Ich schreibe sehr gerne. So sehr, dass ich am liebsten jede Woche einen Rundbrief rausbringen würde. Wenn mich die Wellen des Lebens jedoch kurzerhand und ungefagt mitnehmen (ein Übergriff!), vergeht trotzdem manchmal ein ganzer Monat, bis ich wieder einen davon fertig habe. So war es im Oktober. 

Gemeinschaftlich wohnen

Seit 1.11.2018 bin ich nicht mehr für das Connectionhaus verantwortlich. Für mich war das ein Feiertag. Auch für die anderen Bewohner des Hauses ist der Übergang hoffentlich etwas Gutes – ja, ich denke, dass es gut ist, denn nun haben David und Marcel von der SauRiassl GmbH übernommen und realisieren dort mit den Bewohnern ein weiteres Projekt nach dem Prinzip des Mietshäusersyndikats. Bald gibt es dazu auch einen Workshop, der das gemeinschaftliche Wohnen zum Thema hat, für die jetzigen Bewohner kostenlos, Interessenten von außen zahlen einen Beitrag.

Weniger ist genug

Für mich geht das Leben im Wohnmobil weiter. Nicht immer ist weniger mehr, aber weniger ist in diesem Falle für mich genug, sogar reichlich fühlt es sich an. Ich reduziere meine Heimstatt mit dem Umzug auf ein 5,40 m langes Wohnmobil und bin nun nun so auch dinglich aufs Wesentliche reduziert. Mein kleiner Protest gegen die Zuvielisation und das diesem Wirtschaftssystem innewohnende Wachstum, das unseren Biotop ruiniert. Das ist ja nicht nur für unsere Erdheimat ruiniös, die auf diese Weise ausgeplündert und zugemüllt wird. Es ruiniert auch unsere Psyche, die so ständig mit 10.000 Dingen beschäftigt ist, zwischen denen wir auswählen müssen oder wollen, und die wir dann verwalten, pflegen und schützen wollen oder müssen, und um die wir nun bangen, weil nichts sicher ist.

Leben auf der Straße

Deutschland und seine Bevölkerung habe ich ja bisher mehr vom Schreibtisch aus betrachtet. Das Leben im Wohnmobil auf den Straßen bringt mich diesem Land auf andere Weise nahe. Ich bewege mich auf Autobahnen und Parkplätzen, in Städten, Wäldern und an Seen, dazwischen an Tankstellen und im Discounter zum Einkaufen. Ich besuche Freunde in ihren Zwei- bis Drei-Zimmerwohnungen oder Einfamilienhäusern, warte an der Ampel, durchfahre Baustellen und sehe überall Schilder mit Werbung oder Hinweisen der Behörden. Ein Vagabunden- und Reiseleben. Beweglich und in gewisser Weise heimatlos. Nun wird es draußen kalt. Wo stelle ich mein Auto unter, wenn ich ab Anfang Januar für drei Monate auf einer kanarischen Insel bin? Hat jemand einen Tipp? 

Posthum begehrt

Es überrascht und freut mich, dass ich so gut aufgenommen werde unter den ehemaligen Connection-Lesern und mitmachenden Co-Kreativen, das hatte ich nicht erwartet. Aus Zwickau schreibt mich Jörn Martin an, er bedauert, dass es Connection nicht mehr gibt – wo gäbe es denn nun neben Happinez & Co noch eine anspruchsvolle spirituelle Zeitschrift? Er hat dort eine Werbeagentur und Stadtzeitung und überlegt, ob es Sinn macht, wieder ‚eine solche Qualitätszeitschrift‘ wie Connection entstehen zu lassen. 

Den Fans von anno dazumal und neu Hinzugekommenen möchte ich bei dieser Gelegenheit nochmal die drei Best-of-Bände empfehlen, die der Adecis-Verlag kürzlich herausgegeben hat. Ihr könnt sie über Syntropia portofrei beziehen oder über eure Buchhandlung. Ein vierter Band über Ökologie ist im Entstehen. 

Techniken

Was mich auch noch unerwartet sehr beschäftigt, sind technische Fragen im Zusammenhang mit dem Leben im Wohnmobil. Die Wasser- und Stromkreisläufe, das Heizen mit Gas, die ortsabhängige Qualität der Internetverbindung, das sichere Telefonieren während der Autofahrt, das digitale Ablegen von Büchern, Musik und Filmen. Ich lerne dazu und würde gerne noch viel mehr lernen. Die digitale, global vernetzte Welt finde ich spannend. Nahrung soll lokal produziert werden, das Heizen von der Sonne kommen, am besten auch der Treibstoff, aber die kommunikative Vernetzung darf gerne global sein. Mein Lese-Input läuft zu gut 40% auf Deutsch, 40% auf Englisch, 10% Spanisch, ein bisschen Französisch und andere Sprachen kommen hinzu. Plus Filme, sofern ich Zeit dafür habe. Und Musik! Die habe ich während meiner Printmacherjahre vernachlässigt.  

Meine drei Jahre mit Flüchtlingen

Nun habe ich fast drei Jahre lang mit Flüchtlingen zusammengelebt. Zuerst waren es Afghanen und Syrer, dann Somalis und Eritreer. Sie sind individuell SEHR verschieden – »die Flüchtlinge«, das gibt es eigentlich nicht. Eher der Umgang »der Behörden« mit ihnen. Der ist zwar auch verschieden, aber einheitlich in der Hinsicht, dass sie hauptsächlich nur verwaltet werden, meist sinnlos und auf Kosten der Menschlichkeit, kostspielig und ‚am Kunden vorbei‘.

Die meisten der Flüchtlinge sind junge Männer, die viel Schlimmes erlebt haben und nun eine gute Führung bräuchten. Die wird ihnen nicht gewährt, sondern sie werden einer kafkaesken Bürokratie ausgesetzt, die sie zermürbt und verzweifeln lässt. Auch die gutwilligen Helfer zermürbt das, bald sind sie ausgebrannt und schmeißen das Handtuch. Oft sind Sprachkenntnisse das Hindernis der Integration. Deutsch zu lernen ist für die Flüchtlinge schwierig. Basic English würde helfen, aber dazu bräuchte es eine weltweite Initiative, das überall anzubieten. Das würde viele der aktuellen Weltprobleme lindern. 

Basic English für alle

In diesem Zusammenhang möchte ich auch Volt erwähnen, die erst 2017 gegründetete, junge pro- und pan-europäische Partei, die es wagt, von allen in Brüssel und Straßburg agierenden Politikern wenigstens Basic English zu verlangen. Das würde die dortigen enormen Übersetzungskosten reduzieren und natürlich auch anderweitig helfen. Wenn alle auf der Welt in den Grundschulen Basic English lernen würden, ich bin überzeugt, dass wir dann mehr Frieden auf der Welt hätten. Und einreisende Migranten könnten viel schneller irgendwo mitarbeiten, was sie freut, sie integriert und die Behörden finanziell entlastet. Die imperiale Vergangenheit dieser Weltsprache sollte man nicht vergessen, aber aus Trotz deshalb auf die Vorteile der Verständigung zu verzichten, das wäre dumm.

Sex für Profis, der Start

Neu ist für mich nicht nur das Reiseleben, sondern auch, dass das Projekt »Sex für Profis« nun an den Start geht. Es ist ein Bildungsprojekt für Menschen, die beruflich in besonderer Weise mit Sexualität zu tun haben, wie Coaches, Paarberater, Masseure, Physiotherapeuten, alles medizinische Personal, Altenpfleger, Pädagogen, Seelsorger, Psychotherapeuten und viele andere. Neben der systemischen Paartherapeutin Manuela Komorek führe ich dort die Interviews und bringe meine Kenntnisse als Tantriker und langjähriger Autor zu sexuellen und körpertherapeutischen Themen ein. Sex interessiert mich seit ich denken kann, und das nicht nur praktisch, sondern auch theoretisch. Liebe ist die größe Quelle von Lebensglück, ihr Fehlen ein individuelles und kollektives Desaster. Und die körperliche Liebe, die Sexualität, gehört mit dazu. 

Alles ein Hoax?

Was die Spritualität anbelangt, zu der ich ebenso oft befragt werde wie zu sexuellen Themen, will ich nochmal auf Vikram Gandhis großartigen Dokumentarfilm Kumaré hinweisen, der sich mit der Placebo-Wirkung von Spiritualität und Religion befasst. Und damit auch gleich auf meinen Humorworkshop in Heidelberg, am 24./25. November hinweisen, für den sich bisher sieben Männer und neun Frauen angemeldet haben. Wir brauchen da also noch zwei Quotenmänner! Humor ist ein Aphrodisiakum, habe ich an anderer Stelle behauptet. Was braucht es sonst noch an Lockmittel? Eine Preisreduktion für Männer? Das Tantra-Heft über Männerlüste als Geschenk zur Vorbereitung? Die Anmeldung läuft über die Lachyogini Ulrike Müller (oder über mich, Ulrike ist grad auf Reisen) – und den Workshop gibt es wirklich. 

Die Zeiten ändern sich

Heute gibt es in München mehr als tausend vegetarischen Restaurants, sagt eine aktuelle Studie (von Frederik Betz, Caterwings). Als ich 1981 nach meiner vierten Indienreise nach Deutschland zurückkam, gab es in München nur ein einziges vegetarisches Restaurant, das La Tierra in der Amalienstraße. Ich war damals seit vier Jahren Vegetarier und bereitete mir meine Mahlzeiten überwiegend selbst. Vegetarisch ausgebildete Köche gab es in Deutschland nicht. Das La Tierra hatte nur abends offen, und es gab dort jeweils nur zwei Gerichte, ein gekochtes und ein Rohkostgericht (Salat). Ein paar Wochen lang machte ich dort das Abendessen, zusammen mit meiner Freundin – sie den Salat, ich das warme Essen, dann umgekehrt, wir wechselten einander ab. 

Nun lese ich, dass es in München mehr als tausend Veggie-Restaurants gibt, auch wenn die Anzahl der Vegetarier in Deutschland leider immer noch im einstelligen Bereich liegt. Vor allem Männer essen viel Fleisch, die Vegetarier unter ihnen liegen bei etwa zwei bis drei Prozent. Bin ich also immer noch ein Einhorn? 

»Reite das Einhorn – auf der Überholspur zur Erleuchtung« heißt übrigens das von mir aus dem Amerikanischen übersetzte Buch des Humoristen und Heilers JP Sears, es ist Anfang September im Arkana Verlag erschienen. JP ist so radikal, schonungslos, ernüchterd und befreiend witzig, dass es selbst mir hart gesottenem Skeptiker beim Lesen und Übersetzen (vorigen Winter auf La Palma) manchmal die Schuhe auszog. Humor als radikaler spiritueller Weg, der »aufs Ganze« geht? Ja, bitte, es funktioniert! Und ich bin nicht (mehr) der einzige, der das vertritt.

Links

Ein Freund von mir, der Raphael Bolius, lebt als Grafiker in Portugal, im Alentejo. Sein Geld verdient er als mit Webdesign. Für ökologische, soziale oder kulturelle Projekte, die sich keinen Webdesigner leisten können, bietet er eine Webseite gratis an. Wer Geld hat, darf ihn mit einer Spende unterstützen. Wer kein Geld hat und ein gutes Projekt, den unterstützt er nach Prüfung des Projektes trotzdem. 

Haben Tiere es besser als Menschen? Nicht in jedem Fall, meine ich, und auch unter Tieren gibt es Fälle, wo es die Männer nicht so gut haben. Bei den Staubläusen zum Beispiel. Deren Penisse haben nämlich Widerhaken, aber es sind die Penisse der Frauen, nicht die der Männer! Gibt es die Widerhaken, weil die Frauen längeren Sex haben wollen??? Trotz allem Genuss am längeren Sex, möchte ich dann doch lieber keine Staublaus sein.

Und wer von diesen Meldungen noch nicht genug hat und sich für Wirtschaft interessiert: Hier wird Wirtschaftspolitik mal verständlich erklärt anhand von zwei Kühen.

Veranstaltungen  

Am 11. November von 14 bis 17 h leite ich in Aschheim bei München einen kurzen Humorworkshop zum Thema »Von der Tragik zur Komik – Humor macht das Leben leichter«. Der ganze Tag ist dem Humor gewidmet. Es geht um 9.30 h los, da spricht die Sibylle Beyer darüber, was passiert, »wenn das Gehirn nicht bei Verstand ist«. Dann kommt die Schauspielerin und Autorin Eva-Maria Admiral mit »Schreib dein Lebensdrehbuch neu! – es ist nie zu spät für ein geglücktes Leben.« Am Nachmittag bin ich dran. Der ganze Tag kostet 35 €, für Vereinsmitglieder des Lebensfreude e.V. nur 15 €.

Am 24./25. November gibt es den eben schon erwähnten Humorworkshop: »Sind wir komisch?«. Sa 10-18 h, So 9-16 h, in Heidelberg. Kosten 190 €. Für Paare 320 €. Ort: die Praxis für Physiotherapie und Yoga in der Landhausstr. 17. Weitere Infos auf bewusstseinserheiterung.info. Anmeldung für Vortrag & Workshop in HD jetzt bei bei mir (schneider@connection.de). Günstige Übernachtungsplätze bietet Steffis Hostel (Mehrbettzimmer für 23 €).

Danach gibt es erst am 26. bis 28. April 2019 wieder einen Humorworkshop mit mir: im Sinnesart-Zentrum in Dresden. 

Von Mitte Januar bis Anfang April 2019 bin ich auf La Palma, die meiste Zeit in Puerto Tazacorte. 13./14. April bin ich voraussichtlich wieder im BecomeLove, das diesmal voraussichtlich im frisch renovierten Gut Pommritz in der Niederlausitz stattfindet.