Wer bin ich? Antworten auf diese Frage, in ihrer ganzen schillernden Vielfalt, entstehen in mir selbst. Aber auch in anderen entstehen Antworten auf das, was mich ausmacht und an mir typisch ist oder wesentlich, die sogenannte »Fremdwahrnehmung«.
Einen solchen Blick von draußen auf mich und mein bisher größtes Projekt, er nannte es »mein Lebenswerk«, gab es 2016 von Dr. Kai Funkschmidt bezogen auf den Verlag, der 1985 aus mir heraus entstand und den ich dann 30 Jahre lang inne hatte. Kai war damals einer der vier Autoren der »Materialien der EZW« (Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen). Anlässlich der Buchmesse in Frankfurt im Oktober 2015 hatte er mich zum Ende meiner Zeitschrift Connection befragt, die ich so viele Jahre lang herausgegeben hatte. Deren letzte Ausgabe trug den Titel: »Der Narr tritt ab von der Bühne« und war damals gerade in der Verteilung an die Kioske und Abonnenten.
Ich finde mich in diesem Nachruf von Kai freundlich dargestellt und mit ein paar Einschränkungen faktisch korrekt. Und das von der EZW! Insidern war die EZW als kritische bis überkritische Gegnerin der »alternativen religiösen Bewegungen« des späten 20. Jahrhunderts bekannt. Hatten die Kirchen, ihre »Sektenpfarrer« und ihre Vertreter in den Gremien der Öffentlich-Rechtlichen doch in ‚unseren‘ Augen vergessen, dass Jesus mit seinen 12 Jüngern ein Guru und Sektengründer war. Zumal einer, aus dessen Erbe im 4. Jahrhundert n.u.Z. aus Machtkalkül eine religiöse Organisation – die Kirche – entstanden war, die sich später in immer mehr Kirchen aufteilte, deren Prälaten sich jedoch kaum mehr an die Liebesbotschaft des Jesus von Nazareth erinnerten, und die in den zwei Jahrtausenden nach ihm nicht weniger Grausamkeiten begingen als die Gewaltherrscher vor ihnen.
Doch nun zu Kai Funkschmidts Bericht über meine Person, mein Werk und das Ende von 30 Jahren Connection. Der Text ist als Ganzes im Materialdienst der EZW erschienen, Ausgabe 4/2016, unter der Überschrift »Connection Spirit stellt sein Erscheinen« ein.
Hier veröffentliche ich ihn nochmal in ganzer Länge, unterbrochen von meinen ergänzenden und kommentierenden Einfügungen. Kais Text erscheint in kursiv, meine Anmerkungen in nicht-kursiv.
Der Text beginnt mit der Überschrift
ESOTERIK
Dass meine Zeitschrift im Materialdienst der EZW in der Rubrik »Esoterik« erscheint, gefällt mir nach wie vor gar nicht. Zudem widerspricht der folgende Bericht dieser Überschrift gründlich. Ebenso wie mein »Kleines Lexikon esoterischer Irrtümer«, das 2008 im Gütersloher Verlagshaus erschien, dem Stammhaus von Bertelsmann, das übrigens ursprünglich ein Verlag mit evangelisch-christlicher Mission war.
„Connection Spirit“ stellt sein Erscheinen ein. „Connection Spirit – Das Magazin fürs Wesentliche“, eine der ältesten und renommiertesten Publikationen des esoterischen Zeitschriftenmarkts; hat Ende 2015 im 31. Jahr sein Erscheinen eingestellt. Dies teilte der Gründer, Herausgeber und Hauptautor Wolf Schneider mit. Connection Spirit wollte eine ernsthafte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit moderner, global inspirierter Spiritualität („transspirituell“) und Mystik jenseits der Trivialisierungen und Vereinfachungen der Mainstream-Esoterik bieten. Die Zeitschrift war zum Schluss auf über 80 Seiten im Hochglanzformat erschienen und wurde seit einigen Jahren von den zwei thematischen Sonderreihen „Connection Tantra. Liebe – Eros – Weisheit“ und „Connection Schamanismus. Natur – Weisheit – Heilen“ flankiert, die ebenfalls eingestellt werden.
Herausgeber Wolf Schneider sieht sich als Unternehmer „gescheitert in einem System, in dem der Wurm dem Fisch schmecken muss“ (Connection Spirit 11-12/2015, 50), was eine gewisse Unzufriedenheit mit dem mangelhaften Geschmack heutiger Fische ausdrückt. Dahinter steckt auch ein elitärer Anspruch, der seit der Gründungszeit bestand (damals noch als „Magazin für den intelligenten Erwachsenen“ firmierend). Bis zuletzt verstand man sich als tiefschürfender denn die große Masse der Konkurrenz.
Als elitär verstanden wir uns eher nicht. Als tiefschürfender durchaus.
Aufgeklärte Mystik
Connection Spirit war 1985 von einem Team von Bhagwan-Anhängern (Bhagwan Shree Rajneesh, ab 1989 Osho) gegründet worden, von denen bald nur noch Wolf Schneider als Herausgeber und Hauptautor übrig blieb. Bis Ende der 1980er Jahre gehörte die Zeitschrift thematisch zur Sannyasin-Szene, doch mit Oshos Tod 1990 öffnete man sich für den schnell wachsenden Strom unterschiedlicher esoterisch-spiritueller Wege im Dienste einer „aufgeklärten, transpersonalen und transkulturellen Mystik“, die als „Vorreiter einer neuen Lebenskunst, die Spiritualität, Ökologie, Religion sowie eine sinnliche, diesseitige Lebenslust miteinander verbindet“. Mit den meisten Vertretern der Esoterik teilte Connection Spirit die Überzeugung, eine über allen vorfindlichen Religionen stehende, das Konkrete in globaler Perspektive synthetisierende allgemeine Wahrheit hinter den Wahrheiten gefunden zu haben. Den real existierenden Religionen und Kulturen der Welt wusste man sich an Tiefe der Einsicht weit überlegen. „Vermutlich werden die jetzt noch separaten Religionen und Konfessionen allmählich zu Sekten innerhalb des globalen religiösen Mainstreams degradiert werden … Aus Gründen der Profilierung, der Folklore und des Tourismus wird die ‚Biodiversität‘ auch im religiösen Bereich wohl noch lange aufrechterhalten bleiben“ (Connection Spirit 4/2009).
Das war eine gewagte Prophezeiung von mir, die, zugegeben, ziemlich arrogant klingt. Vielleicht so wie Nietzsche in »Also sprach Zarathustra«? Ich schäme mich jedoch heute meiner damaligen Arroganz nur … wenig. Sondern reframe diese ‚Prophezeiung’ in unserer Zeit der vielen Dystopien lieber als eine Utopie, die durchaus eine wünschenswerte magnetische Kraft entfalten könnte.
Wolf Schneider (Jg. 1952) hatte eine typische Biografie jener Flügel der frühen New-Age-Bewegung hinter sich, die alles etwas ernsthafter und verbindlicher angingen. Er gab in den frühen 1970er Jahren nach einigen Jahren sein Studium der Philosophie und Naturwissenschaften in München (bei Carl Friedrich von Weizsäcker) …
Bei Carl-Friedrich von Weizsäcker war ich nur in einem einzigen Seminar. Ich mochte ihn aber und bewunderte ihn. Mein Haupt-Prof war Wolfgang Stegmüller, der allerdings in seiner verklemmt-schüchternen Art für mich menschlich kein Vorbild war und mich so mit dem Gefühl hinterließ: Wenn man als Wissenschaftsphilosoph so wird, dann nichts wie weg.
… auf, um jahrelang durch Asien zu reisen und in einem buddhistischen Kloster und im Bhagwan-Ashram in Indien zu leben. Nach der Rückkehr nach Europa folgten Phasen kommunitären Lebens in unterschiedlichen Projekten und Ashrams, bevor er sich in Taufkirchen niederließ …
Nicht Taufkirchen, sondern Niedertaufkirchen bei Mühldorf am Inn. Dort gründete ich zum zweiten Mal eine spirituelle Gemeinschaft. Die erste war der Divya Ashram in Langenfeld bei Neustadt an der Aisch (ab 1980). Diese zweite war die Connection-Gemeinschaft, deren wirtschaftliche Basis der Verlag war, nebenbei auch der Seminarbetrieb im Verlagshaus, das zugleich unser Wohnhaus war.
… und mit Connection Spirit seine Lebensaufgabe fand (er selbst vergleicht diese Anfangsphase mit der Darstellung einer Sannyasin-Kommune in einem bayerischen Dorf in dem Film „Der Sommer in Orange“).
Den Film »Sommer in Orange« finde ich eine ultrawitzige Karikatur einer Sannyasin-Gemeinschaft. Vergleichbar mit der Connection-Gemeinschaft war die Gemeinschaft mit der in Marcus Rosenmüllers Komödie aber kaum.
Die Inspirationen seiner Asienzeit, Buddha und Osho, älteste Weltreligion und moderner Guru blieben über die Jahre hinweg die Inspirationsquellen der Zeitschrift und seines Lebens.
Obwohl in den Jahrzehnten nach der Gründung die Esoterik zum gesellschaftlichen Großtrend anschwoll, blieb Connection Spirit selbst im Boom der 1990er Jahre, als man die höchsten Auflagen erreichte, immer ein Zuschussunternehmen. Anfangs investierte man geliehenes Geld großzügig im Vertrauen auf das „Resonanzprinzip“, dem zufolge gute Dinge in ähnlicher Weise zu einem zurückkommen. Nachdem das in die Privatinsolvenz führte, hält der geläuterte Herausgeber heute das „Resonanzprinzip für den größten Unsinn, den die Eso-Szene zu bieten hat“ (Connection Spirit 11-12/2015, 53).
Erst in den letzten Jahren war es mit Mühe gelungen, kostendeckend zu werden, man stand aber immer unter einer großen Schuldenlast aus vergangenen Jahrzehnten. Selbst bekannte Marken des Esoterikmarktes sind keineswegs zwangsläufig auch eine Goldgrube. In 31 Jahren erreichten die 400 Ausgaben der Zeitschrift eine Gesamtauflage von einer Million. Am Ende betrug die verkaufte Auflage 3000 bis 4000 Exemplare inkl. 2000 Abonnenten. Connection Spirit zählte damit zu den kleinsten Zeitschriften dieses Segments (zum Vergleich: „Körper Geist Seele“ [Berlin] und „Happinez“ [Bauer Verlag, Hamburg] erreichen Auflagen von 20 000 bzw. 135 000).
Wobei »Körper, Geist, Seele (Berlin)« ein Anzeigenblatt war und ist, das in Auflage von 20 oder 30 tausend Stück verteilt wird, mit redaktionell geringem Anspruch und organisatorisch von einer Person zu bewältigen. »Happinez« hingegen hat neben dem Anzeigenerlös bedeutende Vertriebseinnahmen und ist mit (von mir geschätzt Größenordnung 100.000 verkauften Exemplaren) für den Heinrich Bauer Verlag damals und bis heute ein bedeutender Gewinnbringer.
Entsprechend dem wissenschaftlich-theoretischen Stil des Magazins war seine Leserschaft branchenuntypisch zu 50 Prozent männlich. In der Esoterik geht man ansonsten von einem Frauenanteil von ca. 70 Prozent aus, Magazine wie „Happinez“ erreichen sogar zu 97 Prozent Leserinnen.
»Spiritualität & Politik« floppt
In den letzten Jahren verstärkte die vor allem an mystischer und introspektiver Innerlichkeit orientierte Zeitschrift zunehmend den „Außenweltbezug“ (Schneider) in Richtung einer „integralen Spiritualität“ im Sinne Ken Wilbers. Konkret hieß das, sie wurde explizit gesellschaftskritischer und politischer (im grünen und linken Spektrum) und kooperierte mit Stars wie Konstantin Wecker. Zählbaren Erfolg brachte das nicht. Der Überlegenheitsanspruch gegenüber der „Eso-Szene“ zeigte sich aus der Außenperspektive zuerst nicht thematisch, sondern darin, dass die Beiträge sprachlich anspruchsvoller, theoretischer, länger und schwerer verständlich waren als in den Konkurrenzblättern mit Massenauflage. Der Anspruch, Vertreterin einer „aufgeklärten“ Mystik zu sein, wurde bisweilen auch für esoterikkritische, der aufgeklärten Vernunft verpflichtete Außenbeobachter nachvollziehbar, wenn metaphysische Theoriegebäude hinter esoterischen Trends demontiert wurden. Ein Lesernachruf in der letzten Ausgabe lobte: Connection Spirit war „kein Sektenblatt, keine Huldigung an übernatürliche Kräfte, sondern ein der Aufklärung in der Nach-APO-Zeit gewidmetes Blatt“ (11- 12/2015, 44).
Ja, wir waren der Aufklärung (des 18. Jahrhundert) verpflichtet, auch wenn wir glaubten, es brauche heute eine Aufklärung 2.0. die Gefühle, Intuition und Transzendenz mit einbezöge (im Sinne von Ken Wilber, Jean Gebser, Hans-Peter Dürr und vielen anderen).
»Weisheit & Humor« floppt
Im Jahr 2008 veröffentlichte Schneider das „Kleine Lexikon esoterischer Irrtümer“ (Gütersloh 2008). Darin behauptete er zum Beispiel, alle Wirkungen von Reiki seien mit dem Placebo-Effekt hinreichend erklärbar. Daher seien metaphysische Behauptungen, die Reiki mit dem Wirken einer die Welt durchflutenden Energiekraft erklärten, hinfällig. Das Werk wurde in der Szene schockiert zur Kenntnis genommen, der Reiki- Meister Oliver Klatt fand sogar, es hätte aus der Feder eines „Sektenbeauftragten“ kommen können, und lieferte sich öffentliche Streitgespräche mit dem Autor. Die Betreiberin eines esoterischen Buchladens warf ihm vor: „Wenn meine Kunden das lesen, dann kaufen sie ja all die anderen Produkte nicht mehr, die ich hier im Laden habe.“ Schneider tat als Herausgeber und Autor viel, um seiner Rolle als Enfant terrible und Provokateur der Szene gerecht zu werden, mokierte sich oft und nicht selten ätzend über den „Eso-Kitsch“ und die „Seicht-Spiritualität“ der „Spiris“, die doch eigentlich sein größtes Kundenpotenzial darstellten, das aber von der Konkurrenz der „Wohlfühl- und Tröstemagazine“ bedient werde. Denn die „Spiritualität der Massen wird eher seicht bleiben (‚Volksfrömmigkeit‘)“. Vom Vorwurf mangelnder spiritueller Reife ging er gelegentlich auch zu stärkerem Tobak über: „Bleibt [die Spiritualität der Massen] allzu leichtgläubig, wird sie weiterhin nicht immun sein gegen Faschismus, Lynchjustiz oder Pogrome“ (Connection Spirit 4/2009). Nebenher trat er seit einigen Jahren mit einem Kabarettprogramm auf, das den esoterischen Mainstream aufs Korn nahm.
Die Fangemeinde goutierte dieses „kleine Dorf in Gallien, das gegen den Mainstream schwamm“ (Connection Spirit 11-12/2015, 49). Doch die Mehrheit der (im doppelten Sinne) Zielgruppe war nicht einverstanden, wenn Schneider zu seinem spöttischen Kabarettstil erklärte: „Weisheit ist Humor.“ Seine beiden Bücher über „Spiritualität und Humor“ …
….die ich verlegte. Geschrieben haben sie andere. Ich fand sie sie jedoch sehr witzig und glaubte an ihre Marktchancen, an ‚die Erlösung durch Humor‘ ;-).
… waren denn auch, erklärt er, seine „größten unternehmerischen Flops“. Schneider glaubt nicht, dass das Ende der Zeitschrift mit einem „Abflauen der Estoterikwelle“ zu tun habe, wie der Herausgeber des Schweizer Esoterikblatts „Spuren – Das Leben neu entdecken“ in seinem Nachruf mutmaßte (Martin Frischknecht in Connection Spirit 11-12./2015, 46). Tatsächlich ist die Esoterikwelle wohl weniger abgeflaut, als vielmehr im Mainstream – und zwar nicht nur in esoterischen Lifestyle-Magazinen wie „Happinez“, sondern auch in Medien, Universitäten, Medizin und Behörden – angekommen und dort zu einer geringeren Sichtbarkeit diffundiert.
In der Hinsicht würde ich Kai Funkschmidt (leider) auch heute Recht geben. Die GWUP kämpft zwar dagegen, aber mit geringem Erfolg, denn die Natur des Homo sapiens ist eben leichtgläubig, was den Glauben an Sekten und Religionen ebenso impliziert wie den an Homöopathie, Astrologie, Motivationstrainer, Influencer, die von Lobbygruppen beeinflusste Themenauswahl und Publikationspraxis der Wissenschaft und die Demagogen und Dampfplauderer in Politik, Wirtschaft und dem Kulturbetrieb.
Sicher hat zum Misserfolg des Magazins neben dem kompromisslosen Herangehen des Herausgebers auch die allgemeine Krise des Zeitschriftenmarktes beigetragen. Schneider betätigt sich weiter als Kabarettist und leitet Seminare zu Spiritualität und Humor. Das gewachsene gesellschaftlich-politische Engagement drückt sich zurzeit darin aus, dass er im ehemaligen Verlagshaus heute ein neues kommunitäres Leben führt: Es wurden dort auf seine Anregung hin Flüchtlinge aus Afghanistan und Syrien einquartiert, mit denen er nun zusammenlebt. Er berichtet darüber regelmäßig in seinem Blog (connection.de).
Bis 2018, dann bin ich von dort weg und ins Wohnmobil umgezogen. Das Haus heißt nun »Villa Kunterbunt« und wird gemäß dem Mietshäuser-Syndikats-Prinzip ein bisschen kommunal, jedenfalls mieterfreundlich verwaltet.
Die transreligöse Perspektive
Dabei wird bisweilen auch die praktische Umsetzung seiner eigenen überreligiösen mystischen Perspektive sichtbar: Einmal rezitiert er das muslimische Glaubensbekenntnis – „Ich mag diese arabischen Laute und spreche sie auch gerne mit religiöser Inbrunst aus“ –, was oben bei den sunnitischen Afghanen Bewunderung ob seiner Gelehrsamkeit und einen Stock tiefer bei den syrischen Alawiten erst einen „Schrecken, dass ich vielleicht doch ein Moslem sein könnte“, dann aber Gelächter auslöst (http://connection.de/angst-vor-fanatikern, auch die folgenden Zitate). Und als ein sehr frommer und etwas furchteinflößender sunnitischer Afghane einzieht, der binnen Kurzem die anderen, zuvor eher entspannten Sunniten des Hauses ebenfalls zum regelmäßigen Gebet bewegt, erklärt sich Schneider mit den afghanischen Schiiten und syrischen Alawiten, die von dieser „forschen Religiosität“ eingeschüchtert sind, kurzerhand zu einer „Umma der Ungläubigen“. Zumindest einer von ihnen findet sich darin wieder: „Nun wiederholt Ali das immer wieder: ‚Wir sind alle Kafir‘ – und strahlt dabei.“
Kai Funkschmidt
Witz und Wahrheit
Das mit der »Umma der Ungläubigen« (die Umma ist für Moslem die Gemeinschaft der Rechtgläubigen) war als Witz gemeint. Mein Rezensent hat das wohl auch so verstanden, aber nicht alle damals in meinem Haus. Immerhin habe ich, im Gegensatz zu anderen »Kafir«, die gesteinigt wurden, überlebt. Allerdings war ich auch nicht so dumm, ein Bild von Mohammed auf den Titel meiner Zeitschrift zu platzieren, so wie die Macher von Charlie Hebdo in 2015. Ach, wenn die Moslem doch nur wüssten, dass der Koran die kanonisierte Fassung der Niederschrift einer Botschaft ist, die heute als »gechannelt« gelten würde. Denn der Erzengel Gabriel, also ein körperloses Wesen, ist dem Analphabeten Mohammed damals erschienen und befahl ihm, das aufschreiben zu lassen. Der Koran ist damit die einzige gechannelte Botschaft, aus der eine Weltreligion wurde. Und wenn auch die heutigen Fans des Channelings und der Durchgaben von ‚aufgestiegenen Meistern‘ das wüssten, wow …. dann wären Sekten, Religionen und das, was »esoterische Spinner« an sozialen Strukturen hinterlassen, für Theologen und Religionswissenschaftller nicht mehr grundsätzlich voneinander verschieden. Das wäre Aufklärung 2.0!
Nochmal herzlichen Dank an Kai Funkschmidt und die EZW für diesen verständnisvollen Nachruf auf »mein Lebenswerk«.