Wer braucht schon Bildung? Auf dem Weg zurück zur Natur, der uns von den Verirrungen der Anthropozäns heilen soll, ist doch je weniger Bildung, Industrie, Technokratie und Regelungswahnsinn, um so besser! So einfach ist es leider nicht. Wir Menschen sind nun mal kulturelle Wesen. Wenn wir keine Kultur haben, erfinden wir eine. Einen Weg zurück zum einfachen, naturnahen, kulturlosen Primaten gibt es für uns nicht. Aber vielleicht können wir die Kultur, die wir haben wollen, uns erschaffen?! Oder wenigstens die Kultur unserer Träume erstmal im Kleinen einüben, in Beziehungen, Familien und Gemeinschaften und sie dort auf Herz und Nieren prüfen, auf Tauglichkeit und Nachhaltigkeit, ehe wir versuchen, damit den Rest der Welt zu beglücken.
Die Suche nach der für uns alle passenden Kultur, das wäre eine großartige, wenn nicht die zentrale Aufgabe von Bildung. Das wäre dann nicht nur ein Anhäufen von Wissen und eine Anpassung an Bestehendes, sondern ein Experimentieren und Ausprobieren, mit der wohl unvermeidlichen Begleiterscheinung einer ‚ganzheitlichen‘ Persönlichkeitsentwicklung. Der Bildungsbegriff des Wilhelm von Humboldt braucht ebenso ein Update wie die ganze Aufklärung des 18. Jahrhunderts: Wir brauchen eine Aufklärung 2.0!
Die nach uns kommen …
Im vergangenen Jahr habe ich Imke-Marie Badur kennengelernt, habe mich von ihren Ideen zu Orientierungszeiten für junge Erwachsene entzünden lassen und bin dem Bachelor of Being Team beigetreten. Im Zuge dessen habe ich auch das seit 150 Jahren ziemlich erfolgreiche Konzept der skandinavischen Folkehoyskole kennengelernt, das in dem Buch The Nordic Secret beschrieben wird.
Das hat vieles in meinem Leben verändert. Der ich mich bisher im kreativ-alternativen Randbereich der Gesellschaft verortet habe, mit Ideen, die dem Mainstream zu radikal und herausfordernd waren, versuche ich nun, ‚angesichts einer brennenden Erde‘ mich denen zuzuwenden, die nach uns kommen und bald so weit sind, sie (mit) zu gestalten. Das sind die heutigen Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
… und die, welche sie erziehen
Nicht auch die Lehrer und Eltern, die sie erziehen? Doch, auch die. Aber das System, in dem Lehrer (und Eltern) agieren, ist so steif und auf Dienst nach Vorschrift ausgerichtet, dass die meisten derer, die sich dort mit guten Ideen engagiert haben, schließlich aufgegeben haben. Zugegeben, es gibt Ausnahmen. Auf die richtet sich unsere Hoffnung, denn wie schon gesagt: die Erde brennt. Unsere Weltgesellschaft ist mit der Corona-Pandemie nicht gut umgegangen, und noch viel schlechter geht sie mit der drohenden Klimakatastrophe um. Um von den Atomwaffen und der noch immer zunehmenden Militarisierung und noch einigen anderen Gefahren mal gar nicht zu sprechen. Wenn Costa Rica und Island auf Militär verzichten können, warum dann nicht auch wir in Deutschland? Wir erst recht, finde ich. Die menschliche Fähigkeit zur Aggression sollten wir besser als Tatkraft äußern, dort, wo sie wirklich gebraucht wird, und ebenso unser menschliches Bedürfnis nach Heldentum – Greta Thunberg ist dafür nur ein Beispiel unter vielen.
Aufklärung
Es gibt drei Dinge, die sehr hart sind, sagte der Aufklärer und Erfinder Benjamin Franklin, einer der Gründerväter der USA: Stahl, ein Diamant und sich selbst zu erkennen (to know oneself). Sich selbst zu erkennen ist die größte Herausforderung, der sich ein Mensch stellen kann. Das wussten die Weiseren unter uns auch schon vor mehr als zweitausend Jahren: Erkenne dich selbst (gnothi seauton) stand am Eingang des berühmtesten Heiligtums der Antike; und heute erforschen wir mit wissenschaftlichen Methoden, wie sehr wir uns mit unserem Selbstbild irren.
Nie wieder Krieg
Trotzdem bin ich lieber optimistisch – »entgegen aller Empirie« erwidern mir Pessimisten. Es gibt allerdings auch Gefahren. Bald wird KI die Weltherrschaft übernehmen, ist eine davon. Ein Atomkrieg wird uns vernichten, eine andere. Die Neuinszenierungs eines Songs von Pink Floyd (von 1975, 7:30 min lang), ist was für Freunde des Gruselns. Oder für Realisten? Besser wir tun rechtzeitig etwas dagegen. Zum Beispiel sollten wir weltweit das Militär abzuschaffen, Polizei genügt. Island und Costa Rica machen es uns vor, daran darf ruhig mehr als einmal erinnert werden. Nein, meine Söhne geb ich nicht, auch Reinhard Mey unterstreicht diese Forderung, mit einem Antikriegs-Song.
Veranstaltungen mit mir
• Be love, not war! Der Orgasmus-Workshop für Paare, den ich zusammen mit Stefanie Rinke leite, wird Anfang November nun zum dritten Mal stattfinden, in intimer Runde mit sieben Paaren. Nach aktuellem Stand der Corona-Regeln dürfen wir ihn regelkonform durchführen. Falls noch ein weiteres Paar mitmachen will, wendet euch an rinkestef@gmail.com.
• Am 9. November gebe ich im Rahmen der »Woche pädagogischer Beziehungen 2020, 4.-11. Nov« von 10 h bis 11.30 h einen Vortrag mit Übungen zum Thema »Mensch, erkenne dich selbst / Ich bin ein Konstrukt aus Beziehungen«.
• Tantra trotz Corona? Auch das Silvester-Retreat von BeFree wird nach aktuellem Stand stattfinden können. Es ist nun ausgebucht, mit Warteliste. Ich werde zusammen mit meiner Liebsten dort den Jahresbeginn feiern. Wir hoffen, dass das nächste Jahr weniger pandemiegesteuert sein wird, einsichtsvoller, aufgeklärter und friedlicher.
• Mein Seminarplan für 2021 steht noch nicht, u.a. wegen Corona. Bei BeFree bin ich jedenfalls weiterhin dabei. Es wird auch Visionsseminare geben, die ich zusammen mit der Krämer-Gang (Pea, Raphael und Benjamin) leite und voraussichtlich auch wieder Humorworkshops.
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„Sich selbst zu erkennen ist die größte Herausforderung, der sich ein Mensch stellen kann.“
Ein hoffnungsloses und zudem eitles Unterfangen. Es sei denn, man achtet dabei Teilerfolge!!
Meys Song habe ich in letzter Zeit auch mir zu Gemüte geführt, es ist ein wahrhaft starker Song.
Gerhard … der Insektenversteher
„Sich selbst zu erkennen ist die größte Herausforderung, der sich ein Mensch stellen kann.“…..das denke ich auch. Es erinnert mich an etwas, was ich mal in einem Buch von Gary Renard gelesen habe: „Für die Wahrheit lehren und dabei vergeben, welch´ schönere Berufung kann es geben?“ Oder: Welch transzendenteres Ziel kann es geben, als sich den Weg, die Wahrheit und das Leben ins Gedächtnis zurückzurufen und sich an GOTT zu erinnern?“ (aus den Ergänzungen zu Ein Kurs in Wundern.) In meiner Sicht ist sich selbst erkennen und sich an GOTT erinnern ein und dasselbe Ding. Meine IDENTITÄT ruht in IHM. Die Folge davon ist… Weiterlesen »
Hier noch eine Ergänzung zu meinen Aussagen über den Menschen als kriegführende Spezies. Das las ich grad im aktuellen Interview von T-Online mit Yuval Noah Harari, dem Autoren von „Eine kurze Geschichte der Menschheit“:
»Sie werden niemals eine Million Schimpansen überzeugen können, gegen andere „böse“ Schimpansen am anderen Ende der Welt in einen Heiligen Krieg zu ziehen – mit der vagen Aussicht, im Fall ihres vorzeitigen Ablebens im Himmel einen Haufen Bananen zu erhalten. Bei uns Menschen ist das anders.«
Lieber Wolf,
Danke im Besonderen für Reinhard Mey und sein Lied.
Ich selbst kenne so einen Vater und nenne einen seiner Söhne Freund. Die Erinnerung durch Mey hat mich spüren lassen, welche Kräfte in einem fließen und wirken können, wenn man sich auf die Herausforderungen des Lebens einlässt.
Wie wunderbar, dieses Leben. Wie schön, wirken zu können.
Quarantänige Grüße, symptomfrei und dankbar
Markus
„Nein, meine Söhne geb ich nicht…“ Nein, meine Kinder geb ich nicht einer brennenden Erde, doch eine heilende Erde wünsche ich Ihnen.
Heute ruft auch Franz Alt in seinem Newsletter zu einer neuen Friedensbewegung auf und denn dabei ein paar sehr wissenswerte Fakten:
https://www.sonnenseite.com/de/franz-alt/kommentare-interviews/deutschland-braucht-eine-neue-friedensbewegung/
Danke, lieber Sugata, für das Lied und den Link zum Aufruf von Franz Alt. Da wird mir der Wahnsinn der Aufrüstung und der Waffenlieferungen wieder ganz deutlich ins Bewußtsein gerufen. Scham und Schande verbreitet sich und nix gelernt aus den vergangenen Kriegen?? Liebe Grüße