Heute vor einer Woche habe im Restaurant Seerose am Südstern in Berin mein iphone verloren. Na ja, verloren … ich dachte erst, ich hätte es verlegt, konnte es aber nirgends finden. Nirgends. Jedenfalls nicht dort, wo ich es als Letztes hingetan hatte: in die Innentasche der Jacke, die ich über den Stuhl gehängt hatte, als ich dort aß. Übrigens: sehr gut aß! Das Restaurant ist spitze. Aber es wird offenbar nicht nur von Feinschmeckern vegetarischen Essens geschätzt, sondern auch von Taschendieben.
Und die werden immer geschickter, sagte mir am Tag danach der Polizist am Telefon. »Ihr Fall ist kein Einzelfall, und die Chancen, es zurückzubekommen liegen bei unter einem Prozent«. Trotz GPS-Suchfunktion des iphones, die Apple anbietet, und die ich in meinem Gerät aktiviert hatte.
Ich kaufte mir deshalb schon am nächsten Tag eine neues, baugleiches Gerät. Kostenpunkt: circa 500 €. Plus Wiedereinrichtungsaktivitäten, darunter vor allem die Beschaffung einer neuen SIM-Karte für die gleiche Telefonnummer, hielt mich das eine Woche auf. Erst seit heute Mittag kann ich mein iPhone wieder benutzen und habe dann als erstes versucht, die Kommunikationsfäden wieder aufzugreifen, die dadurch unterbrochen waren.
Das Gute des Schlechten?
Hat wirklich alles Schlechte sein Gutes? Jedenfalls lässt der gute gemeinte Rat von Freunden in solchen Fällen nicht lange auf sich warten. »Da merkt man mal, wie abhängig man heutzutage von diesen Geräten ist!« Aha. Das wusste ich aber schon vorher. Unterbrechungen haben auch Vorteile, das war auch in diesem Falle so, dennoch bleibt ein geschätzter finanzieller Verlust für mich von mehr als 700 Euro. Ein Retreat, wie es ein freiwilliger Rückzug von der E-Kommunikation sein kann, war es ja nicht. Von solchen Retreats höre ich immer mal wieder; da wird manchmal auch von Genuss und Ruhe berichtet, die das bringen kann. Solch einen Retreat muss man sich aber erstmal leisten können, bzw. leisten wollen, das heißt man muss bereit sein, die daraus folgenden Verluste in Kauf zu nehmen.
Verlust ohne Sinn
Für mich ergeben sich hilfreiche Bewusstseinserschütterungen auch ohne Handy-Diebstahl, danke für die Tipps, aber das brauche ich nicht. Mein Fazit ist: Trag das Handy immer gut fixiert in der Gürteltasche, die hatte ich mir ja zu diesem Zweck extra auf La Palma gekauft, nur in diesem Falle leider nicht benutzt. Und ich hätte dem Dieb den ganzen Gewinn gewünscht, den die Sache mich als Verlust gekostet hat, aber so funktioniert das nicht auf dem Schwarzmarkt für gestohlene Güter. Ich schätze mal, dass da für den Dieb nur ein Hunni hängenbleibt, und vielleicht ein weiterer für den Hehler. Der Rest bleibt in der Orga der Bande stecken. Ich glaube nicht, dass der Endkunde des Gerätes mehr als drei Hunnis dafür hinlegen wird – gerne wüsste ich ja, wer das ist und würde ihn aus der Ferne grüßen.
Zurück in Niedertaufkirchen, wo ich einen Tag nach dem iphone-Verlust ankam, zum ersten Mal wieder nach dreieinhalb Monaten Abwesenheit, begrüßte ich meine in- und ausländischen Freunde. Soweit alles passabel in Ordnung. Gestern und vorgestern sind hier sieben Somalis eingezogen, auch das ging bisher erstaunlich gut über die Bühne, Und der Hauskatze Luzi geht es gut, sie hat mich freudig begrüßt, die alte Dame, und sie verbringt nun einen Großteil ihrer Zeit mit mir im Zimmer, oft auf der Heizung liegend. Und man sieht hier den Frühling kommen, trotz der Kälte. Überall blühende Bäume, was für ein Aufbruch! Den hat man in den Subtropen nicht so krass, dort schwingen die Jahreszeiten milder.
Papierkram
Dann stellte ich mich dem Papierkram, der in den Monaten meiner Abwesenheit hier liegen geblieben war. Ich bin bis heute noch nicht damit durch. Wieder sind deutlich mehr als 95% der mich per Post erreichenden Papiere Müll. Was für ein Aufwand, das alles herzustellen! Von der Idee über die Grafik und den Druck bis hin zum Versenden, all die darin gebundene, vergeudetet Intelligenz, plus die Transportkosten, vom LKW bis zum Porto, und dann belastet auch der Abtransport dieses Papiermülls noch die Umwelt. Unsere Wirtschaft ist ein riesiger, auf Masse und Wachstum dieser Massen abzielender Apparat, der überwiegend Dinge erzeugt, die nicht nur uns Menschen nicht nützen, sondern mit denen wir durch den Ruin unserer Umwelt auch noch das eigene Grab schaufeln.
Menschen glücklich zu machen ist viel einfacher als das, was diese Megamaschine tut, während sie uns so viel abverlangt. Die Maschinerie unserer heutigen Wirtschaft gehorcht inneren Gesetzen des Immer-weiter-machen-Müssens, Immer-mehr-machen-Müssens und zerstört dabei den Biotop, von dem wir leben, und nebenbei auch noch unsere Seelen, unser Miteinander. Die Megamaschine brennt uns aus.
Wird Kommunikation uns retten?
Nun habe ich also wieder ein funktionierendes iphone, von dem ich zwar weiß, dass seine Produktion einigen Pflanzen, Tieren und Menschen das Leben gekostet hat, aber ich kann damit kommunizeren und …. nur Kommunikation wird uns retten. Nur durch Kommunikation lässt sich die Bewusstseinsrevolution bewirken, die unsere Weltzivilisation braucht. Daran möchte ich mitwirken. Ein Verzicht auf solche Kommunikationsmittel würde die Megamaschine nicht stoppen können, im Gegenteil, er würde die Welt den gröberen der Kräfte überlassen in diesem Gewebe untereinander verbundener Wirkungen.