Identitätsfindung ist ein so großer und zentraler Bereich, der so sehr unterschätzt wird. Dabei ist das doch DIE ZENTRALE FRAGE von uns Menschen, die wir ja inmitten all unserem weltlichen Streben immer auch auf der Suche nach uns selbst sind. Das Gnothi seauthon am Apollotempel zu Delphi, dem größten Heiligtum der europäischen Antike forderte: Mensch, erkenne dich selbst! Schon damals war das die zentrale Frage, so wie sie es bis heute im Sufismus ist, im Buddhismus und in der indischen Philosophie. Wenn nicht sogar in der philosophia perennis aller Kulturen aller Zeiten.
Und immer noch glaube ich, dass der Trans-Trend, der seit ein paar Jahren die westlich geprägten Länder heimsucht, eine Verirrung der urmenschlichen Sehnsucht nach Transzendenz ist, nach Einbindung und Geborgenheit im Großen, Ganzen.
Die Idee war ja ganz gut
Wie so oft, ist auch bei diesem Trend der Anfang gut gemeint: Wir müssen doch die armen, verkannten, marginalisieren Transmenschen schützen! Nach der Akzeptanz der Homosexualität endlich auch die Akzeptanz der sexuellen Transidentität, der Queeren und Nonbinären. Gut so. Wenn dabei aber die urmenschliche Unsicherheit des »Wer bin ich?« auf die Gender-Unsicherheit beschränkt bleibt. Die in der Pubertät noch viel quälender sein kann als sie es generell bei allen in irgendeiner Gesellschaft verorteten Menschen (also uns allen( ist. Dann kann es zu einem solchen Hype kommen wie dem aktuellen Trans-Trend.
Jenseits des kleinen Ich
Wenn die Leute doch nur wüssten, dass es hinter dem kleinen Ich noch etwas viel Größeres gibt, das resilient macht, souverän, beziehungsfähig, angstfrei und glücklich, dann gäbe es diese Verirrungen nicht. Wenn dieses Wissen und die zugehörige Praxis des Einübens Teil einer konsequent transreligiösen Bildung wären, die damit auch keiner religiösen Lagerbildung mehr Vorschub leistet, unsere Welt wäre eine andere, bessere, glücklichere.
Geld und Zeit verschwendet
In dieser ZDF-Dokumentation, (27 min; ohne Paywall verfügbar bis April 28) sagt die Retransitionfrau Nele, dass sie am meisten die verlorene Zeit durch die vielen Ops bedauert. Erst hin, dann wieder zurück. Ihre Krise und ihr Unglück gingen davon nicht weg, und unser Gesundheitssystem hat mitgemacht.
Es müsste mal jemand die Kosten auflisten, sie solch ein Hin-und-Her verursacht. Das sind sicherlich mehr als 100.000 €. Das müssen wir in unseren KV-Beiträgen mit bezahlen. Was ich grundsätzlich okay fände, wenn das Geld und dieser ganze personelle und zeitliche Aufwand für etwas Sinnvolles, Glück Bringendes ausgegeben würde. Wenn der Aufwand den wirklich Bedürftigen in den armen Ländern zugute käme, die nicht mal eine medizinische Grundversorgung haben. Eine Trans-Op weniger, die durch ein Bewusstsein der Möglichkeit von Transzendenz vermieden wäre, und tausend Kinder in der Sahel-Zone wären medizinisch grundversorgt.
Diesseits und Jenseits
Spirituelle Einsicht kann auch Kosten sparen. Weisheit hat auch einen irdischen, weltlichen Teil. Der religiöse Teil ist die Hingabe an das Ganze – im Himmel der Transzendenz und religiösen Ekstase zählen die Euros und Dollars nicht mehr. Aber hier unten auf der Erde, im profanen Diesseits, da spielen sie eine Rolle. Hier können sie Leben retten und immerhin relatives Glück bringen.