Zwei Wandlungen haben das vergangene halbe Jahrhundert gekennzeichnet: die Entwicklung der Biologie zur Ökologie und die Entwicklung der Psychologie zum Systemischen. In beiden Fällen geht es darum, dass sich ein Einzelwesen nur in seinem Kontext voll verstehen lässt; im ersten Fall das materielle Einzelwesen, im zweiten das psychische. Alles Einzelne ist in einer Umgebung eingebettet und darin verbunden; es wird aus dem umgebenden Ganzen quasi erst rausgeschnitten und dann als Partikel gezeigt.

Dasselbe gilt auch für Info-Partikel, Nachrichten, Meme. Ein solches Partikel nur als Einzelnes zu betrachten, führt zu leicht in die Irre, wie der obige Cartoon zeigt. Im kleinen Ausschnitt des TV-Bildschirms ist rechts der Täter zu sehen, links das Opfer. Im größeren Bild ist es umgekehrt, die berühmte Täter/Opfer-Umkehr. Und es kann noch weitere, größere Kontexte geben, in denen dann doch wieder links der Täter ist, der hier vielleicht als vor seiner Strafe fliehend gezeigt wird. Die Holon-Theorien von Arthur Koestler und Ken Wilber zeigen eine Hierarchie von immer größeren Ganzheiten, Holons genannt. Die alles umfassende Ganzheit wäre dann die der mystischen Wahrnehmung, in der es kein gut oder schlecht mehr gibt. Davor aber gibt es sehr wohl Ebenen, in denen Täter und Opfer, gut und schlecht eine Rolle spielen und legitime, wertende Zuweisungen sind.

Dem nur gegen »die Medien« gerichteten Vorwurf im obigen Bild stimme ich so nicht zu. Unsere Wahrnehmung ist es, die uns durch verkleinerte Ausschnitte irren lässt, das machen nicht erst die Medien mit uns. Dass Medien durch bewusst oder unbewusste gewählte Ausschnitte Interpretationen suggerieren können, sollte uns nicht dazu verleiten, sie in Bausch und Boden zu verurteilen. Ein solches Urteil manipuliert ja auf der derselben Ebene wie die damit angeklagten Medien, es hat also mindestens einen Splitter im eigenen Auge, manchmal einen ganzen Balken.

Ich meine, dass eine Holon-Theorie der Kontexteinbettung von Nachrichten für unsere Mediennutzung und -produktion dringend notwendig ist und einen ebenso großen Fortschritt brächte, wie die Ökologie es für die prä-ökologische Biologie war.

Safety Third, Lebendigkeit First

Allmählich beschäftigen sich auch unsere großen Medien mit den Schäden der Corona-Zeit. Dazu lässt sich viel sagen, auch hier im Blog habe ich das gelegentlich getan. Hierzu jetzt nur einen Link zu Charles Eisensteins Rückblick auf die Corona-Jahre, in dem er auf das menschliche Sicherheitsbedürfnis fokussiert. Safety first, das wird meist so unreflektiert einfach hingeworfen, als sei es eine unumstößliche ethische Maxime. Mit seinem Essay »Safety Third« (hier auf deutsch) hält Eisenstein dagegen und behauptet: »Wir leben in einer Kultur, die paradoxerweise den Tod gleichzeitig leugnet und zum Gegenstand des äußersten Grauens macht. Wir leugnen ihn, indem wir ihn hinter Euphemismen verstecken, indem wir ihn vor dem öffentlichen und privaten Auge verstecken, indem wir in sinnlosen Heldentaten das Leben Sterbender um wenige qualvolle Wochen oder Tage verlängern, wie um etwas Vermeidbares abzuwenden.«

Und er geht unserer Angst auf den Grund: »Das getrennte Individuum der modernen Selbstwahrnehmung erlischt mit dem Sterben. Das beziehungsorientierte, interdimensionale Selbst indigener Weltanschauungen ist dagegen nicht auszulöschen, da nur ein kleiner Teil des wahren Selbst stirbt. Für den modernen Geist, für das getrennte Selbst, ist der Tod eine endgültige und unaussprechliche Katastrophe, zu schrecklich, um ihm ins Gesicht zu sehen. Natürlich werden wir da besessen von Sicherheit, als könne sie uns Mut machen, dass mit der richtigen Vorsorge die ultimative Tragödie niemals einzutreffen braucht.«

Ankommen

Da ich das Upleven ‚Hotel der Stille an der Nordsee so sehr lieb gewonnen habe und mich dort so wohl fühle – es ist für mich geradezu ein sakraler Raum – werbe ich hier noch extra für mein nächstes Seminar dort – den Zeitplan und Anmeldelink findet ihr weiter unten. Das findet ja schon sehr bald statt, an einem WE Mitte Juni, vom 16. bis 18., also zur hellsten Zeit des Jahres. Am besten ihr bleibt ein paar Tage vor diesem WE dort und auch noch danach. Die Tagesstruktur setzt sich balanciert aus Meditation und Seminarinhalten zusammen. Wenn du aus zeitlichen oder finanziellen Gründen nicht kommen kannst, oder weil die Anreise für dich zu weit ist, kannst diese Struktur auch bei dir zuhause durchführen, allein oder mit Freunden. ‚Ich meditiere sowieso schon‘ bei der Arbeit oder im Haushalt, das sagt sich so leicht. Dabei tatsächlich präsent zu sein, entspannt und ganz bei sich, ist jedoch nicht leicht. Solche Strukturen der Vertiefung können helfen bei sich anzukommen, sei es zu Hause oder in einem Seminar im Upleven. 

Was das Ankommen in meinem eigenen Leben anbelangt: Ich wohne seit Anfang April in Greven bei Münster, zusammen mit meinem 13-jährigen Sohn, dessen Mutter Anfang Mai gestorben ist. Nun bin ich Gemeinschaftsmensch alleinerziehender Vater geworden, wer hätte das gedacht. Und das auch noch in einer für mich noch fremden Umgebung. Das mich Einnisten und wieder Ausnisten übe ich jedoch schon länger, es sollte also auch diesmal gelingen – und so einen Jungen durch die Pubertät zu begleitet, das hat was.

Persönlich und transpersonal

Zurück zum Upleven. Ich habe bei meinem letzten Aufenthalt auch die dortigen Tischgespräche sehr geschätzt. Wer schweigen will, genießt das exzellente Essen im Schweigen, die anderen verbinden sich zuhörend oder sprechend über Worte miteinander, immer im Kontakt mit der Stille. Das Horizontal-Zeitliche und das Vertikal-Zeitlose halten wir dabei in Balance. Im Upleven trifft man auf Menschen, die bereits in den Genuss von Meditation gekommen sind und das nun auffrischen wollen. Eher Menschen in gesellschaftlicher Verantwortung, keine Alltagsflüchtlinge und Eso-Spinner. Manche bleiben nach den Kontakten in diesem ‚Haus der Stille‘ fürs Leben miteinander verbunden, als würden sie sich schon von Kindheit an kennen. Umso mehr gilt das für die Teilnehmer an den dortigen Seminaren, die ja noch mehr ins Persönliche gehen. Persönlich? Ja, manches sollten und müssen wir persönlich nehmen – beheimatet zu sein in persönlichen Beziehungen und an Orten ist genauso wichtig wie die offene Weite des Transpersonalen.

Hier nun der Zeitplan des Seminars:

Ankommen bei mir selbst

Freitag 16.Juni 23:

17 h Einchecken

18 h Begrüßung im Seminarraum (EG)

18:30 Abendessen

19.30-20.30 Treffen im Seminarraum: Was heißt da Ankommen?

21:00–21:30 stille Meditation (im Meditationsraum, 3. Stock)

Samstag 17.Juni 23:

06:30–07 stille Meditation (im Meditationsraum)

07:15 Frühstück

09-11 Treffen im Seminarraum: Wo bin ich zuhause?

12:00–12:30 geführte Meditation (im Meditationsraum)

12:45 Mittagessen

15-17 Treffen im Seminarraum: mich Einnisten, mich Ausnisten

17:45–18:15 stille Meditation (im Meditationsraum)

18:30 h Abendessen 

19.30-20.30 h Wir treffen uns im Seminarraum: Form & Leere – das Herzsutra

21:00–21:30 h stille Meditation (im Meditationsraum)

Sonntag, 18.Juni 23:

06:30–07:00 h stille Meditation (im Meditationsraum)

07:15 Uhr Frühstück

09-11 h Treffen im Seminarraum: Identifikation & Freiheit

12:00–12:30 h geführte Meditation (im Meditationsraum)

12:45 h Mittagessen

13.30-14 h Abschiedsrunde im Seminarraum

14 h Abreise

Seminarbuchung über mich, U&V-Buchung über das Haus der Stille.

Kosten: 120 – 280 € nach Selbsteinschätzung, + U/V

Alarm Klimawende? Zu oft zu eng gedacht

Jetzt nochmal Charles Eisenstein, auch hier wieder mit einem klugen Gedanken: Die Umweltbewegung sollte sich als zentrales Thema nicht auf CO2 fokussieren, sondern auf Wasser, schreibt er. Das hat mich in vieler Hinsicht überzeugt. Die Fokussierung auf nur CO2 ist mir längst ein Dorn im Auge (siehe oben, das enge Bild im Ausschnitt der TV-Kamera). Diese Enge scheint mir fast eine Art Besessenheit zu sein, so als gäbe es sonst keine anderen wichtigen Themen. Wasser ist sicherlich eins davon. Aber auch der Müll, die Landwirtschaft, der immer noch zunehmende Hunger, der Zustand der Weltmeere, die weiter wachsende Weltbevölkerung, das verschwinden der Urwälder, die unersättliche Gier des Kapitalismus und die nicht endende Bereitschaft zum Führen von Kriegen, um politische Ziele durchzusetzen. Wir brauchen eine Wende in unserer Weltkultur, die mehr als nur CO2 und das Klima im Fokus hat, sonst ist die Klimawende nur eine weitere Sau, die durchs kapitalistische globale Dorf getrieben wird.

Für eine postimperiale Weltfriedensordnung

Und nochmal zum Thema Frieden, das lässt uns ja keine Ruhe. Zur Vermeidung von Krieg und der Möglichkeit einer postimperialen World Governance verlinke ich hier zur Position des brasilianischen Präsidenten Lula, mit dem ich über eine Freundin in Brasilien, Mitgründerin der PT, quasi auch persönlich verbunden bin. Lula bietet hier erneut Mediation im Ukrainekonflikt an. Die Washington Post präsentiert das sehr ausgewogen, ‚bipartisan’ wie man im Ami-Land dazu sagt. 

Was für ein Desaster der kriegerische Afghanistan-Einsatz von auch der Bundeswehr war, zeigte dieser Tage ein Dokument aus den Discord-Leaks, das von einem Neuaufbau der IS-Aktivitäten in Afghanistan spricht. Auch die US-Autoritäten widersprechen diesen Aussagen nicht. Sie zeigen einmal mehr, dass Kriege – auch die von den US und der NATO geführten –, Terror-Organisationen wie den IS nicht besiegen können. Vor allem nicht in Ländern, die der westliche militär-industrielle Komplex kein bisschen versteht. Noch viel weniger kann die NATO das riesige Russland besiegen, das hierzulande neuerdings oft als Reich des Bösen beschrieben wird, die Verbrechen der Wagnergruppe dienen dafür als als Beweis. Russland will allerdings die NATO gar nicht zerstören (umgekehrt bin ich mir da nicht so sicher), sondern sie nur nicht direkt vor der Haustür haben.

Die weltweiten Militärausgaben sind 2022 erneut angestiegen, schrieb das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI. Sie haben nun das Allzeithoch von 2.240.000.000.000 US-Dollar erreicht, das gab es noch nie in der Geschichte. Es geht also weiter mit diesem Irrsinn, und die Bundesregierung macht mit. 

Ist nach dem Niederringen von Russland im ukrainischen Abnutzungskrieg als nächstes China dran, mit seinen Ambitionen im Pazifik? Über die Gefahr eines Krieges gegen China berichtet die Presseagentur Pressenza.com. 

Als P.S. von heute, 22. Mai, hier ein noch deutlicher formulierter Blick über den Horizont der westlichen Proganda hinaus. Roger Köppel, Chef der Zürcher Weltwoche, antwortet dem Spiegel-Kolumnisten Jan Fleischhauer zum Thema ‚Putin als Feinbild‚. Im Unterscheid zu Fleischhauer und den anderen westlichen Putin-Experten ist Köppel selbst nach Moskau gefahren und hat mit ‚dem Feind‘ gesprochen. Solchen Journalismus brauchen wir!

Alt, blind und doch sehend

Der 72 Jahre alte, komplett erblindete Hans-Willi Weis, ehemals Connection-Leser und -Autor, hält stand gegen die bellizistische Meinungselite. Ich habe ihn in Claus Eurichs Blog wiederentdeckt. Zuerst schreibt er über Wege zum einseitigen Waffenstillstand im Kopf, dann über die Frage, ob es einen Generationendissens in der Haltung zum Krieg gibt. Beides lange Texte, tief reflektierend, die komplexe Situation nicht nur mit Slogans beantwortend. Beim Hineinspüren in diese Analysen eines Blinden frage ich mich, ob nicht das Hören manchmal leichter in die Tiefe führt als das Sehen. 

Hermann Hesse über die Liebe

Nach all der Kritik an dem, was uns politisch zurzeit oft so sehr auf die verbalen Barrikaden steigen lässt, nun eine Erinnerung an das, worum es auch den von uns manchmal als Feinde oder Gegner Betrachteten geht. Schon vor mehr als einem Jahrhundert, im Jahr 1918, da der 1. Weltkrieg endete, hat der im Ausland (immer noch?) meist gelesene deutsche Autor Hermann Hesse über die Liebe geschrieben. Dies gelang ihm auf eine Weise, die auch heute noch die Jugend fasziniert und viele der ehemals oder immer noch Jugendlichen wie mich. Auch die Irrtümer oder Missverständnisse der Nächstenliebe spricht er an, die Gebote und religiösen Lehren und den nationalen und familiären Wahnsinn. 

Weitere Veranstaltungen mit mir 

Ankommen im Körper, in Beziehung, im Unendlichen auch dieses fünftägige Seminar im Upleven, vom 9. bis 14.9. 2013 leite ich allein. Es kostet je nach Selbsteinschätzung 250 bis 600 € + U&V. Auch hier Seminarbuchung über mich, U&V-Buchung über das Haus der Stille.

Vom 30.8. bis 3.9. bin ich in der Co-Leitung des Tantra-Sommerfestivals von Regina Heckert – eine gute Gelegenheit auch für Einsteiger, die mit den spirituellen Praktiken des Tantra noch nicht so vertraut sind.

Das sechstägige Seminar Sinn finden vom 7.-13. Oktober leite ich zusammen mit Pea Krämer. Es hat zum Thema wie wir Sinn & Orientierung finden im Leben. Auch das findet im Upleven statt. Es kostet je nach Selbsteinschätzung 420 bis 1000 € + U&V. Unser Buch zum Workshop ist der Sinnfinder.

Ich bin angekommen. Bei sich selbst ankommen & Heimat finden, heißt der 3-Tage-Kurs vom 3. bis 6. Juni 2024 im Gästehaus der Abtei Münsterschwarzach. Kosten: 140 € + U&V.