So ein Durcheinander. Wohin nur mit mir?

»Mensch, werde wesentlich!« Ähnlich dem aus der Antike überlieferten Motto »Mensch, erkenne dich selbst«, ist dieser Aufruf heute aktueller denn je. Denn heute ist es normal, in einer Sinn- oder Orientierungskrise zu sein. Wer das nicht ist, dem fehlt es an Intelligenz, sage ich den Krisengeschüttelten gerne. (Und tue auch in meinen Workshops, wie dem im Upleven Ende November und dem gerade neu Kreierten Ende Januar in der Wilden Rose).

Ist ja nett, die Krise mit ein bisschen Lob der Intelligenz verschönert zu kommen, antworten sie mir dann. Aber wie kommen wir da wieder raus?

Meine Zeitschrift Connection nannte ich damals »das Magazin fürs Wesentliche«. Das klingt auch heute noch ein bisschen arrogant. Mein Anspruch ist aber nicht, dass ich wüsste, was wesentlich ist, sondern dass es für jeden selbst drauf ankommt, unter all dem Info-Müll das Wesentliche zu finden.

Wie macht man das?

Priorisiere!

Die Gurus, welche die choiceless awareness gepredigt haben, mögen sie selig ruhen in ihrer Weisheit, denn auch sie haben irgendwie Recht. Im Absoluten haben sie Recht! Im Bereich des Relativen aber müssen wir Entscheidungen treffen. Die verlangen Priorisierung, und die wiederum verlangt Bewertung. Also müssen wir auch das don’t judge auf den Müll werfen, denn Nicht-zu-urteilen, das gilt nur im Absoluten. Genauer: es gilt in den ersten Sekundenbruchteilen der Wahrnehmung dessen, was der Fall ist. Da müssen wir schonungslos sein gegenüber unseren Vorbehalten und Filtern der Wahrnehmung, um wirklich wahrnehmen zu können, was Sache ist. 

Sound judgement

In den darauffolgenden Sekunden aber ist es für die Qualität unseres irdischen Lebens entscheidend, dass wir gut urteilen. Sound judgement heißt es auf Englisch, wobei im Wort sound das Hören mitschwingt, mehr als das Sehen. Das Hören als yin, der mehr weibliche Sinn, der das Intuieren erleichtert. 

Immanuel Kant hat über die Fähigkeit des Urteilens sein drittes Hauptwerk geschrieben, die Kritik der Urteilskraft. Dieses Werk von Kant, vielen gilt er als der größte Philosoph der europäischen Aufklärung, ist nun nicht etwas, dass wir heute im Szene-Slang als mindfuck bezeichnen sollten, als eine mentale Kopfgeburt. Immerhin beschäftigt er sich darin eingehend mit Ästhetik. Außerdem mit »Zweckmäßigkeit« als Wort für etwas, das wir heute eher Sinn oder Ganzheitlichkeit nennen würden. 

KI und die Infomülltsunamis

Ich habe neulich schon gesagt, dass ich gerade Hararis neues Buch Nexus höre, über die Themen Information, Kommunikation und die Gefahren von AI. Es ist so anspruchsvoll, dass es wohl keine so große Leserschaft erreichen wird wie seine Kurze Geschichte der Menschheit, das potenziell meist verkaufte Sachbuch der Welt. Es fokussiert jedoch auf höchst kognitiv intelligente Weise auf das vielleicht wichtigste Thema unserer Zeit: Wie gehen wir mit Information versus Desinformation um? Anders gesagt: Was halten wir für wahr und was für wesentlich? Hier spricht Harari unter der Überschrift »We are on the verge of destroying ourselves« mit Walter Isaacson von Amanpour & Co (CNN, 18 min, im Sept 24) über dieses Buch und darüber, wie wir uns mit von Ki zusammen gestelltem Infomüll zuschütten.

Den Impakt dieses Buchs für die Zukunft unserer Welt halte ich für ähnlich wuchtig wie den seiner ersten drei großen Bücher. Silicon Valley wird in der ‚Zeit nach Nexus‘ nicht mehr so weitermachen können wie bisher, haha. Es braucht ja nun statt n.u.Z oder n.Chr. eine neue Zeitrechnung. Vielleicht sowas wir n.n., nach Nexus? Google & Co werden darüber nicht erfreut sein. Jedenfalls ist eine Revolution in Bezug auf die Art, wie wir Menschen mit Information umgehen, überfällig. 

Massenhafte Verbreitung von Wahnsinn

Die Revolutionen, wie sie der Rotationspresse von Gutenberg und dem Internet folgten, waren ja beide entgegen landläufiger Meinung keine zivilisatorischen Fortschritte. Stattdessen brachten sie eine Explosion von größtenteils höchst schädlichem Infomüll. Dazu zählt auch die massenhafte Verbreitung der diversen von Menschen gemachten Heiligen Schriften, die zu Religionskriegen in nie vorher dagewesener Größe und Brutalität führten. Diese Schriften werden ja auch heute noch von vielen verehrt und führen weiterhin zu Religionskriegen. Sie enthalten jedoch, wenn man darin nach sowas sucht, auch einige Weisheit. Schlimmer wirkte damals der Bestseller Hexenhammer (malleus maleficarum) des Theologen und Inquisitors Heinrich Kramer. Im Europa der beginnenden Neuzeit führte diese Anleitung zur Denunziation, Verfolgung, Folterung und Hinrichtung von Hexen zu einer Explosion an misogynem und klerikalem Wahnsinn, wie es ihn nie vorher irgendwo auf der Welt gegeben hatte.

Verlust als Grundproblem

Wer sich nicht mit den üblichen Aufforderungen »schau nach innen, sei achtsam« begnügen will, sondern ein paar weitere Minuten lang auf (haha, jetzt aber) intellektuell hohem Niveau gebrieft werden will, lese bitte diese Analyse von Jens Woitas zu Andreas Reckwitz neuem Buch über Verlust als Grundproblem der Moderne. Es ist dies eine kluge Analyse der aktuellen sozio-politischen Situation, die von so vielen als Katastrophe bezeichnet wird. Eine Analyse jenseits der üblichen Gräben: hier der polit-mediale Mainstream, den ich nach wie vor nicht ignorieren will; dort die Systemopposition, zu er ich mich weltanschaulich zähle.

Die große Kluft

Allein die Worte, Reckwitz einen Vertreter des polit-medialen Mainstreams zu nennen und zu sagen, er sei »kein Systemoppositioneller«, benennt diese Kluft deutlich, auch wenn sie neue Schubladen öffnen. Polit-medialer Mainstream! Das ist wohl sowas wie der »militärisch-industrielle Komplex« oder der »pharmazeutisch-medizinische Komplex«. Ein weiteres Dickschiff. Von außen gesehen eine Bastion der Selbstgerechtigkeit, ein ineinandergreifendes Räderwerk von hauptsächlich in Massentrance befindlichen Mitläufern, eine Bubble im Größenwahn – sage ich als Kritiker dieses Systems. Welches sich, darin stimme ich Reckwitz zu, auf dem Weg zum Suizid befindet. Meine Antwort auf den von ihm diagnostizierten Verlust geht jedoch noch weiter: Im Äußeren brauchen wir Verzicht, Minimalismus, Degrowth; im Inneren Selbstliebe, Meditation, persönliches Reifen. Beides zusammengefasst wäre: Weisheit.

Opfer und Täter

Nun wieder in dem Sumpf der Politik, mit der so viele nichts mehr zu tun haben wollen, oft bis hin zur Weigerung überhaupt noch irgendwelche politischen Nachrichten in sich aufzunehmen. Ein Beispiel der üblichen Feindbildproduktion des Westens wie sie exemplarisch die FAZ vorführt, die sich unverdrossen weiterhin zu den top Qualitätsmedien in deutscher Sprache zählt. Deren Kommentare lese ich regelmäßig in der mir gratis zugespielten verkürzten Form als Praxis einer Information ‚outside my bubble‘. Was die Fakten anbelangt, die Zusammenhänge und das Diktum dieser polit-medial konformen Schuldzuweisung, ließe sich diesem Kommentar leicht etwas entgegnen. Leider wohl ohne die Perspektive der FAZ auf diesen Konflikt auch nur minimal vom Bisherigen abbringen zu können. 

Deshalb ist meine Antwort hierauf: Frieden, Kreativität, Souveränität und persönliches Glück sind nur möglich ausgehend von der Ebene, auf der keine Schuld mehr zugewiesen wird. Wie der Sufi-Dichter Rumi es so schön sagt: Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort, dort treffen wir uns! »Du bist der Täter, ich das Opfer« ist eine Schuldzuweisung. Im Relativen ist eine solche manchmal berechtigt und innergesellschaftlich nötig, sie führt aber nie zu Frieden. Nie! Frieden gibt es nur durch den Schritt hinaus aus der eigenen Bubble.

We are doomed

Andererseits bietet die zutiefst neoliberal und prokapitalistisch positionierte FAZ auch manchmal wichtige Hinweise, wie etwa diesen hier, auf die 190 Billionen Dollar jährlichen Nutzen der Natur. Den Wert der Natur ökonomisch beziffern, ist das nicht ein Sakrileg gegenüber dem Unermesslichen? Vielleicht ist eine solche Bezifferung jedoch die einzige Sprache, die BWL-gebrainwashte Menschen, bei uns Ökonomen genannt, verstehen. 190.000 Milliarden Dollar pro Jahr seien es, sagt die FAZ, die jetzt noch die Natur ‚uns schenkt‘. 

Noch! Denn dieser Wert sinkt von Jahr zu Jahr. Die beobachteten frei lebenden Wildtiere haben sich seit 1979 auf ein Viertel ihres damaligen Bestandes reduziert, und mit den Insekten sieht es nicht viel besser aus. Anscheinend stört es die Mehrheit der sich ’sapiens‘ nennenden Teile dieses grandiosen Biotops nicht weiter, dass ihre dort schmarotzende Zivilisation sich auf Suizidkurs befindet. Wenn der Schmarotzer seinen Wirt vernichtet, ist es mit beiden aus. Eine Kursänderung sei »nicht mehrheitsfähig«, gestand unser nun olivgrüner Wirtschaftsminister Habeck in einem Interview ein. Auch wenn die Depressionen zunehmen als Resultat der Verdrängung, bleibt doch die Macht der Ignoranz. Ein Erwachen auf dem Deck der Titanic, 100 Meter vor dem Auftreffen auf den Eisberg? Da wird es zu spät sein.

Gaza aus der Luft bei Arte

Und nochmal Mainstream – Arte gehört ja zu den Öffentlich-Rechtlichen in Deutschland und Frankreich. Die dortige Redaktion wagte kürzlich folgenden 11 min Bericht: Gaza liegt in Schutt und Asche. Wer nach diesen Bildern noch immer Israels Vorgehen in Gaza eine Selbstverteidigung nennt, dem ist wohl nicht zu helfen.

Veranstaltungen mit mir 

Freitag, 8. November um 19 h (bis 20.30h), da geht die von mir angeleitete Einführung in Meditation in der Yogavilla Emsdetten weiter. Danach geht es dort weiter weiter am 13.12. Die jeweils 90 min bauen aufeinander auf, können aber auch einzeln gebucht werden.

Samstag 9. November, 17 h: Unser Aldruper Jurten Garten lädt ein zur Meditation im Zelt. Aldruper Brink 75, 48268 Greven, Zugang über die Treppe, die zum Garten führt, am Schild »privat« vorbei auf das dann ‚von innen erleuchtete‘ (!) Zelt (hier noch im voraktuellen Zustand). Wir wollen damit unser 7 m Ø Veranstaltungszelt einweihen, das nun auch beheizbar ist. Bitte Anmeldung über mich!

In der Zeit vom 19. bis 28. November bin ich in dem Online-Kongress »Klartext« vom »Esosonderdezernat« zu sehen. Chandrika hatte mich dafür interviewt. An welchem Tag ich da dran bin, weiß ich allerdings noch nicht. Ich weiß allerdings, dass es ein gutes Interview geworden ist – gute Fragen von ihr, und ich konnte dort eine ganze Menge Klartext reden.

Vom 29. November bis 1. Dezember bin ich wieder im Upleven Hotel der Stille mit dem Seminar zum Thema: Den roten Faden finden. Dort geht es darum, die Grundlinie zu finden, die mich, dich, uns durchs Leben führt und uns auch Gegenwind ertragen lässt. Speziell an Wendepunkten im Leben, an denen wichtige Entscheidungen zu treffen sind, helfen diese Seminare, die ich auch in 2025 im Upleven fortsetzen werde.

Mein nächstes Tantra-Seminar, in dem ich in der Co-Leitung bin und wieder die beliebten »Ekstatisch leben«-Seminare anbiete, ist das BeFree Silvester vom 28. Dezember bis 2. Januar. Das ist nun vermutlich schon ausgebucht.

31. Januar bis in 2. Februar bin ich in der Wilden Rose bei Melle und leite dort zusammen mit Manfred Rother das Seminar »Körperbewusstsein & Heilende Klänge«.  

Mein nächstes Seminar im Benediktinerkloster Münsterschwarzach ist vom 24. bis 27. Februar. Dort geht es ums Ankommen. Die Beheimatung im Relativen, Vergänglichen: in unseren Beziehungen und in einer geliebten Lokalität; dabei der Übergang vom Fixpunkt Dies-ist-meine-Heimat zur Dynamik des »Ich-beheimate mich«. Es geht dabei um unsere Sehnsucht nach Geborgenheit, die im Relativen nie ganz erfüllt ist. Dieses ist von meinen Seminaren das preisgünstigste, es kostet nur 140 € für die drei Tage + 210 € für U/V im EZ mit Dusche. Durch die Umgebung der mehr als 100 Benediktinermönchen ist hier die Suche nach dem Absoluten in der Gestalt dieser christlich-europäischen Tradition besonders gut spürbar.