Fritjof Capra nannte sein Buch The Turning Point von 1982 auf Deutsch Wendezeit. Damals empfanden viele in der New-Age-Bewegung ihre Zeit, die der 80er Jahre, als Epoche, in der die alte Welt der Fragmentierung, des Egoismus und der Ausbeutung von Mensch und Natur zu Ende gehe und eine neue heraufdämmere: The Age of Aquarius, das Wassermannzeitalter. 

Blickt man heute auf diese Zeit zurück, muss man jedoch sagen, dass das Leben in den westlichen Ländern in vieler Hinsicht damals besser war, auch für die unteren Schichten der Gesellschaft. Jedenfalls war der Optimismus größer. Trotz technologischer Neuerungen wie dem Internet und Smartphone hat sich das Leben derer, die »in den Genuss« dieser Neuerungen kamen, in den genannten Ländern seit den 90er und 00er Jahren eher verschlechtert. Schlimmer noch als das immerhin bisher nur leichte Absinken des Lebensstandards auf immer noch hohem Niveau ist, dass der subjektiv empfundene Reichtum an Zeit offenbar verronnen ist. Heute hat kaum mehr jemand Zeit, und alle sind irgendwie besorgt. Das war wohl nichts, damals, mit der Morgendämmerung einer neuen, glücklicheren Epoche der Menscheit, trotz sexueller Revolution in den 60ern, spirituellem Aufbruch in den 70ern und dem Ende des Kalten Kriegs 1989. Vielleicht wird der Einschnitt der Corona-Pandemie von Historikern eines Tages als eine Wende bezeichnet werden, die so epochal sein wird wie das Entstehen des Internets und dann der Smartphones. Eine Wende zum Besseren oder zum Schlechteren? Wie gerne würde ich das erste glauben.

Einsicht, Humor, Schönheit, Sterben

Es gibt jedoch Einsichten, die uns zugänglich sind: Charles Eisenstein schreibt (auf Englisch) über QAnon, Trumpismus, Umgang mit Narrativen und wie leicht wir uns täuschen lassen.

Und es gibt was zu lachen, hier ein bisschen historisch, aber immer noch gut, mit dem unvergleichlichen Hape Kerkeling als Therapeutin (18 min), wie sie die Geheimnisse guter Beziehungen enthüllt: »Liebe ist Arbeit, Arbeit, Arbeit!«

Und es gibt Schönheit! Hier umspielt auch von Trauer über die Dummheit des Homo sapiens: Yann Arthus-Bertrand hat wieder mal einen grandiosen Film erschaffen, »Human« heißt er, über das Los der Menschen auf unserem schönen Planeten. Mehr als drei Stunden lang geht die Version des director’s cut! Da sieht man Gesichter frontal in die Kamera blicken und in ihrer Muttersprache ihr Innerstes preisgeben, mit U-Titeln auf Englisch, über Gewalt und Liebe, Leben und Tod. Abwechselnd mit Luftaufnahmen berückend schöner Landschaften, in denen sich winzig kleine Menschen bewegen: So klein sind wir, inmitten der Natur, die wir glauben uns unterwerfen zu können.

Die meisten von uns wollen anders sterben: Spektrum.de informiert über Palliativmedizin und Patientenverfügungen.

Wir sind im Anthropozän angekommen. Nicht nur wegen Artensterben und Erderwärmung, sondern auch, was das von Menschen produzierte Gewicht anbelangt: Die von Menschen gemachten Produkte aus Beton, Stahl, Plastik usw wiegen seit dem Jahr 2020 mehr als 1.1 Teratonnen. Das ist mehr als die gesamte Biomasse des Planeten inklusive aller Pflanzen, auch der Wälder.

The Great Reckoning, die große Abrechnung: In dem spirituell-literarischen Magazin The Sun, das man zur Zeit ohne Paywall lesen kann, findest du ein Interview mit Eileen Crist über die Ausplünderung unseres Planeten. Meine Begegnung mit Sy Safransky, dem Gründer dieser Zeitschrift im Frühjahr 1992 habe ich noch gut in Erinnerung. Nach einer Zeit im Mainstream-Journalismus hatte er den verlassen, weil er merkte, dass die wahren Nachrichten die sind, die uns verbinden (»which connect us«). Also haben wir uns connected, und ich blieb Zeit meines Lebens ein Fan dieser Zeitschrift, die »wie durch ein Wunder überlebtm hat« (O-Ton Sy). Meine nicht. Schade. Einige Spezies sterben eben aus. Bis Ende dieses Jahrhundert werden circa 50% der Spezies von Gaia aussterben, sagt die von The Sun interviewte Forscherin Eileen Crist. Solch ein Tod ist viel schlimmer als der einer winzigen Zeitschrift, die auf dem neoliberalen Weltmarkt zu überleben versucht. Und auch Homo sapiens steht auf der Liste der gefährdeten Arten.

Währenddessen nehmen die Rüstungsausgaben auf Planet Erde noch zu, schreibt das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri: 2019 um 8,5 % gegenüber 2018 und um 15% gegenüber 2015 auf nun 361 Milliarden US$. 

Zum Schluss noch was Versöhnliches, ein 10 min Kurzfilm von Peterson da Cruz & Zurcaroh: The Refuge, über ein kleines Mädchen, das bei einem Streit seiner Eltern in den Wald flieht und dort in einem alten Fabrikgebäude eine Gruppe von Akrobaten und Tänzern findet, die …. schau selbst – hier kannst du 10 min lang mitfühlen, staunen, bewundern und weinen vor Freude.

Und noch was Schönes: Die ARD hat kürzlich einen 43 min langen Film über Zeit, Leben, Tod, Musik und Zen gemacht, einen Versuch über die Zeit nennen sie ihn. 

Bürokratiotie

In der Not wird man erfinderisch: Meine neueste Begriffsschöpfung ist die des Berufs »Bürokratiot«. Statt Religioten oder Covidioten, was ja beides ziemlich unfaire Etiketten sind, finde ich, dass die Bürokratioten es nicht anders verdient haben. Ich hoffe, dass sich das Wort durchsetzt und die Gesellschaft für deutsche Sprache nach Ablauf von 2021 es zum »Wort des Jahres« ernennen wird. Der ich seit Jahrzehnten unter Bürokratie leide und deshalb Hinweise der folgenden Art ertragen muss: »Du hast ein Ding damit! Schau dir mal an, was das mit dir zu tun hat!«, für mich bedeutet diese Erfindung Erleichterung, fast schon Heilung. Vielleicht schaffe ich es zu Lebzeiten noch, als Jäger und Sammler (ein bisschen retro darf doch wohl sein) mich an immer neuen Fundstücken, welche die Bürokratiotie als Geißel der Menschheit belegen, zu erfreuen, anstatt mich darüber zu ärgern.

Spendet!

Zur (Vor)Weihnachtszeit wird viel gespendet. In diesem Corona-Jahr gibt es wohl einige mehr Anlässe als zuvor, manche davon in direkter Umgebung, wo dem einen und der anderen vollends unerwartet und unverschuldet Einkünfte weggebrochen sind. Besonders betroffen sind bekanntermaßen die „Solo-Selbstständigen“, und so leider auch ich.

70% meiner Arbeit habe ich seit dem Ende meines Verlags im Jahre 2015 ohnehin unentgeltlich erbracht, ehrenamtlich. In diesem Jahr habe ich kaum etwas eingenommen, sodass aktuell ungefähr die Hälfte des Wenigen von meiner Krankenversicherung aufgefressen wird, die ich als ewig Selbständiger einem Gesundheitssystem »spende«, das ich nur bedingt gutheiße. Ich gehöre zwar zu den Glücklichen, bei denen das kaum auf die Laune schlägt, dennoch: mit ein bisschen mehr Geld würde mir diese Arbeit leichter von der Hand gehen. Oft wurde mir angeboten, in meinen Rundbrief Werbung aufzunehmen oder PR, das habe ich ausnahmslos abgelehnt. Ich möchte meine journalistische Arbeit, die hier euch Lesern meiner Rundbriefe zugute kommt, weiterhin unbeeinflusst von Werbebotschaften machen. Und an den Büchern weiterarbeiten, die zu schreiben ich begonnen habe, die aber wegen u.a. Bürokratie (s.o.) und Geldverdienenmüssen noch in der Pipeline stecken. Deshalb bitte ich diejenigen unter euch, die ein üppiges Gehalt oder eine reichliche Rente haben (ich bekomme null Rente): Vielleicht mögt ihr dieses Jahr bei euren Weihnachtsspenden auch an mich denken.

Konkreter: Ich möchte mir für das Verfassen meiner nächsten Bücher demnächst das vielgelobte Papyrus-Programm kaufen. Es kostet 179 €. Du kannst mir also diesen Betrag überweisen und dazu schreiben »Für das Papyrus Schreibprogramm«. Dann werde ich beim Aufrufen dieses Programms immer an dich denken … na ja, fast immer, mensch ist ja vergesslich. Oder du überweist mir einmal 1000 €, das reicht für einen ganzen Monat, in dem ich dann konzentriert an meinem Buch über das Humortraining im Alltag arbeiten werde. Oder sonst irgendeinen Betrag ohne Angabe eines Zwecks. Bitte erstmal eine Mail an schneider@connection.de, dann verrate ich dir meine Kontonummer.

Veranstaltungen mit mir  

• Das Silvester-Retreat von BeFree wird leider wegen aktuell verschärften Lockdown nicht stattfinden. Fürs das Seminar an Ostern hingegen sieht es gut aus.

• Mein/unser Seminarplan für 2021 steht noch nicht, auch das wegen Corona. Bei BeFree bin ich jedenfalls weiterhin dabei, und ich möchte auch die geplanten Visionseminare, Humorworkshops und Beziehungsworkshops durchführen und auch unseren im Oktober beginnenden, nicht durch Corona gefährdeten (wir werden dort ein Haushalt sein, zudem auf einer Halbinsel) Bachelor of Being.

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