist heute fast schon die wichtigere Frage wichtiger als die nach der Wahrheit eines einzelnen Faktums. 

Impfverweigerung?

Vor gut zwei Wochen habe ich mich impfen lassen. Berechtigt dazu war ich aufgrund meines Alters schon lange. Mitte Juni folgt die zweite Impfung. Dass einige Menschen und Unternehmen sich an der Herstellung von Vakzinen bereichern, sollte einen gesundheitsbewussten Menschen nicht davon abhalten, sich selbst und andere dadurch zu schützen, meine ich. Schützt das denn?, fragen mich die Impfgegner. Ja, es schützt. Wer sich nicht hat verwirren lassen, weiß dass es mehr (bzw. statistisch häufiger) schützt als schadet – die Langzeitfolgen kennt man bei sowas ja leider nie, und mit diesem Unwissen müssen wir wohl leben.

Im Kontext der Impfungen wird immer wieder auf die diversen industriellen Komplexe hingewiesen, die unsere Wirtschaft und damit indirekt auch unser Verhalten steuern. Ja, das tun sie. Impfverweigerung ist gegen diese Kräfte aber nur ein kindischer Protest, der (sorry, auch hier wieder eine Abwägung) mehr schadet, als nützt, individuell ebenso wie kollektiv. Deshalb stimme ich auch der Impfkampagne von Campact zu, die mit einem professionell gemachten 7-min-Film dafür wirbt. Dass der Film glatt gemacht ist und einseitig, sei’s drum – es ist ein Kampagnenfilm, keine wissenschaftliche Doku.

Für die Humorfähigen unter uns füge ich hier noch eine Vision der Impfgegner ein:

 

Meditation

Schonmal meditiert? Wenn nicht, ist das in diesen Zeiten der Infofluten und industriell produzierter Verwirrung wichtiger denn je. Hier ist der Link zu Kopfkino Adé, einem kostenlosen Webinar mit Regina Heckert vom BeFree-Institut. Seit 30 Jahren kenne und schätze ich sie, seit fünf Jahren arbeite ich eng mit ihr zusammen. Am 27. Mai um 19 h kannst du hier in einem nur einstündigen Workshop erfahren, wie du aus dem Kopfkino rauskommst und innere Ruhe findest. Das kannst du dann im ganzen Rest deines Lebens anwenden.

Hier noch ein aktuelles Interview mit Regina über die Arbeit einer Tantralehrerin in Zeiten von Corona und der Link zu ihrem BeFree-Tantra-Institut. 

Bachelor of Being

Vom 14.-16. Mai hatten wir vom Bachelor of Being ein Info-Wochenende zu dem von uns geplanten Prototyp eines fünfmonatigen Orientierungssemesters. Zwölf junge Menschen im Alter von 17 bis 23 kamen für zwei Tage auf den Kragenhof bei Kassel. Hochmotiviert checkten sie uns aus und prüften dabei auch ihre eigene Eignung für dieses Retreat zur Selbstfindung und Berufsorientierung – und verließen die Idylle in der Fuldaschleife am Sonntagnachmittag optimistisch bis euphorisch. 

Die Notwendigkeit einer Reform unseres Bildungswesens und von Orientierungszeiten für junge Erwachsene wird der Schwerpunkt meines nächsten Rundbriefs sein. 

Veranstaltungen mit mir  

Am 19. Juni beginnt der Eigen.Sinn-Summit zum Thema Ganzheitliche Berufsorientierung. Imke-Marie und ich sprechen dort über die inneren Future Skills und warum sie für den äußeren Wandel so bedeutsam sind.

Vom 1. bis 8. Juli bin ich voraussichtlich Teilnehmer des BeFree-Sommertreffs im Seminarhaus Pointner in Tirol.

Ende Oktober wird voraussichtlich unser erster BoB (Bachelor of Being) beginnen. Wir werden dort ein Haushalt sein, deshalb ist das Projekt nicht coronagefährdet. Anfang Juni starten wir dazu ein Crowdfunding zur Finanzierung dieses anspruchsvollen Bildungsprojektes.