Ich bin ein Verehrer der Vielfalt, das habe ich schon x-mal gesagt und geschrieben. In der Fauna & Flora, aber auch im Kulturellen macht die Vielfalt den Reiz und die Schönheit unseres Lebens auf der Erde aus. Aber manchmal nervt Vielfalt auch – zum Beispiel bei den Sprachen.

Von Anfang Januar bis Anfang April habe ich auf der kanarischen Insel La Palma gelebt und dort abwechselnd Deutsch, Spanisch, Englisch und Französisch gesprochen, manchmal auch ein bisschen Italienisch, vermanscht mit dem Spanischen. Mein Denken, das heißt mein inneres Zwiegespräch mit mir selbst, fand hauptsächlich auf Deutsch und Englisch statt, zeitweise hinüberwechselnd ins Spanische, das mir allmählich vertrauter wird. Dabei fand ich oft im Gespräch nicht das richtige Wort. Das geht ja allen Menschen so. In meinem Falle aber fand ich es oft zuerst in einer Sprache, die ich gerade nicht am Sprechen war. 

Fremdsprachen

Zurück in Deutschland bin ich wieder zeitweise in »meinem« Haus in Niedertaufkirchen, wo neben mir und zwei Deutschen auch vier Syrer leben, fünf Afghanen, einer aus dem Senegal und neuerdings sechs Flüchtlinge aus Somalia und ein Somali, der im Yemen aufgewachsen ist. Was bedeutet, dass hier neben Deutsch und Englisch auch Persisch und Arabisch gesprochen wird, außerdem Pashto und Somali, wovon ich nun gar nichts verstehe. Dabei sehe ich die Mühen dieser Einwanderer, die bei uns übliche Sprache zu erlernen: Deutsch. Mit ihren unsinnigen drei Artikeln (der, die, das), den überflüssigen Deklinationen in vier Fälle (Englisch kommt gut ohne das aus) und noch so einigem anderen Müll, den diese großartige Sprache als Ballast mit sich schleppt. 

Die Sprache des Imperiums

Wie viel einfacher wäre es doch, wenn wir alle Englisch sprechen würden! Oder wenn wir wenigstens neben unserer Muttersprache nur eine weitere erlernen müssten, und nicht zwei oder drei, und dann ist es immer noch zu wenig. Dann würde zwar das Englische, die Sprache des aktuellen Imperiums, unser weltweites Denken dominieren, aber wir würden uns sehr viele Missverständnisse ersparen. Missverständnisse, die allzu oft zu Konflikten und Kriegen führen. Und vielleicht würde dann mein Denken und das so vieler anderer mehrsprachiger Menschen nicht mehr so oft hin und her hüpfen von der einen Sprache in die andere. 

Lohnt es sich?

Das Springen von einer Sprache in eine andere habe ich eigentlich immer sehr geschätzt, indem ich darin ein Eintauchen ins Wortlose sah und habe das, auch hier im Blog, so beschrieben. Aber ich zweifle zugleich daran, ob ich mir das damit nicht nur schöngeredet habe. Nicht jeder, der von einer Sprache in eine andere springt, taucht damit in den unendlichen Raum des Wortlosen ein, ins Mystische, auch ich nicht, jedenfalls nicht immer. Es braucht dafür schon ein Bewusstsein, das dafür bereit ist. Und die Kosten der Missverständnisse und des Unverständnisses untereinander sind immens, plus die Kosten des Lernaufwandes, um überhaupt bei den circa 6.000 lebenden Sprachen auf der Welt miteinander kommunizieren zu können. Wo doch sonst alles so gerne wirtschaftlich beziffert wird, wie hoch der Kosten- und Zeitaufwand dafür ist, hier wäre das wirklich mal fällig.

Vereinfachung

Das Englische zu renovieren, ehe man es zur Weltsprache macht, dafür ist es nun zu spät; die Vertreter dieser sprachlichen Weltmacht sitzen dafür inzwischen viel zu fest im Sattel. Aber es wird sich entwickeln. Und die anderen Sprachen werden daneben immer mehr musealen Charakter bekommen. 

Wer Vielfalt liebt, so wie ich, wird neben der eigenen Muttersprache und dem unvermeidlichen Englischen noch eine dritte Sprache erlernen wollen, aber damit könnte es dann auch genug sein. Und auch die im englischen Sprachraum Aufgewachsenen sollten mindestens eine weitere Sprache erlernen, schon allein, um zu merken, dass dieses Ding hier nicht ein »table« ist, sondern nur so heißt.