Ein Blick in allgemein zugängliche Statistiken zeigt: Im vergangenen Jahr lag die durch Covid 19 verursachte Übersterblichkeit weltweit bei 3-5 Millionen.

Hätte das vermieden werden können? Ganz wohl nicht, verringert wohl schon, durch klügere politische Maßnahmen. Bleibt die Frage, ob die durchgeführten Maßnahmen angemessen waren, und wie sich der damit angerichtete Schaden zum erwünschten und tatsächlich erreichten Nutzen verhält, unter Einbeziehung nicht nur der medizinischen, sondern auch der ökonomischen, sozialen, kulturellen und psychischen Folgen.

Die Antwort auf diese Frage teilt die Bevölkerung Deutschlands und vieler anderer Länder in zwei Lager, die sich so verständnislos, manchmal sogar feindlich gegenüber stehen, wie es früher bei religiösen und anderen tief weltanschaulichen Konflikten der Fall war. 

Einer der Vorwürfe an die Gegner der Coronamaßnahmen lautet: »Ihr seid unsolidarisch. Der Tod der Millionen an Covid Erkrankten und Verstorbenen ist euch offenbar egal.« Hierzu ein paar weitere Zahlen. Laut UNO sind im Jahr 2020 mehr als fünf Millionen Menschen an Hunger gestorben. 40 Milliarden Euro pro Jahr würden genügen, damit kein Mensch mehr hungern muss, sagte der BRD Entwicklungshilfe-Minister Gerd Müller hierzu im vergangenen Sommer. Das deutsche Finanzministerium bezifferte die Kosten für das Eindämmen der Corona-Pandemie allein in Deutschland auf mehr als 700 Milliarden pro Jahr. Weltweit hochgerechnet dürften es demgemäß deutlich mehr als 10 Billionen sein, plus die noch nicht bezifferbaren Kollateralschäden der Maßnahmen in Kultur, Wirtschaft und bei der physischen und psychischen Gesundheit.

Folglich würden schon 0,25 bis 04 Prozent von dem Betrag, den die Coronamaßnahmen bisher gekostet haben, genügen, um den Hunger in der Welt zu beenden. Wenn ‚wir‘ schon so viel Geld ausgegeben haben, um in dieser Pandemie das Schlimmste zu verhindern, warum legen wir da nicht noch ein Prozent drauf und helfen damit den mehr als 800 Millionen an Hunger Leidenden – 11% der Weltbevölkerung – auf deutlichere, ethisch viel leichter als gut zu beurteilende Weise, als es bei den bisherigen Coronaausgaben der Fall war.

3/4 der Hungernden sind Kinder unter fünf Jahren. Weniger als ein Prozent des finanziellen Aufwands der Coronamaßnahmen würde genügen, damit sie satt werden. Wahrscheinlich reicht dieses eine Prozent sogar für eine medizinische Grundversorgung für diese Kinder und ihre Mütter und eine Chance für sie auf ein gutes Leben. Oder seien wir mal … äh … ‚großzügig‘ und legen noch ein Prozent drauf, damit diese Maßnahmen wirklich nachhaltig sind.

Was mich persönlich betrifft, würde ich übrigens lieber in einem Hospiz sterben oder palliativ begleitet zuhause, als von unserer hochtechnisierten, kostspieligen Medizin noch ein paar Monate auf einer Intensivstation ‚geschenkt‘ zu bekommen. Mit dem gesparten Geld würde ich lieber ein paar zig hungernden Kindern zu einem würdevollen Leben verhelfen. Wenn ich  kleines Rädchen in unserem Medizinbetrieb das überhaupt entschieden darf (wahrscheinlich nicht). In meinem Falle bräuchte niemand in die Situation der Triage geraten – der Entscheidung, wer denn im Falle begrenzter Ressourcen überleben darf. Global gesehen gibt es die angeblich so gefürchtete Triage ja längst – zu Ungunsten der fünf Millionen Hungernden.

Eskalierende Opferungen

Warum beherrschen das Thema Corona und die im »Krieg gegen das Virus« angewandten Maßnahmen unsere Medien seit zwei Jahren so dominant, dass viele in meinem Freundeskreis – laut Rutger Bregman sind es nicht die Dümmsten – kaum mehr Nachrichten hören oder sehen wollen? Und warum erscheinen die Maßnahmen so vielen als alternativlos? 

Hierzu könnte ein Blick auf eine Eigenschaft im menschlichen Verhalten helfen: die Bereitschaft zur Eskalation der Opferungen. Wenn ein Mensch für ein erstrebtes Ziel ein gewisses Opfer gebracht hat und dann feststellt, dass das Ziel damit nicht erreicht wurde, vielleicht sogar dadurch behindert wurde, gibt er/sie das ungern zu. Die bis dorthin erbrachten Opfer würden dann ja als unsinnig erscheinen, das hält kaum ein Ego aus. 

Ein berühmtes Beispiel für ein solches Ansteigen der Opferbereitschaft nach erfahrenem Scheitern sind die Isonzoschlachten im Ersten Weltkrieg. Bei der ersten dieser Schlachten zwischen Italien und Österreich-Ungarn starben auf der italienischen Seite 15.000 Soldaten. Die Festungen der Österreicher hatten standgehalten, die Italiener hatten fast kein Gelände gewinnen können. Wie hätten die italienischen Politiker den Familien dieser Tausenden an der Front verstorbener junger Männer sagen können: »Wir haben uns geirrt. Nationaler  Größenwahn hat uns den Widerstand der Österreicher falsch einschätzen lassen.« Ihre Popularität wäre abgestürzt, sie wären nicht wiedergewählt worden; für viele wäre es das Ende ihrer politischen Karriere gewesen. Also sagten sie: »Eure Söhne sind für das Vaterland gestorben! Ihr Tod war nicht umsonst, die nächste Schlacht wird den Sieg bringen!« Und schickten zigtausend weitere Soldaten in die nächste Schlacht. Diesmal starben 42.000 Soldaten auf italienischer Seite, und wieder konnten die politischen und militärischen Führer des Landes ihren Fehler nicht eingestehen. Auf in die nächste Schlacht! Bei der dritten Isonzoschlacht starben 67.000 italienische Soldaten. Diesmal waren es sogar die Österreicher, die ein wenig gegen die Italiener vorrückten. Es folgten weitere neun verlustreiche Isonzoschlachten, die meisten ohne wesentlichen Geländegewinn für eine der beiden Seiten. Erst in der zwölften dieser Schlachten gab es eine Entscheidung – gegen die Italiener, die diese Schlachten initiiert und immer wieder neu begonnen hatten. Insgesamt starben dabei mehr als eine Million Soldaten. 

Die Isonzoschlachten zeigen die Psychologie des Nicht-mehr-zurück-Könnens auf besonders krasse Weise. Nachdem ein gewisser Aufwand an Opfern erbracht wurde, können die Verursacher dieses Aufwands aus psychologischen Gründen (Ego, Sturheit, Image wahren) kaum mehr zurück. Je höher die Opfer, umso schwerer fällt ein Rückzug. Deshalb werden teure Anschaffungen von Käufern generell besser beurteilt als billige; das gilt auch dann, wenn die Kunden dabei noch mehr über den Tisch gezogen wurden als bei den billigen. 

Das Fortschreiten des immer größeren Aufwands der Corona-Schutzmaßnahmen erinnert mich an die Isonzoschlachten. Wie schwer muss es sein, einerseits für die verantwortlichen Politiker und die sie unterstützenden Virologen, nach alledem, was die Bevölkerung wegen dieser Maßnahmen schon in Kauf nehmen musste, nun zu sagen: Wir haben uns geirrt. Andererseits fast ebenso schwer wäre es für die Gegner der getroffenen Maßnahmen, die ebenso fest in ihren Schützengräben sitzen und seit vielen Monaten die herrschende Politik als komplett durchgeknallt oder sogar bösartig ignorant beschreiben.
Es erscheint als eine schier übermenschliche Forderung, solch einen Irrweg zugeben zu können, wenn die eigene öffentliche Identität und soziale oder politische Karriere daran hängen. Umso mehr, da beide Seiten in weltanschaulich getrennten Blasen leben. Abtrünniger der dort jeweils herrschenden Weltanschauung zu sein, kann auf jeder der beiden Seiten zu sozialer Ausgrenzung bis hin zum Vorwurf „Verrat“ führen.

Beide Seiten werden durch höchst eloquente Sprecher vertreten, die ihre jeweilige Seite mit einem enormen Aufwand an gut aufbereiteten Fakten begründen, die auf bewundernswerte Weise zu überzeugenden Narrativen verwoben wurden – überzeugend aber nur für die eigene Seite. So wie zwei Religionen, die sich gegenüber stehen: auf beiden Seiten Gläubige – das Brett vorm Kopf hat der jeweils andere, gehirngewaschen ist nie die eigene Partei.

Weil ich mich hier im Minenfeld zwischen den Fronten unserer aktuellen gesellschaftlichen Spaltung befinde, wiederhole ich hier für die meiner Lesern, die’s noch nicht wissen, nochmal meine Antwort auf die Gretchenfrage unserer Zeit: »Wie hältst du’s mit der Impfung?« – Ja, ich bin geimpft. Vielleicht sogar bald ein drittes Mal. Ich bin zwar nicht getauft, aber geimpft und meine nach wie vor, dass das die richtige Entscheidung war, weil die Mehrheit der Scientific Community das so sieht. Können Mehrheiten sich irren? Ja, leider ist das so. Hoffentlich war es in diesem Falle nicht so wie bei den Isonzoschlachten.
Wobei wir heute den italienischen Politikern von damals sagen möchten: Hände weg von jedem Angriff! Frieden ist besser als Krieg. Die heutigen Politiker haben es in der Hinsicht nicht so leicht. Gar nichts zu tun, wenn solch ein Virus daherkommt, scheint mir keine gute Option zu sein. Bei aller Unsicherheit bezüglich dieses Virus‘, richtet es ja mehr Schaden an als nur eine heftige Grippe. Es gäbe jedoch andere Weisen des Umgangs damit und, wie schon gesagt, andere Priorisierungen. Auch die Hungernden haben Mitgefühl verdient. Auch Malaria und Tuberkulose brauchen Aufmerksamkeit, und auch Naturschutz, Klimakrise und die systemischen Folgen des aktuellen (auch medizinisch-pharmazeutischen) Kapitalismus‘.

Trotz meiner Bedenken gehe ich nicht auf die Straße, um gegen die Coronamaßnahmen zu demonstrieren, sondern trage sie mit. Aus Feigheit oder weiser Rücksicht? Um nicht, eingesperrt in die Querdenkerschublade, jegliche Glaubwürdigkeit im Mainstream zu verlieren? Nein. Trotz meiner Einwände und Bedenken ist mir die soziale Harmonie wichtig. Die aktuelle Politik könnte sich in Sachen Corona krass geirrt haben und nun aus Scham über das Ausmaß der akkumulierten Irrtümer nur sehr schwer zurückrudern können; ein Terrorregime böswilliger oder komplett ignoranter Manipulatoren ist sie jedoch nicht.

Der Sinnfinder

Genug von Corona? Es gibt auch jenseits von pro und contra von Impfung und den Maßnahmen gegen die Pandemie noch Themen, die ein Leben als sinnvoll erscheinen lassen können. Wie finden wir die? In der Anwendung der Methoden, die in dem Sachuch »Sinnfinder« zusammengestellt wurden. Ich habe dieses Buch zusammen mit Pea und Raphael Krämer dieses Jahr geschrieben. Am 28. November erscheint es. Wir hoffen, dass es mit Hilfe eurer Empfehlungen und Rezensionen schon in den ersten Tagen nach Erscheinen bei Amazon zum Bestseller aufsteigt. 

Bei der Krake Amazon, diesem Händlertyrannus rex??? Ach, seufz … gute Frage. Wir haben uns in diesem Falle jedoch entschieden, als Autoren nicht durch edle Verweigerung zu Märtyrern im Kampf gegen die Weltmacht zu werden. Denn um als Märtyrer eine gute Show abzugeben, müssten wir ja erstmal bekannt werden. Lieber wollen wir durch den Erfolg unseres Buches nicht nur für glücklichere und erfülltere Menschen werben – das ist das Nahziel unseres Buchs –, sondern auch für eine Welt, die nicht von solchen Quasimonopolisten wie Amazonus rex beherrscht wird.

Der Goldfisch auf dem Cover mit der aufgeschnallten Haifischflosse auf dem Rücken will damit übrigens nicht für die Position an der Spitze der Nahrungskette werben. Taff zu sein im Haifischbecken ist nicht wirklich unser Ding. Vielmehr plädieren wir für ein Leben, das sich aus der Entscheidung ergibt, dass du das machst, was du wirklich willst. Und dass du wenigstens bei deinen großen Lebensentscheidungen nicht vorwiegend aus Anpassungsdruck handelst oder weil dir nichts Besseres einfällt oder um Menschen zu gefallen, auf die du eh nichts gibst. In dem zu ruhen und dich dafür einzusetzen, was dich tief innen bewegt und glücklich macht, erscheint uns als ein besseres Rezept für die Lebensplanung.

Veranstaltungen mit mir/uns

28. November: Der SINNFINDER erscheint.

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28.12. bis 2.1., BeFree Silvester-Retreat, falls die Coronaregeln das erlauben.

28.-30.1. und 18.-20.2., erste Sinnfinder Schnupperwochenenden in Hameln, die ich mit Pea oder Raphael Krämer leiten werde. 

P.S vom 27.11.21: Es erreicht mich gerade der Link zum Ergebnis der Metastudie „Covid 19 und Zucker“ vom Polytechnikum Lausanne (veröffentlicht in: Frontiers in Public Health July 2021, Vol 9, Article 695139).
Dort haben offenbar Wissenschaftler per KI (Künstliche Intelligenz) 240.000 wissenschaftliche Studien zu Covid 19 ausgewertet. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass erhöhter Blutzucker Covid 19 hochsignifikant begünstigt: https://www.strunz.com/news/covid-19-und-zucker.html