Die folgende Rezension meines Buchs »Sei dir selbst ein Witz – Humor als Konfliktlöser, Heilmittel und spiritueller Weg«, hat mir Christa Ritter gestern geschickt. Sie ist Journalistin und Filmemacherin aus dem Kreis um Rainer Langhans. Wir kennen uns seit den späten 80er Jahren, als ich noch in München wohnte und mich ab und zu mit Rainer Langhans traf.

Alles nicht so ernst nehmen

»Dieses Buch möchte dem Leser Rat geben: Das Leben ist ein großes Lila. Hinduistisch gemeint: Es ist ein Spiel der Götter, und ich könnte darüber lächeln, sogar lachen, statt immer kompliziert vom deutschen Sonderweg gequält zu werden. 

Die Hälfte der Deutschen soll depressiv sein. Und so setzt sich gleich im Vorwort Bhagwan zum Autor in Kassel auf das Sofa und entlastet ihn stellvertretend für uns immer so Schwergewichtigen mit seinem Trixter-Lächeln: Ales nicht so ernst, du bist ein Witz, der ganze Kosmos ist ein solcher. 

Humor als Vorstufe zur Weisheit

Der Autor fragt sich, ob dieser Ansatz nun etwas hochgegriffen, weil zu spirituell sei oder doch eben eine Weisheit, die zu erlernen sei. Man wäre dann zumindest auf dem Weg raus aus dem laschen Grübeln: Humor als Vorstufe zur Weisheit. Witzeln gar! Statt weiterhin von einer Therapie zur Nächsten zu wechseln oder gar mit Waffenlieferungen gegen den projizierten Bösen zu kompensieren. 

Wäre dann das ganze Jahr über bei uns Karneval? So einfach ist es nicht, steht in diesem Buch. Die tragische Seite, auch die Depression dürfe durchaus sein, aber eben nur hinter dem Witz. Wie damals bei Bhagwan, heute bei vielen schlaff gewordene Sannyasins. 

Mit Witz dem Oregon-Trauma entkommen?

Es geht also um die Chance, den Schelm in sich zu entwickeln, damit dem bösen Blick auf den drohenden Faschismus zu entkommen: dem Oregon-Trauma? Was ist überhaupt echt: Wer bin ich? Dieser komische Körper, der mich quält, indem er altert oder von der Gewalt nicht ablassen kann? Alles nur Lila? Oder bin ich der/die im Keller, wo ich mich nicht hin traue und lieber auf meinem unsicheren Standbein im Erdgeschoss stehen bleibe? Mit einem Witz auf den Lippen? 

Zeit der Katastrophen

Der Autor stellt sich also Fragen, die sich in unserer Derzeit der zunehmenden Katastrophen vielleicht viele von uns stellen. Was tun? Mehr witzeln und lachen, damit wir nicht verrückt werden? Vielleicht gelingt diese Therapie der Verdrängung dem ein oder anderen. Es könnte aber sein, dass uns dabei der Humor im Hals stecken bleibt, weil die Katastrophen etwas anderes sagen wollen: Es ist dieses Eingemachte, das ihr nicht weglachen dürft, da müsst ihr durch. 

Der Tod als größter Witz?

Ist das eine schlechte Nachricht? Ich vermute: das Gegenteil. Denn der Autor leidet. Er schreibt, dass das Leben ohne Lachen so traurig sei, uns Verletzungen quälen, Trennungen, das Leben schlechthin ziemlich arg sei, weil wir sterben müssen. Der Tod als größter Witz? Vielleicht steckt im „Lila“ der Hindus ja eine andere Weisheit als vom Autor angenommen: Mit Freude immer wieder loslassen, sterben lernen durch Meditation. Aber das kennen wir hier im Westen nicht; Lehrer dieser Weisheit wurden in Europa selten gesehen. 

Der Westen muss sich vielleicht auf Katastrophen verlassen, wie wir sie gerade erleben. 

Endlich imaginiere ich mir Osho im Jenseits. Sollten wir statt über alle die Katastrophen zu klagen lieber witzeln und lachen? 

Wir müssen verrückt werden!«

Christa Ritter, christaritter@web.de
www.nach-innen.com