War ich die dreißig Jahre der Connectionzeit ‚meiner Zeit voraus‘? Bin ich es vielleicht noch immer? Beim Ausräumen des Connectionhauses und Verschenken übrig gebliebener alter Hefte kommt es mir so vor als seien die Themen, die ich dort als Redakteur damals brachte, heute nicht mehr Randgruppenthemen, sondern Mainstream. Das gilt für Spiritualität, Ökologie, Sexualität und die ganzheitlichen Therapien. Für Politik und Wirtschaft allerdings gilt das nicht, da finden die Medien des Mainstream noch immer die Parteienpolitik interessant und die Erfolge und Misserfolge der einzelnen Unternehmen – das System, das sie produziert, wird nur selten untersucht. 

Wir haben uns damals »die großen Themen« vorgeknöpft: Liebe, Macht, Geld, Sex, Leben & Tod, Transzendenz, die Erde und die Erhaltung der Natur. Wir haben dabei von unserer Begeisterung gelebt, weniger vom Geld, das wir dennoch auch brauchten und das für uns Pioniere nur spärlich floss. Die Hoffnung ließ uns glauben, dass wir die Vorhut seien, unterbrochen von Zweifeln, ob uns das nur unsere Eitelkeit einredete. Ich nahm hohe Schulden auf mich, weil ich glaubte, wir seien ‚den anderen‘ voraus. Das waren wir auch, aber nicht immer findet der frühe Vogel den Wurm, oft bereitet er stattdessen anderen den Boden, die besser sind im Absahnen. 

Abschied

Das Connectionhaus habe ich nun abgegeben. Bis Mitte Dezember räume ich dort mein Zimmer aus, das ein paar Jahre lang mein Büro, Wohn- und Schlafzimmer war. Vor ein paar Tagen habe ich die Connectionhaus-Bibliothek abtransportieren lassen von einem befreundeten Unternehmer, der sie in einem Seminarhaus in Niederbayern, das erst noch zu gründen ist, wieder aufbauen will. Habe mich von Hunderten von Büchern verabschiedet, die mir etwas bedeuten, darunter das Insel-Taschenbuch »Vom Tod« von 1987 und die Jahrgänge der Zeitschrift »The Sun« von Sy Safransky, die ich so gerne gelesen habe (Sy hat mich hier auch einmal besucht), und von noch vielem, vielem anderen. 

Vier meiner Aktionäre sind in der Zeit der Connection AG verstorben. Auch in meinen Kreisen ‚geht der Tod um‘, mit all seinem Schrecken und all seiner Süße. Unerbittlich fordert er den Fokus aufs Wesentliche. Er »glaubte nicht und nannte jenes Land das gutgelegene, das immersüße – und tastete es ab für ihre Füße«, lese ich bei Rilke und bin einverstanden. Und auch hier, auch dies von Rilke: 

»Wie hab ich das gefühlt was Abschied heißt. 

Wie weiß ich’s noch: ein dunkles unverwundnes 

grausames Etwas, das ein Schönverbundnes 

noch einmal zeigt und hinhält und zerreißt.«

1980 entstand in diesem Haus im mittelfränkischen Langenfeld der Divya Ashram

Im Zuge dieses Abschieds bin ich auch an dem Haus mal wieder vorbeigekommen, in dem ich vor mehr als 38 Jahren einen Ashram und Meditationszentrum gründete und es im Zuge dessen umbaute, im mittelfränkischen Langenfeld, Hauptstr. 19, das historische Gasthaus direkt gegenüber der historischen Post. Dies war mein erstes eigenes »großes Projekt«. Ich habe es bald nach der Gründung wieder verlassen, weil ich zu meinem Meister nach Indien wollte. Das Anwesen wurde einige Jahre später ein tibetisches Meditationszentrum für Dagyab Kyabgön Rinpoches tantrische Gemeinschaft. Heute gastiert darin ein griechisches Restaurant. 

Zeitgeist

Wer das Narrative gestaltet, hat die Deutungshoheit. Das war schon immer so, aber erst heute dringt diese Tatsache ins Bewusstsein sehr vieler Menschen ein. Noch immer deutlich weniger bewusst ist uns Heutigen allerdings der Unterschied zwischen Fakt und Fiktion und der Fakt, dass jede Identität Fiktion ist. Alle Kultur, Kommunikation, Gesellschaft und Identität basiert auf Fiktion. Das Naschen vom Baum der Erkenntnis im abrahamitischen Urmythus interpretiert den Beginn dieser Fiktionen metaphorisch. Einen Ausweg aus dem Leiden durch Erkenntnis (per Benennung und Narration) bietet erst die Rückkehr ins Leben. 

Diese Einsicht und wohl erst diese würde aus den Miseren des sogenannten Postfaktischen hinausführen, meine ich. Brexit und Trumpismus, Jair Bolsonaro und die anderen Rechtspopulisten, auch die AfD und die Popularität der Verschwörungsideologien, alles das hat damit zu tun, dass die Massenhypnosen nicht als solche erkannt werden. Wir Menschen sind suggestibel vor allem durch sprachlich induzierte Hypnosen. Sprache funktioniert magisch. Fiktionen wirken magisch, das ist Fakt. Bin ich auch hierin Vorläufer einer Einsicht, die bald mehr Menschen erfasst? Auch die Vorhut kann sich irren, ja klar, sie umso mehr, aber sie wagt es immerhin neu zu denken. 

Autobahnraststätten

Jetzt wieder ganz profan, zu meinem Leben im Wohnmobil, das mir einen neuen Blick auf Deutschland ermöglicht, wie ich hier schon ein paar Mal erwähnt habe. Als Wohnmobilist bin ich viel auf Autobahnen unterwegs und auf den dortigen Raststätten und Parkplätzen. Dabei wächst in mir das Mitgefühl nicht nur für die durch unsere Art der Zivilisation geschundene Natur, sondern auch für LKW-Fahrer und andere Vielfahrer. Ein Artikel der Münsteraner Perspektive Daily hat sich mit den wirtschaftlichen Hintergründen der dortigen Zustände befasst. 

Links

Mama, darf ich diesen Apfel essen? Nein, es ist eine Zwiebel. Kind: Doch, es ist ein Apfel!!! Mama: Nein, es ist kein Apfel. Kind: Doch!!!!! Dann iss ihn, sagt die Mutter, und das Kind isst den Apfel, der eigentlich eine Zwiebel ist und bleibt dabei tapfer. Wie schwer ist es doch, einen Glauben loszulassen, auch wenn die sinnliche Erfahrung ihm krass widerspricht.

Es gibt so viel Schönheit in der Welt! Natürliche und von Menschen gemachte. Hier ein Tanz unter Wasser von der Freediverin Julie Gautier. In einem Becken von 10 Meter Tiefe tanzt sie minutenlang auf dem Boden und steigt dann graziös auf. Unter Wasser fühlt sie sich still und friedlich, sagt sie, dort braucht sie weniger Sauerstoff. Das Meerwasser ist unsere Heimat, so empfinde auch ich es und habe dieses Gefühl in meinem Buch Das Tao des Wassers auszudrücken versucht. 

Sollten wir die Massentierhaltung abschaffen? Ja, klar! Die meisten von uns würden dem zustimmen. Am besten wäre es, auf Fleisch, Geflügel und Fisch völlig zu verzichten (das tue ich seit 41 Jahren), denn 98% allen Fleisches kommt aus der Massentierhaltung. Deutschland ist einer der größten Fleischexporteure der Welt. Auch kleine Schritte in Richtung auf veganes Essen bringen etwas, dafür plädiert dieses beeindruckende Video zum Weitergeben – uns selbst hilft es und den Tieren noch viel mehr.

Veranstaltungen  

Am kommenden WE 24./25. November leite ich in Heidelberg den Humorworkshop: »Sind wir komisch?«. Sa 10-18 h, So 9-16 h. Kostenpunkt 190 €. Für Paare 320 €. In der Praxis für Physiotherapie und Yoga in der Landhausstr. 17. Wir sind jetzt 16 Teilnehmer – 9 Frauen, 7 Männer. Ein bisschen Platz haben wir noch für 2-3 Last-minute-Bucher, im Yogastudio in der Landhausstr. 17. Weitere Infos auf bewusstseinserheiterung.info. Anmeldung bei mir oder bei ulmuta@gmx.de. Übernachtungsplätze bietet Steffis Hostel (Mehrbettzimmer für 23 €).

Danach gibt es erst am 26. bis 28. April 2019 wieder einen Humorworkshop: im Sinnesart-Zentrum in Dresden. 

Vom 28. Dezember bis 2. Januar bin ich im BeFree-Tantra Silvester-Retreat.

Von Mitte Januar bis Anfang April 2019 wohne ich auf La Palma, hauptsächlich in Puerto Tazacorte. 13./14. April bin ich wieder im BecomeLove, das diesmal voraussichtlich im frisch renovierten Gut Pommritz in der Niederlausitz stattfindet.