Manchmal empfinde ich es so, als würde ich beim Gehen auf organisches Material treten, auch dann, wenn es Fliesen oder Steine sind. Auch harte Materie fühlt sich dann nicht hart an, sondern wie meinesgleichen, im Innenraum des Weltganzen, in dem alles drin ist. Besonders, wenn ich barfuß gehe, fühlt sich das so an. 

Am Bahnhof im Zug sitzend, der Zug setzt sich langsam in Bewegung, ich aber habe das Gefühl, nicht mein Zug bewegt sich, sondern der Nebenzug zieht an uns vorüber. Ich bin still und unbewegt, an mir zieht die Welt vorüber. So auch beim Gehen: Es ist als würde ich mit meinen Schritten die Welt unter mir nach hinten schieben. Ich selbst ruhe, ich bin die Mitte der Welt, alles andere ist Peripherie und zieht an mir vorüber. So ähnlich war es, als ich als Kind mich schnell genug um mich selbst drehte, bis mir schwindlich wurde – wenn ich danach still stand, drehte sich die Welt um mich. 

Wir sollten der Subjektivität mehr Gewicht geben. Dass es eine objektive Welt gibt, ich gebe zu, dass das eine sehr nützliche Idee ist. Die Existenz einer objektiven Welt ist ein faszinierende These, die von der Wissenschaft auf fabelhaft erfolgreiche Weise erforscht wird, unbestritten erfolgreicher als je ein Projekt menschlicher Kultur. Das Subjektive aber ist grundlegender, tiefer, wahrer, unbezweifelbarer. Wenn wir das vergessen, sind wir in der Welt verloren.

 

Die Religionen der Welt

Viele von uns können mit den traditionellen Religionen nichts mehr anfangen. Gut so. Die Religionen der Welt, ihre Bauten und die meisten ihrer Kultformen sollten zum UNESCO Kulturerbe erklärt werden, zu sowas wie die Hagia Sophia in Istanbul. 

Istanbul hat übrigens gegen die Stimmen und Tricks der AKP kürzlich einen neuen Bürgermeister gewählt. Diese mit 14 Millionen Einwohner größte und zudem auch älteste Metropolregion von Europa (Europa!) hat sich damit gegen die Vereinnahmung durch den Autokraten und religiösen Fundamentalisten Erdogan behauptet. 

 

Die Natur als Organismus

Den meisten von uns fällt es heutzutage leichter in der Natur den Zusammenhang des Weltganzen zu erfahren. Ein »mystisches Erlebnis« in der Natur zu haben, so nennen das die Religionsphilosophen, ist für viele von uns ergreifender, heiliger, ekstatischer als das, was wir in einer Kirche, Moschee oder einem Tempel erfahren. Hohe, alte Bäume in einem naturbelassenen Wald sind für uns etwas Sakrales. Ein Fluss in seinem Dahinströmen Symbol der ewigen Wiederkehr. Die heilige Stille eines Sees, der ewig (so scheint es) in sich ruhende Berg, die Fülle eines tropischen Dschungels, der wir entstammen und noch immer angehören, ein intaktes Korallenriff im Ozean, unserer Urheimat. Wenn beim Gehen meine nackten Füße den Boden küssen als sei er ein lebendiges Gegenüber empfinde ich das so, noch mehr im Wald oder unter Wasser.

Innen und außen, gehören sie zusammen? Kann Sprache diese Kluft überbrücken? Jedenfalls wirkt Sprache auch in Bereichen, die uns kaum bewusst sind.

 

Polarisierung

Je höher die Bildung, desto größer die Polarisierung, besagt eine aktuelle Untersuchung zur Polarisierung zwischen Klimabewussten und Klimaleugnern. Sieh da: Bildung kann auch verdummen. Wissen ist noch nicht Weisheit.

 

Fehlbare Meister

Wer wissen will, wie Massenhypnosen funktionieren, schaue sich mal die Rezeption der Rajneesh-Osho-Poona Geschichte in den westlichen Medien an. Hier ein Beispiel:

Osho war kein Guru, der seine Schüler verführt und missbraucht hat. Dennoch kann man seinem Handeln heute – im Rückblick, wenn man weiß, wie es ausging, ist das immer leichter – im politischen, sozialen, therapeutischen und pädagogischen Bereich viele Fehler nachsagen. Das tue auch ich, der sich 13 Jahre lang ausdrücklich als Teil dieser Bewegung empfunden und gebärdet hat, im Rückblick auf mein Leben als Dissident auch dieser Bewegung. Dankbar blicke ich auch heute noch auf diese Zeit  zurück. Nicht nur wegen alledem, was ich in dieser Zeit innerhalb der Bewegung gelernt habe, sondern auch weil die Verfolgung der Medienberichte hierüber mich gründlich geimpft hat bezüglich dessen, was von den Medien cokreativ & und coabhängig geförderte Massenhypnosen so alles anrichten können.

Zu dem weithin bekannten Skandal um den buddhistischen Guru Sogyal Rinpoche gibt es jetzt ein Buch von Werner Vogt, Professor für Soziologie an der Universität Witten-Herdecke, es träge den Titel »Der ermächtigte Meister.« Hierzu lohnt sich auch das Interview mit ihm in der Zeitschrift Buddhismus. aktuell. Oder auch, ebenfalls aktuell, eine Rezeption des Kultes um Sebastian Gronbach – Aussteigern sollte man nicht leichtsinnig trauen, denn oft tragen sie noch ein Bedürfnis der Abrechnung in sich mit dem, was sie einst so sehr fasziniert hat. Wenn sie vorher Insider ‚des inneren Kreises‘ waren, haben sie jedoch meist einiges zu sagen; das kann man dann ja ebenfalls kritisch filtern, ebenso wie die Fan-Berichte.

 

Spuren hinterlassen

Seit seiner Entstehung habe ich dieses Printmagazin immer als eine Schwester meiner Zeitschrift Connection empfunden: Martin Frischknechts vierteljährlich erscheinende Zeitschrift Spuren. Seit kurz nach dem Ende meiner eigenen Zeitschrift (2015) schreibe ich regelmäßig für Spuren und hoffe, dass dieses so ausnehmend tief forschende und dabei zugleich höchst kritische Medium die Internetisierung aller Print-Periodika überleben wird. Martin hat hierzu einen Aufruf ins Netz gestellt, mit einer wie ich finde sehr guten Idee zur Zukunft von Spuren: Er will aus dem ‚Heftli‘ eine periodisch erscheinende Buchreihe machen.

 

Das Internet als Bildungsmedium

Im Internet lässt sich gut mobben und rumpöbeln, das wird ausgiebig genutzt. Man kann es aber auch für gute Zwecke nutzen: um sich mit anderen Menschen zu verbinden, sich zu informieren und so unfassbar leicht, kostengünstig und umfassend zu bilden; für Autodidakten ist es das perfekte Medium. Die meisten googeln dort, was sie wissen wollen. Etwas faktennäher ist man jedoch bei der Wikipedia aufgehoben. Trotz all seiner verständlichen Beschränktheit ist dieses crowdgesourcte (aus dem Kollektiv geerntete) Lexikon eine Wissens- und Lernquelle, die alle Schulen und Hochschulen der Welt und aller Zeiten übertrifft. Schulgeld? Eine Spende. Dank ausreichend vieler Spenden können wir dieses Lexikon noch immer gratis nutzen und brauchen dafür nur ein Gerät, mit dem wir uns an einem Hotspot einwählen. 

 

Das Internet als Genussmittel

Im Internet findet man nicht nur Bildung, sondern auch Genuss. Zum Beispiel Filme wie diesen hier, wo sich 20 einander Fremde vor der Kamera küssen (3,5 min) oder den, wo Julie Gautier 6 Minuten lang unter Wasser tanzt, ohne Atemgerät und ohne zwischendurch aufzutauchen. Oder dieser wunderbar erotische, witzige Film von Gaga-Tänzern aus Tel Aviv (4 min). Diese drei Filmlinks wurden mir von Lesern dieses Rundbriefs zugespielt. Ich setze sie hier zum zweiten Mal in meinen Rundbrief, zur Erinnerung daran, was das Internet für Schätze bietet. Wenn ihr weitere Tipps habt, nur her damit! 

 

Veranstaltungen mit mir    

• Über den ganzen Juli und August läuft auch heuer wieder das wunderbare Gartencamp-Auenland von Grit Scholz in Elsteraue bei Leipzig. Dort war ich kürzlich zu Besuch und gebe am Samstag, 2. August, einen 1-Tages-Workshop »FreiSein durch Humor«. Empfohlene Spende: 50 €. So wenig für einen ganzen Kurstag? Nichts wie hin!!! Anmeldung bitte bei mir.

 
 

• Am WE 31. August/1. September gibt es nach dem großen Erfolg des ersten solchen Workshops (mit 20 Tn, am WE 4./5. Mai) wieder einen Orgasmus-Workshop mit Stefanie Rinke und mir, diesmal im Wamos, Berlin (für 160 €, Frühbucher zahlen nur 140 €). Bei Interesse Mail an mich oder Stefanie. Corinna vom Liebeskunstnetzwerk Berlin hat mich hierzu interviewt: Kann man auch mehrmals kommen?

 

• Vom 4. bis 8. September findet das BeFree Tantra-Festival in der Nature Community statt. Es ist auch für Einsteiger gut geeignet, kostet nur 290 € (und ist nun fast ausgebucht).

 

• Am WE 13.-15. September gibt es wieder einen BecomeLove-Kongress, diesmal im Lebensgut Pommritz und zum Thema »Evolution in der Liebe«. Mit einem »Beziehungstheater«-Workshop von mir und einem philosophisch-humoristischen Duett zum Thema »Was ist Liebe eigentlich?«, von mir zusammen mit dem Kulturphilosophen Prof. Eckehard Binas.

 

• Am WE 28./29. September gebe ich zusammen mit der systemischen Paartherapeutin Pea Krämer im Kellerhof bei Hameln den Paarworkshop »Wie Beziehungen gelingen«

Das Symbol der Verbundenheit, vorne auf meinem Wohnmobil

 

• Am 26./27. Oktober gibt es wieder einen Humorworkshop, diesmal im Yogahaus Würzburg. »Sind wir komisch?« fragt sich die Veranstalterin Claudia Wenzel. Wenn du dich das auch fragst, kannst du dich bei ihr unter osflow-cwl@gmx.net anmelden. 

• Und nochmal am 30.Nov./1. Dez., das wird dieses Jahr der vorletzte Humorworkshop sein. Wieder im Yogastudio Heidelberg, Landhausstr. 17, wo dieser Workshop schon voriges Jahr stattfand. Info & Anmeldung wieder über Ulrike Müller, ulmuta@gmx.de.

• Und nun doch noch dieses Jahr ein letzter Humorworkshop vor der Winterkälte, am WE 7./8. Dezember: Beziehungstheater – in der Nature Community bei Schönsee in der Oberpfalz, die ich nun schon zwei Mal besucht und zu lieben begonnen habe. Humor hilft nämlich nicht nur gegen die Dunkelheit in der Seele, sondern auch gegen die des Winters. Er hilft in Beziehungen, im Umgang mit sich selbst und in besonderer Weise in Gemeinschaften. 

Die Wochenenden kosten 160-190 €. Frühbucher und Paare bekommen das WE meist günstiger (für 135-170 €/Person).