Wenn es darum geht, wer Recht hat, werden in unserer Kultur die, welche Objektivität für sich beanspruchen, leichter zu Gewinnern. Subjektiv nennen wir das, was »nur meine Meinung« ist – »so sehe ich das eben«. Die Unsicheren, Sensibleren und an sich selbst Zweifelnden sagen sogar oft dann, wenn sie die Fakten mehr auf ihrer Seite haben, sie empfänden das eben so, »rein subjektiv« und lassen so die Ritter der Objektivität mit ihrem Claim ihre Meinung sei »die Wahrheit« zu Gewinnern werden.
Deshalb will ich jetzt mal für die Subjektivität einen Stand einnehmen. Mystik ist reine Subjektivität. Meditation ist reine Subjektivität. Ich glaube nichts, was ich nicht selbst erfahren habe, und jede Erfahrung ist subjektiv. Nur was ich selbst direkt erfahren habe, unverstellt durch Erzählungen und Interpretationen, kann ich wirklich glauben.
Sogar dass es überhaupt eine Außenwelt gibt, ist nur eine These. Zwar eine, die mir subjektiv enorm nützt und die uns überhaupt erst intersubjektiv kooperieren lässt; trotzdem ist es nur eine These. Obwohl es keine absolute Objektivität gibt, ist es gut Objektivität zu erstreben, wie wir gerade wieder angesichts der steigenden Beliebtheit von Verschwörungsmythen sehen, sowie auch in den Diskussionen über Fake-News, die wir Menschen, wie eine Studie von Millionen von Tweets hat gezeigt hat, sechs mal schneller und 60% häufiger weitergeben als wir das mit Fakten tun.
Die Präsidentenwahl in den USA
Ein Freund von mir, der ein paar Jahre in Los Angeles gelebt hat, kennt die USA recht gut und verfolgt das Geschehen dort auch heute noch. Zu den dortigen Wahlen sagt er immer: Die Amis haben eigentlich nur die Wahl zwischen Coca Cola und Pepsi Cola; das ist für sie Demokratie. Auch wenn ich Trump für ganz besonders korrupt und empathielos halte – das Beste an dem demokratischen Kandidaten ist wohl leider wieder mal, dass er die Wiederwahl von Trump verhindern könnte. Was für ein schwacher Trost. Bernie Sanders wäre eine echte Alternative gewesen, obwohl auch er zu alt ist. Die USA brauchen viel grundlegendere Veränderungen. Sie haben das 20. Jahrhundert dominiert, gut oder schlecht, je nachdem wo man hinschaut. Um den Ökozit doch noch zu verhindern, müssen andere Kräfte wirken, und damit meine ich natürlich nicht eine Ablösung der USA durch China.
Corona und die Folgen
Jetzt wieder ein bisschen lokaler: Im August habe ich für die Zeitschrift KGS Berlin über die gespaltene Gesellschaft geschrieben – eine Spaltung, die sich durch durch Corona und die blasenbildenden sozialen Medien verstärkt hat.
Und noch lokaler: Corona hat ausnahmsweise auch mal gute Folgen: Bis Ende August hatte der Radverkehr in Berlin gegenüber dem Vorjahr um 25% zugenommen. Immer mehr Städte werden radverkehrstauglich. Holland und Dänemark sind in der Hinsicht Vorreiter, Deutschland zieht allmählich nach.
Die SZ ein Bollwerk des Mainstreams? Einerseits ja. Andererseits werden da auch manchmal andere Töne laut.
Gesucht: unverklemmte Tantriker
Durch-, nicht austherapiert sollen sie sein. Menschen, die lange genug psychosomatische Therapien gemacht haben und nun – endlich – das in die Gesellschaft einbringen können, was dort so sehr gebraucht wird: Mitgefühl, emotionale, kommunikative und soziale Kompetenz. Auch in der Tantra-Szene müsste es doch längst viele solche Menschen geben, die ihre Schattenarbeit gemacht haben und nun nicht mehr sexuell verklemmt und bedürftig sind und nicht mehr so viel verdrängen, sondern frei atmend, entspannt und liebevoll sich anderen Menschen aller Teile der Gesellschaft zuwenden, nicht nur denen in der tantrischen Subkultur. Gibt es sie? Mit Saleem Riek, dem Inhaber der tantrisch orientierten »Schule des Seins« habe ich am 30.7. online über Tantra und Politik gesprochen. Kurz vorher war ich während des Open Heart Online-Kongresses von Silvio Wirth im Podiumsgespräch mit u.a. Yella Cremer zu einem ähnlichen Thema: Tantra und Gesellschaft. Alle, die dort mitdiskutiert haben, meinen, dass sich Tantra nicht in einer Subkultur abschotten sollte, sondern in die Gesellschaft einbringen.
Was ist Liebe?
Und was ist Liebe, diese ewige Frage? Immerhin habe ich mir hier schon mal über Zuwendung ein paar Gedanken gemacht.
Veranstaltungen mit mir
• Am WE vom 18.–20. September, gebe ich zusammen mit der systemischen Therapeutin Pea Krämer den Workshop Beziehungsweise – wie Beziehung gelingt, ebenfalls in der Nature Community.
• Vom 29.9. bis 4.10. bin ich wieder im BeFree-Herbst-Retreat. Voraussichtlich mit meinen Morgenworkshops »Ekstatisch leben« und einem coronatauglichen Abendritual, das unsere Lust- und Kreativ-Organe Yoni und Lingam ehrt.
• Vom 12.-18. Oktober leite ich zusammen mit meiner Lebensgefährtin Imke-Marie Badur die Erlebniswoche Beruf & Berufung in Pommritz. Das ist ein Seminar für 16-25-Jährige, also für Menschen in der Phase, in der sie die wichtigsten Lebensentscheidungen treffen. Berufliche und andere. Ich war in dem Alter mehr als zwei Jahre als reisender Backpacker in Asien, darunter eine Regenzeit lang als Mönch in einem buddhistischen Kloster in Thailand. In unserem Seminar im Oktober geht es um die beruflichen Entscheidungen. Im Fünf-Monats-Projekt Bachelor-of-Being ab Oktober 2021 dann ums Ganze.
• Vom 19. bis 25. Oktober gebe ich nochmal ein Wochenseminar, diesmal für alle Altersgruppen und wieder zusammen mit Pea: Finde deinen Kompass fürs Leben.
• Im Orgasmus-Workshop mit Stefanie Rinke und mir am WE 7./8. November in Berlin-Schöneberg gibt es noch ein paar freie Plätze für Frauen. Anfragen und Anmeldungen über rinkestef@gmail.com.
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@Wolf, mit den 2 Sätzen
„Ich glaube nichts, was ich nicht selbst erfahren habe, und jede Erfahrung ist subjektiv. Nur was ich selbst direkt erfahren habe, unverstellt durch Erzählungen und Interpretationen, kann ich wirklich glauben.“ Damit kann ich nichts anfangen.
Erstens ist jede „Selbsterfahrung“ immer nur durch den Mantel der Vorerfahrungen verstehbar. Unverstellt und rein erlebt, das gibt es so nicht.
@ Gerhard,
doch, das gibt es. Das ist die mystische Erfahrung. Das ist, was Jesus und Buddha miteinander verbindet und alle, die bis dorthin vorgedrungen sind.
Was genau ist eine „fiese Grippe“?
Diesen Ausdruck hast Du mehrmals in deinem KGS-Artikel verwendet.
Lieber Gerhard,
ich bin keine Virologe und auch kein Epidemiologe. Was genau dieses Virus ist und wie gefährlich es ist, darüber rätseln sogar Virologen und Epidemiologen. Das Wort „fiese Grippe“ ist ein Etikett, das ich für mich (und wer will: für meine Leser) verwende, weil ich ja irgendwie praktisch, im Alltag, damit umgehen muss.
Grüße, Wolf
Ich lese:
„Bei den Corona-Gläubigen ist es das Bedürfnis nach Sicherheit vor Ansteckung.“
Wirklich? Wirklich?!
„Denn welche der Herden sich als Lemminge und welche als schwarmintelligent erweisen, das wissen wir noch nicht.“
Dem kann ich zustimmen.
„Neben der ausgelösten Angst und den vom Lockdown verursachten psychischen und ökonomischen Schäden scheint mir eine der schlimmsten Auswirkungen der Pandemie die Spaltung der Gesellschaft zu sein.“
Schauen wir auf die Migration 2015, schauen wir auf das Klimapaket 2019, als eine der wenigen Beispiele der letzten Zeit. Spaltung ist schon lange im Gange.
Fast alles spaltet.