Deutschland stellt sich weiterhin auf Krieg ein und sucht Reservisten für die Heimatfront, da die Soldaten der Bundeswehr im Ernstfall an der Ostfront gegen Russland gebunden wären, berichtet die internationale Presseagentur pressenza.com.

Es gab mal deutsche Dichter, denen die geistige, gesellschaftliche und schließlich militärisch eskalierende Aufrüstung nicht behagte:

Wenn es zum Marschieren kommt:

Euer Feind marschiert an der Spitze.

Die Stimme, die euch kommandiert,

ist die Stimme eures Feindes.

Wer da vom Feind spricht, ist unser Feind.

In der Schlacht habt ihr den Feind im Rücken.

Bertolt Brecht

 

Gut gescholzt ….

Gut gescholzt, Kanzler, schreibt Heribert Prantl zu Scholz und den Taurus-Marschflugkörpern in seiner wöchentlichen Kolumne in der SZ. Gut geprantlt sage ich dazu, in meiner Bewunderung für einen der wenigen noch standfesten Pazifisten im deutschen Mainstream.

»Das Heldenideal ist das dümmste aller Ideale«

Außerdem empfiehlt Prantl unter der Überschrift »Nie wieder Frieden« in seinen Leseempfehlungen den Schriftsteller Ernst Toller, der »war ein bekehrter Kriegsfreiwilliger des Ersten Weltkriegs, der dann Revolutionär und Pazifist wurde (‚Der Krieg ließ mich zum Kriegsgegner werden‘); er war eine der Leitfiguren der Münchner Räterepublik, wurde nach deren Scheitern wegen Hochverrats angeklagt und zu einer fünfjährigen Festungshaft verurteilt. Während der Zeit im Kerker Niederschönenfeld hatten seine Stücke auf den Theaterbühnen der Weimarer Republik sensationellen Erfolg. Viele der Aufführungen wurden gestört und gesprengt von den Nazis. Als Joseph Goebbels 1933 mit einer Hassrede in Berlin den ‚Juden-Boykott‘ eröffnete, nannte er Ernst Toller einen vordersten Exponenten des deutschen Judentums und damit einen Hauptfeind des Nationalsozialismus: ‚Aus den Gräbern von Flandern und Polen‘, so Goebbels, ’stehen zwei Millionen deutsche Soldaten auf und klagen an, dass der Jude Toller schreiben durfte, das Heldenideal sei das dümmste aller Ideale‘. Bei der NS-Bücherverbrennung waren Tollers Bücher dabei; stellvertretend für ihren in die Schweiz entkommenen Autor wurden die Bücher an aufgerichteten Pfählen gekreuzigt.«

Russland hat Angst vor der NATO

Der Friedensvertrag von 2022 zwischen der Ukraine und Russland wurde torpediert, berichtet report24 aufgrund einer Meldung des Wall Street Journals. Die Formulierungen von report24 enthalten leider teils von Wut getragene Pauschal-Urteile (»Das Volk ist für die Eliten, welche diese Welt wirklich beherrschen, nur zum Bezahlen, Arbeiten und Sterben da.«). Ungleich fairer berichtet das Wall Street Journal (WSJ), eines der führenden Medien des (westlichen) Kapitalismus. 

Das WSJ kommt zu dem Schluss, dass der Ukrainekrieg schon im Frühjahr 22 leicht hätte beendet werden können, und dass es anscheinend NATO-Kräfte waren, die das nicht wollten. Zudem sei Putin heute ähnlich verhandlungsbereit wie damals, und er denke eher defensiv als aggressiv: Er will nicht, dass Russland über eine zur NATO gehörende Ukraine mit Langstreckenwaffen angegriffen werden kann. Ein Bekenntnis der Ukraine zur Neutralität hätte im Frühjahr 22 den Krieg beendet, und ihn in den Jahren davor gar nicht erst ausgelöst. Wäre der Westen friedensbereit, müsste das Auftauchen dieses Vertrages aus den Geheimarchiven als Sensationsmeldung gehandelt und begrüßt werden.

Insofern triff das Aufmacherbild von report24 die Sachlage irgendwie doch ganz richtig: Putin zum Feind und Selenskji zum Helden zu machen ist der richtige Weg für die, welche diesen Krieg nie beenden wollen.

Die Aufmacherbilder dieses Blogeintrags (übernommen von Report24): Putin via Kremlin.ru, CC BY 4.0 , via Wikimedia Commons, Selenskyj via President.gov.ua, CC BY 4.0 , via Wikimedia Commons, Horns / Halo via freepik / macrovector