Ich sitze in Berlin am Marheinekeplatz mit einem Capuccino in der Sonne, reflektiere den vergangenen WE-Workshop im Biohotel Essentis (Titel: »Sind wir komisch?«) und lese dabei die SZ-online, die sich damit beschäftigt, wie Humor und Orgasmuskompetenz zusammenhängen.

Ach, interessant! Das hätte mir bei der Bewerbung dieses Workshops sehr helfen können. Wenn ich dort eine Werbung hätte platzieren können, vielleicht wären dann vor allem Männer gekommen, die hier viel lernen können.

Die richtige Technik

»Guter Humor und gute Orgasmen haben viel mit der richtigen Technik zu tun. Ein bisschen Talent und Fingerspitzengefühl gehört schon auch dazu, aber im Wesentlichen gilt es, sich durch stetiges Üben ein paar handwerkliche Fähigkeiten draufzuschaffen, die dann ein Leben lang verfeinert werden müssen. Sowohl beim Humorhandwerk als auch bei der Orgasmusproduktion ist Timing ein ganz entscheidender Faktor. Es gilt, eine gewisse Spannung aufzubauen, zu halten, nicht zu früh mit der Pointe um die Ecke zu kommen, um ihr dann im richtigen Moment den nötigen Wumms zu verleihen.«

Die Profilierung

Richtiges Timing, und: üben, üben, üben – Recht hat sie, die SZ-Autorin Alena Schröder. Das gilt auch für mich als Vermarkter meiner Bücher. Mein erstes Buch – »Tantra – Spiele der Liebe« – hat sich besser verkauft als alle fünf anderen zusammen, die danach erschienen sind. Darunter auch »Zauberkraft der Sprache«, das nach meiner Selbsteinschätzung beste unter den sechs. Aber so ein Label bleibt kleben: einmal Tantra, immer Tantra. Da ich dann auch noch 25 Jahre lang ein Tantra-Magazin herausgegeben haben, wenn auch verlegerisch als Nebenbeschäftigung, bleibt das umso mehr kleben. Und nun sehe ich mich als Freelancer einem Markt gegenüber, der höchste Spezialisierung verlangt und ein unverwechselbares, einzigartiges Produkt. Auch die Verkünder des Transpersonalen brauchen Profilierung, eine klare, transparente Persona. Ihre Botschaft muss »abwärtskompatibel« sein, sie müssen die Persona, das Profil der Person widerstandlos umarmen können, sonst sind sie noch nicht wirklich in Transpersonalistan angekommen.

Zurück zu mir, dem weltumarmende Multitalent. Bin ich mit meinem Angebot spezifisch genug für die Anforderungen dieses Marktes? Bin ich ein Humortrainer? Klar, das bin ich, aber das genügt noch nicht. Ich muss mich als tantrischen Humortrainer präsentieren, der Männer zu besseren »Orgasmusproduzenten« (O-Ton SZ) macht. Was ja dann auch die Frauen beglückt, die wir stolzen, gebefreudigen Männer im Idealfall noch mehr beglücken wollen als uns selbst. Frauen, schickt eure Männer zu mir in den Workshop, dort können sie was über Feinfühligkeit und Spannungsaufbau lernen, und – ja, auch das: über »self enquiry«, die hier Selbstreflektion genannt wird. 

Selbstreflexion

»Zu guter Letzt gehört sowohl zum Humoristen als auch zum Orgasmusexperten ein gewisses Maß an Selbstreflexion. Sich selbst hinterfragen, gut zuhören, Kritik und Verbesserungsvorschläge annehmen und nicht jedes mal die selbe Masche anwenden – all das unterscheidet im Humor- und im Orgasmuswesen den Profi vom Laien«, schreibt die SZ.

Kann ich das selbst auch? Kann ich auch in Sachen Vermarktung selbstreflektiv sein und Verbesserungsvorschläge annehmen? Ich versuch’s. Deshalb diese Überschrift und deshalb dieser Blogeintrag.