Gestern erschien eine Reportage des „Weltspiegel“ von ca. 15 Minuten über den Krieg im Jemen. Ausführliche Berichte darüber sind in den Hauptmedien eher selten. Deshalb sind solche Veröffentlichungen zu begrüßen. Die Reportage beschrieb die brutalen und vermutlich völkerrechtswidrigen Bombenangriffe der „von Saudi-Arabien geführten Koalition“ auf zivile Ziele und deren schlimme Auswirkungen für eine breite Masse von Zivilisten – insbesondere für Kinder. Millionen Menschen sind auf der Flucht und dringend auf die Unterstützung von Hilfsorganisationen angewiesen. Was mit keinem einzigen Wort erwähnt wurde: Drei NATO-Staaten unterstützen diese „Koalition des Todes“: Die USA ist mit militärischer Luftbetankung, Logistik, Geheimdiensttätigkeiten und Seeblockaden dabei. Frankreich und Großbritannien unterstürzen ebenfalls in der Kriegslogistik.*1

Dazu kommt: 2016 zählte Saudi-Arabien zu den fünf wichtigsten Empfängern deutscher Rüstungsexportgüter. Allein im ersten Halbjahr 2016 lieferten „wir“ Waffen im Wert von fast 500 Millionen Euro dorthin.*2 Insofern könnte man Deutschland durchaus auch der Koalition dazurechnen. Aber auch davon war kein Wort in der Weltspiegel-Reportage zu hören.

Insgesamt ist das ein typisches Beispiel für die Tendenz der einseitigen NATO-freundlichen Berichterstattung westlicher Medien. Durch die Auslassung relevanter Informationen wird die kritische Sicht einer westlichen  Mitverantwortung ausgeblendet. „Es sind ja nur die Saudis, die Bomben werfen.“ 

Erst beim Schreiben dieses Kommentars wurde mir noch bewusst: Auch die Namensgebung „Koalition“ kann man schon als Teil einer Verharmlosungsabsicht verstehen. In der Hauptsache wird der Begriff eher für politische Zusammenschlüsse und politisches Vorgehen verwendet. Gerade auch in Deutschland, wo eine „große Koalition“ seit geraumer Zeit regiert. Doch was im Jemen geschieht ist keine Politik. Es ist Menschen verachtende Kriegsführung. Die Begriffe „Kriegsverbündete“ oder „Militärverschworene“ würden eher der Realität entsprechen. Besser noch schlechter: „Mörderbande“!

 

Torsten Brügge, 21.3.2017


Quellen:
*1 https://de.m.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rintervention_im_Jemen_seit_2015
*2 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/194837/umfrage/deutsche-ruestungsexporte-nach-saudi-arabien/