Kürzlich bekam ich von Rainer Herzog eine E-Mail zur Thematik »Advaita und Politik«. Seine Gedanken seien inspiriert durch das Verfolgen der aktuellen Geschehnisse in »der Szene«, vor allem auf Facebook, schrieb er mir, und bot mir nun seine »etwas resigniert-verzweifelten Beobachtungen« zur Veröffentlichung an. Hier ist, was er schrieb:
Advaita und Politik
»Ich muss gestehen, dass ich inzwischen einfach nur noch entsetzt bin. Wer hat den non-dualen Lehrern und Schülern eigentlich geraten, sich mit politischen Themen zu befassen und die entsprechenden Erkenntnisse öffentlich zu verbreiten?
Anything goes. Es gibt kein ‚Gut‘ und ‚Böse‘. Hauptsache, man ist irgendwie gegen die mehr oder weniger ‚vom Staat‘ gesteuerten ‚Mainstreammedien‘ (bei Letzteren wird auch grundsätzlich niemals unterschieden zwischen Bild und Zeit). Der große Guru der Szene ist jetzt nicht mehr Ramana Maharshi, sondern Ken Jebsen.
Wahrscheinlich liegt es an der manchmal etwas diffusen Einheit von ‚Sein‘, ‚Leere‘ und ‚Nichts‘, verbunden mit der im Advaita inhärenten relativierenden und etwas nihilistischen Grundhaltung, dass ein Bezug zu verbindlichen demokratischen Werten längst verloren gegangen ist.
Schwärmen für Trump
Einige nonduale Lehrer im deutschsprachigen Raum schwärmen tatsächlich für Trump und glauben, dieser würde einen ‚Ausgleich der Kräfte‘ herbeiführen. Ein anderer Lehrer symphatisiert auf seinem Facebook-Profil öffentlich mit den rassistischen Gedanken von Geert Wilders.
Alles, was wir über den Syrienkrieg wissen, ist selbstverständlich eine Lüge der Medien, so hat ein einigermaßen bekannter Mensch in der Szene letztens einen entsprechenden Link gepostet. Nachdem ich in fünf Minuten googeln herausgefunden und geantwortet hatte, dass es sich bei der Quelle der Seite um eine äußerst unseriöse, sogar rechte Seite handelt, kam prompt die bezeichnende Antwort: ‚Wen interessiert das noch? Was zählt, ist die Wahrheit.‘
Können wir nichts wissen?
Manche (mehr Schüler als Lehrer) sagen auch häufig ‚dass wir nichts wirklich wissen können‘ und sind dann allerdings sehr offen, um auf jedweden Klamauk dankbar hereinzufallen. Die im Spirituellen häufig (allerdings auch nicht immer) richtige Haltung ‚man kann nichts wirklich wissen‘ (Gibt es Gott? Was kommt nach dem Tod?) wird etwas naiv auf den Umgang mit dem politischen Tagesgeschehen übertragen. Manchmal kommt da auch noch der Hinweis auf die Unübersichtlichkeit im Netz als Ausrede hinzu. Sind denn alle zu bequem, um sich gründlich zu informieren? Auch zum Thema ‚Holocaust‘ könnte man sagen: ‚Wir können nichts wirklich wissen‘ – und sogar, wenn man mag, diverse Seiten mit ‚wissenschaftlichen Beweisen‘ posten, dass alles ganz anders war.
Auch früher schon gab es durchaus die ein und andere peinliche Entgleisung von spirituellen Lehrern, z.B. in dem Advaita-Klassiker ‚Stille des Herzens‘ von Robert Adams: ‚Kannst Du Dir vorstellen, wie es sich anfühlt, so einfach andauernd und ohne jeden Grund glücklich zu sein…Du hörst vom Krieg im Irak – und Du bist glücklich. Kein Krieg im Irak – und Du bist glücklich‘ (Bd 1, S. 93,94).«
Wahrheit und Lüge
Ich zitiere das, weil ich das Verwischen des Unterschieds zwischen Wahrheit und Lüge wie auch das zwischen Fakt und Fiktion aus den spirituellen Szene (nicht nur dem Advaita) gut kenne. Die Verwischungen werden gerne unter dem Sanskritwort »Maya« als Oberbegriff geführt: »Du bist doch auch ein spiritueller Mensch, da weißt du doch auch, dass alles Illusion ist!« So gratuliert man in diesen Szenen zum Wissen um Maya, dabei vielsagend lächelnd, um dem Gesprächspartner zu verstehen zu geben, dass man das schon weiß.
Dabei ist es doch ganz einfach: Eine Lüge ist das absichtliche Aussprechen oder Schreiben einer Unwahrheit zum Schaden des Empfängers der Botschaft. Der Begriff der »Lügenpresse« ist also schon insofern falsch, als die damit Bezichtigten zum größten Teils glauben, sie würden die Wahrheit veröffentlichen.
Illusionen
Eine Illusion ist etwas anderes als eine Lüge. Sie ist eine Täuschung, der man erliegt, ohne es zu wollen. Im Traum weiß man in der Regel nicht, dass man träumt, und im Kino vergisst man vielleicht, dass es nur ein Film ist – man erwacht aus diesen Täuschungen in der Alltagswirklichkeit. Ist auch diese eine Illusion? Kann man so sehen und so sagen. Aber wer den Unterschied zur Traumwirklichkeit oder einer offenbaren Fehleinschätzung eines Sachverhaltes (Hat das Auto einen Ersatzreifen oder nicht?) vermischt, der ist in Gefahr. Als Weisheit getarntes spirituelles Geschwätz kann Menschen durchaus in Gefahrenzonen bringen.
Auch der Trend zum so genannten »Postfaktischen« verwischt diese Unterschiede – zum Nutzen politischer Gestalten, Personen und Parteien, die damit großen Schaden anrichten können.
„Alles Illusion“? Nicht nur in spirituellen Kreisen, auch in der Gehirnwissenschaft. Fast jeder weiß nun heutzutage, daß das Bewusstsein eine Konstruktion ist. Die Ich-Erfahrung ebenso. Auch ohne Meditation. Ich frage mich aber, hat das Relevanz? Alle sinnlichen Eindrücke werden vom Gehirn erzeugt, dennoch ist da aussen alles da, wenn auch „nur“ in Gravitationsfeldern usf., wenn man so will. Im Kopf wird die Welt erzeugt – aber so kohärent, daß wir uns auf Wahrheit und Trug verständigen können. Dem Trug hilft die schiere Komplexität der Welt. Sie ist ungeheuer komplex und Wahrheitsfindung schwer, aber eine Wahrheitsannäherung sollte doch möglich sein, mit… Weiterlesen »
@ Gerhard, ja, es ist komplex. Das Gehirn erzeugt unser Weltbild, darüber gibt es weitgehend Einigkeit. Er erzeugt das Weltbild vermittels der Sinnesorgane, der Geschichten, die wir über die Welt hören (oder lesen) und so, wie unsere Neuronenstruktur das eben zulässt. Aber … gibt es „da draußen“ auch wirklich eine Welt??? Jetzt werde ich ganz praktisch: Ist die Tür da vor uns offen, oder geschlossen? Wenn ich glaube, dass sie offen ist, während sie doch geschlossen ist, renne ich dagegen und verletze mich eventuell. Dir geht es genauso, wenn du das versuchst. Wir können da also ganz ähnliche Erfahrungen machen,… Weiterlesen »
Ja und? Es gibt ja den sogenannten Qualia-Begriff (mit ihm habe ich mich nicht so sehr auseinandergesetzt, noch nicht, aus Zeitmangel , sag ich mal).
„Aber … gibt es „da draußen“ auch wirklich eine Welt???“
Selbstverständlich gibt es eine, sie ist wohl als eine Art „Gewebe“ zu begreifen.
Wie dieses Gewebe mit Begriffen der Quantenphysik zu beschreiben ist und was das genau bedeutet? Ich bin hier kein Fachmann. Vielleicht löst sich alles in ein Nichts auf?? Unser Organismus reagiert auf Information, die spiegelt er auf eine ausgeklügelte Weise wieder. Die Information erzeugt das Gehirn nicht selbst. Also ist da was.
Das Unterscheiden ist ja deshalb in der spirituellen Welt (Non-Dualismus) so sehr verpönt, weil es ein dualer Vorgang ist: Wir dividieren irgendwelche Erscheinungen anhand einer selbst-gezogenen Trennlinie auseinander – zum Beispiel die harten Fakten und das Postfaktische. Dieses Unterscheidungskriterium wird zunächst eingeführt und dann kommt hinten ein Ergebnis heraus, das auf dieser vorher getroffenen Entscheidung beruht. (Wo hört Wahrheit auf und fängt die Lüge an?) Das Kunststück der „unterscheidenden Weisheit“ ist meines Erachtens, dass man sich dieser Vorannahmen bewusst ist. Alles pauschal einfach als Illusion abzutun, führt da nicht weiter. Wenn jetzt einer, der immer schon rechtsextremistisches Gedankengut in sich… Weiterlesen »
Da lobe ich mir doch den guten alten Robert Anton Wilson. Der namentlich nicht genannte nonduale Lehrer entlarvt sich selbst mit seiner Antwort ‚Wen interessiert das noch? Was zählt, ist die Wahrheit.‘ „Die Wahrheit“ – ich dachte, das gibt es nicht?!? Aber so weit gehen diese Leute dann doch nicht, bei sich selbst anzufangen im sokratischen Sinn: „Ich weiss, dass ich nichts weiss“. Wilson wählte den Weg des Agnostikers und war dabei Zeit seines Lebens auch politisch aktiv. Klar leben wir in einer Welt der Erscheinungen mit nichts dahinter. Solange wir unsere illusionäre Existenz aber akzeptieren, gehören auch Unterscheidungen dazu,… Weiterlesen »
Ich habe mich an der Diskussion über den oben erwähnten Post bei Facebook beteiligt, und obwohl ich in der Kritik an der politischen Kompetenz dieser und jener Neo-Advaita-Lehrer mit Rainer übereinstimme, möchte ich doch darauf hinweisen, dass es durchaus auch daran Zweifel gibt, ob es ausreicht, eine Quelle als unseriös zu entlarven oder zu entdecken oder zu bezeichnen, um deren Inhalte nicht weiter ernst zu nehmen. Ich habe einen Link zu einem Buch ge“postet“, das eine durchaus andere Sichtweise dessen, was in Syrien vor sich geht, darstellt, wie auch das kritisierte Posting. Das ist sowohl von ihm, als auch den… Weiterlesen »
Freut mich, dass mein Beitrag für etwas Diskussion sorgt. @ Friedhelm Schöck Es gibt im Netz eben sehr, sehr viele Seiten, die den Krieg in Syrien relativieren oder sonstwie darstellen, da bin ich inzwischen nur noch entsetzt. Man kann sich auch vielleicht immer wieder bewusst machen: Syrien ist die größte menschliche Tragödie seit Ruanda, und da finde ich jedwede Form von Putin- und Assad-Symphatie einfach nur geschmacklos. Natürlich kann man hierzu verläßliche Aussagen machen, man muss sich gründlich informieren und die Quellen prüfen, „Bürgerkrieg in Syrien“ bei Wikipedia eingeben ist nicht das falscheste. Was ansonsten im Sinne des Advaita oder… Weiterlesen »
zu. „Einige nonduale Lehrer im deutschsprachigen Raum schwärmen tatsächlich für Trump und glauben, dieser würde einen ‚Ausgleich der Kräfte‘ herbeiführen.“ Nicht nur in Deutschland, sogar in USA: Zitat: „The election of Donald Trump is an evolutionary self-correction that has been decades in the making — a backlash against the failure of the leading edge of consciousness (postmodernism and pluralism) to acknowledge the lie underlying the progress they’ve pursued: it’s not equal, it’s not consistent, and it doesn’t make room for everyone. But a new integral force is emerging that can move beyond the narcissism and nihilism of political correctness to… Weiterlesen »
Zur Rolle der USA in Syrien:
https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2016/03/22/robert-kennedy-knallharte-abrechnung-mit-unmoralischer-us-politik-in-syrien/
@ Jörg Müller
Das ist so ziemlich das, was ich meinte: Es wird irgendetwas (am liebsten etwas „gegen die USA“) gepostet, egal, von wem.
Auf Facebook wird bedenkenlos von den Advaitas „Alles-schall-und-rauch“ gepostet, jetzt kommst Du mit den „deutsche-wirtschafts-nachrichten“ (Hört sich seriös an, oder) Bitte einfach mehr googeln, Leute, nicht gleich alles posten.
(Nebenbei: Ein Freund der US-Nahost-Interventionspolitik bin ich nicht, da kann man aber anspruchsvollere Texte lesen, meinetwegen das gut recherchierte „Wer den Wind sät“ von M.Lüders).
Hallo Rainer, woran erkennst du, dass ich dies bedenkenlos gepostet habe ? Worin besteht für dich der Unterschied zwischen US-Nahost-Interventionspolitik und dem Begriff Massenmord/Völkermord? Wer hat dieses Morden angeordnet? Putin wars nicht und Trump wars bis jetzt auch nicht…jedenfalls hat der Spiegel diesbezüglich noch nichts verlautbaren lassen. Lassen wir mal die Kanzlerin sprechen: https://www.youtube.com/watch?v=izcpOXCyssg Die deutschen Wirtschaftnachrichten sind nicht unbedingt besser/seriöser als Focus oder die Zeit, aber sie werfen ein anderes Licht auf die Dinge…und so erscheinen die Dinge auf einmal anders. Financial Times: CIA war Drahtzieher hinter Söldnern in Syrien: https://www.inamo.de/financial-times-cia-war-drahtzieher-hinter-soeldnern-in-syrien/ Unbedingt ansehen: die Anstalt.. über unsere unabhängigen Medien… Weiterlesen »
@ Rainer Du schreibst: Man kann sich auch vielleicht immer wieder bewusst machen: Syrien ist die größte menschliche Tragödie seit Ruanda, und da finde ich jedwede Form von Putin- und Assad-Symphatie einfach nur geschmacklos. Meine Frage: Wie sieht es mit deiner Sympathie für Obama in dieser Angelegenheit aus? Wer denkst du sind die Drahtzieher der Söldner in Syrien? Die financial Times sagt: das es der CIA ist. Ich finde es zeugt auch nicht von gutem Geschmack wenn jemand Massenmord als..US-Nahost-Interventionspolitik…bezeichnet. Kennst du die Sendung im ZDF “ die Anstalt“ ? Die ist nicht für ihre von Putin unterwanderte Unterhaltung bekannt…also… Weiterlesen »
Haha – das da oben von Rainer Herzog an Jörg Müller bringts ziemlich gut auf den Punkt: Da wird nicht mehr über den verlinkten Inhalt (eine Essay von Robert Kennedy jr, dem Sohn des 1968 ermordeten Präsidentschaftskanditaten und Bruder von John F. Kennedy) gesprochen. Ne, das interessiert null. Nur weils von einer (angeblich) zweifelhaften Quelle verlinkt wurde. Na dann hier das Original: https://www.politico.com/magazine/story/2016/02/rfk-jr-why-arabs-dont-trust-america-213601?o=0 Aber sowas, also die Sache an sich, interessiert Herrn Herzog ja letztlich Null. Und auch nicht das Argument, dass im deutschsprachigen Bereich viele (Mainstream-)Medien über sowas halt – aus welchen Gründen auch immer – nicht berichten und… Weiterlesen »
@ owk
Ich empfehl dir die Videos von Jasinna auf You Tube…die zeigen sicher nicht die ganze Wahrheit, aber sie zeigen die andere Seite davon…die Seite, über die hier nur wenige berichten.
Danke, Jörg. Kenn ich. Zwar nur alle paar Monate mal was von ihr geguckt, hat mir aber gut gefallen. Vor allem auch das Putin-Video von ihr sehr zu empfehlen.
Ja… :-)…das gefällt mir auch…und das über die Trumpwahl…unfassbar…
@ Jörg Obamas großer Fehler in Syrien war, dass er erst Assad gedroht hat („rote Linien“) und nachher (als Assad nachweislich Giftgas eingesetzt hat) Angst vor den Konsequenzen seiner Ankündigung bekommen hatte. Hätte man vor 3,5 Jahren eine Flugverbotszone durchgesetzt und kurze, gezielte Luftschläge gegen das Assad-Regime durchgeführt (was im Gespräch war) wäre das Debakel in Syrien (wahrscheinlich) längst beendet. Wer die Drahtzieher der Söldner sind, weiß ich nicht, kann gut sein, dass der CIA da mitmischt. Die meisten radikalisierten Pro-Assad Kämpfer werden inzwischen von der Hisbollah und vor allem vom Iran angeworben. Putin wird sich aufgrund seines Syrienengagementes ziemlich… Weiterlesen »
@ Jörg
Wie eben auf FB schon gesagt: „Die Söldner in Syrien“ (von der CIA gesponsert) gibt es nicht, vielmehr ein paar Hundert mehr oder weniger radikale oder gemäßigte Gruppierungen (M.Lüders sprach vor etwa einem Jahr sogar von etwa 1000 verschiedenen Gruppen, manche bestehen aus vielleicht einem Dutzend Kämpfern, andere, wie Al-Nusra, aus vielen Tausenden).
@ owk
Der Artikel von Politico ist (soweit ich das mit meinen Englischkenntnissen beurteilen kann) selbstverständlich anspruchsvoller und ernstzunehmender als die Sachen, die ich auf FB kritisiert habe.
Das ist aber auch in den „Mainstreammedien“ bekannt!
Übrigends nicht nur da: Auch in der letzten (5.) Staffel von „Homeland“ wurde die desaströse und widersprüchliche USA-Nahostpolitik im Zusammenhang mit dem Irak und Syrien thematisiert.
@ Rainer Ausschnitt aus einem Gespräch vom 2.10.2016 in der Wiwo mit dem Syrien Experte Günter Meyer Frage : Amerikaner und Nusra-Front kämpfen auf derselben Seite? Meyer: Washington bestreitet das natürlich. De facto tun sie es aber. Ein Kommandeur der Nusra-Front erklärte sogar, dass Washington sie direkt mit modernsten Panzerabwehrwaffen und Mehrfachraketenwerfern beliefert. Frage: Präsident Obama würde sich doch aber lächerlich machen, wenn er plötzlich bereit wäre, Assad als Präsidenten zu akzeptieren. Antwort: Assad ist schlimm, keine Frage. Aber was passiert, wenn er gestürzt wird? Das Machtvakuum werden die stärksten oppositionellen Gruppen füllen. Und das sind die Nusra-Front und ihre… Weiterlesen »
@ Jörg
Ich kenne die Aussagen von Meyer, kann der Aussage von der „Hauptverantwortlichkeit der USA“ im Fall Syrien allerdings nicht zustimmen.
Dass die USA mit dem Irak-Debakel und dem anschließend fehlendem „Nation building“, die „Region ins Chaos gestürzt haben“ stimmt natürlich, ein Zusammenhang besteht hier, entscheidend für das Ausmaß dieser 6 Jahre dauernden Katastrophe ist allerdings die unnachgiebige und menschenverachtende Haltung des Assad-Regimes gegen die FSA und die syrische Bevölkerung.
Auch der bei vielen äußerst hochgeschätzte Daniele Ganser stellt den Syrienkrieg in seinjem Buch „Illegale Kriege“ sehr einseitig (und damit falsch) als von der NATO ausgehend dar.
Mir ist es echt rätselhaft, wie man spätestens nach dem Fiasko in Libyen mit Gaddafi echt noch immer der Meinung sein kann, ich zitiere R. Herzog:
„Hätte man vor 3,5 Jahren eine Flugverbotszone durchgesetzt und kurze, gezielte Luftschläge gegen das Assad-Regime durchgeführt (was im Gespräch war) wäre das Debakel in Syrien (wahrscheinlich) längst beendet.“
Echt Wahnsinn. Ich dachte, nach Gaddafi wär das mittlerweile wirklich jedem klar, dass die Weltpolizist-Rolle der USA mit „Flugverbotszonen“ und „kurzen gezielten Luftschlägen“ einfach nur kläglich schief gegangen ist. *Kopfschüttel*
zu: „Der Artikel von Politico ist (soweit ich das mit meinen Englischkenntnissen beurteilen kann) selbstverständlich anspruchsvoller und ernstzunehmender als die Sachen, die ich auf FB kritisiert habe.“ Rainer Herzog, dieser Artikel ist derselbe Artikel, den vorher weiter oben Jörg Müller aus den „deutschen Wirtschaftsnachrichten“ gepostet hat. Mit Originallink auf Politico, einfach nur als Übersetzung. Dein Kommentar zu Jörg Müller darunter beschäftigte sich aber – ohne überhaupt nur EINEN BLICK auf den Inhalt zu werfen – reflexartig ausschliesslich mit der „bösen Quelle“. Genau DAS ist das, was man „das Kind mit dem Bade ausschütten“ nennt. Präsentiert man dir eine neue Verpackung,… Weiterlesen »
@ owk
Dann hättest Du vielleicht ganz einfach mitposten können, dass der Link der „deutschen Wirtschaftsnachrichten“ nichts weiter als eine Übersetzung von Politico, einer anspruchsvolleren Website ist – gerade in einer Diskussion, wo es u.a. um die Fragwürdigkeit von Nachrichtenquellen, Websites ging.
Die Situation in Lybien kann man mit Syrien nur bedingt vergleichen. Die USA-Rolle als „Weltpolizist“ sehe ich auch kritisch, sehe allerdings auch, dass kein anderes Land (ganz zuletzt Deutschland) gewillt und in der Lage ist, entsprechend Verantwortung zu übernehmen.
@ owk
Nachtrag: Ich weiß nicht, ob Du das irgendwo oben, oder bei Werner/FB gepostet hast – da ich bei ihm gesperrt bin, antworte ich hier:
Es gibt einen fliessenden Übergang von „Assad-Versteher“ und „sein Handeln nachvollziehen können“ hin zum „Assad-Anhänger“. Natürlich sagt man letzteres über einen Massenmörder und Diktator nicht gerne öffentlich, darum benutzt man den obigen Euphemismus.
Mir sind daher klare „Ja/Nein“ Aussagen lieber.
@ Jörg
„Deutsch-Syrisches Informationszentrum“ auf Facebook anklicken, längerer Beitrag über Pro-Assad Berichterstattung von G.Meyer
@Rainer: Nuja, hab ja geschrieben „na dann hier das Original“ als Kommentar zum englischen Originaltext. Anyway…. mir kommt bissl vor wir streiten um des Kaisers Bart. Sind letztlich inhaltlich in unserer Meinung nicht sooo weit voneinander entfernt… und haben also nur das „Quellenthema“. Das kann ich verschmerzen 🙂 Was „Weltpolizist“ betrifft, du schreibst von „Verantwortung übernehmen“. Nein, ich denke nicht, dass auch nur irgendein Staat dieser Welt (egal ob USA, Deutschland oder sonstwer) für einen anderen Staat „die Verantwortung übernehmen“ soll. Weil sowas ist letztlich immer ein kriegerischer und gewalttätiger und übergriffiger Akt. Jedes Volk und jeder Staat hat imho… Weiterlesen »
@ owk Ja, ich denke auch, dass wir in vielen Punkten nicht so weit voneinander entfernt liegen, schön, dass Du das angesprochen hast. Danke! Abschliessend (sorry, ich kann`s irgendwie nicht lassen…) noch zum Thema „Weltpolizist/Verantwortung übernehmen“: Ich fürchte, dass wird in den nächsten Jahrzehnten immer mehr auf Europa zukommen: Zunehmende ethnische, bürgerkriegsähnliche Konflikte an den Rändern Europas, wo die Bevölkerungen uns konkret um schnelle militärische Unterstützung bitten (zB wie vor etwa 2 Jahren in Kobane, wo etliche tausende Kurden/Jesiden fast vom IS massakriert wurden und Deutschland dann kaum funktionsfähiges militärisches Gerät geschickt hatte). Da muss dann natürlich im Einzelfall geklärt… Weiterlesen »
ja, seh ich auch so.
(haha, das wär nun ein guter Schwenk zum Thema „Krim“ – aber dafür hab ich heut keine Zeit…. die Sonne ruft 😉 )
@ Rainer Dass du Ganser ablehnst ist klar, wenn ich auf deiner Facebookseite den Artikel über Verschwörunstheoretiker lese. Ganser glaubt allerdings nicht an Reptilienmenschen, zumindest hat er darüber nicht seine Doktorarbeit verfasst. Die ging nämlich über die Falseflagg Operationen der Nato und deren Geheimarmeen. Es sollte hier festgehalten werden, dass nicht jeder, der glaubt, dass bei dem 9.11 Anschlag Gebäude gesprengt wurden, jemand ist, der glaubt, dass es Retilienmenschen gibt, oder dass Hitlers Mondlandung eine plumpe Fälschung der USA war. Ich persönlich glaube auch nicht, dass es eine weltweite freimaurerische Verschwörung gibt. Wie wärs also mit Willy Wimmer von dem… Weiterlesen »
Übrigens gehör ich seit ich denken kann zu den Guten @ owk ;-)…
@ Rainer
Günter Meyer ist ein deutscher Geograph. Er leitet das Zentrum für Forschung zur Arabischen Welt (ZERAW) an der Universität Mainz. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Politische Geographie der arabischen Welt und wirtschafts- und stadtgeografische Entwicklungsprobleme im Vorderen Orient, besonders in Ägypten, Syrien, Jemen und den Vereinigten Arabischen Emiraten, aber auch in Deutschland.
Kannst du mir die Stelle nennen, an der Meyer seine Sympathien für das Assad Regime äussert?
@ Jörg
Dass Ganser etwas über „Reptilienmenschen“ gesagt hat, steht ja auch nicht auf meinem FB Beitrag. Ich kenne aus seinem Buch „Illegale Kriege“ das umfangreiche Syrienkapitel und das, was er schreibt, ist m.E. sehr, sehr ergänzungsbedürftig, teilweise falsch.
Will ich aber hier nicht weiter vertiefen, ufert zu sehr aus.
Außerdem bin ich Hamburger und muss die 8:0 Pleite gegen die Bayern erst einmal wegmeditieren!
Ach ja, die oben genannte FB Seite „Deutsch-Syrisches Informationszentrum“ schreibt über G.Meyer, das reicht.
Tschüß erst einmal, Jörg und owk
@ Rainer Hallo Rainer, es hat Zeit, aber mich würde schon interessieren, welche ganz konkreten falschen Daten Du bei Gansers Sicht zum Syrien-Konflikt siehst, bzw. welche wichtigen anderen Seiten Du mehr darstellen und gewichten würdest. Falls Du da ein paar konkrete Recheche-Links zum Besten geben würdest, fände ich das gut. Ich schätze Gansers Arbeit insgesamt sehr, finde aber auch ihn kritisierende Sichtweisen spannend. Ich stehe übrigens mit ihm ab und zu im Email-Kontakt und kann mir durchaus vorstellen, dass er gut begründete Kritik annehemen kann. Bei dieser Komlexität – gerade in Syrien – wäre es ja fast ein Wunder, wenn… Weiterlesen »