Wie können wir angesichts der auf uns einströmenden Nachrichten optimistisch bleiben? Als Beispiel für viele andere, die sowohl der Nachrichtenflut ausgesetzt sind wie auch sie mitgestalten, zitiere ich jetzt mal unseren Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Im Februar sagte er noch, vermutlich in guter Absicht: »Ich versuche wirklich, keine Übertreibungen zuzulassen, und ich versuche wirklich auch, nicht mit Schreckensszenarien zu arbeiten.« Ein paar Wochen später fand er jedoch, dass »die Katastrophe die neue Normalität ist.«

Hat er damit recht? Oder sieht das nur so aus, weil die Medien, die unser Weltbild gestalten, schlechte Nachrichten bevorzugen? Und weil wir Politiker, die schlechte Nachrichten durch ihre Warnungen noch verstärken, eher wiederwählen als Politiker, die entspannt in sich ruhen? Weil wir als steinzeitlich Geprägte Warnungen den Vorzug geben gegenüber Schönwetternachrichten, und die Medien uns eben das vorsetzen, worauf wir unsere Aufmerksamkeit als erstes richten, weil sie damit Geld verdienen?

Doomscrolling

Doomscrolling, die Sucht nach schlechten Nachrichten, wird nun allmählich auch wissenschaftlich untersucht. Auch Rutger Bregman widmete diesem Thema viel Raum in seinem Bestseller »Im Grunde gut« von 2019. 

Die Wirkung von selektiver Wahrnehmung zu kennen war früher mal ganz nett, immerhin eine Minderheit verstand, wie das funktioniert. Heute, in Zeiten der Infoflut, ist Meinungsbildung nach wie vor ohne selektive Wahrnehmung nicht möglich, aber die Wirkung der Selektivität ist krasser denn je. Und auch heute versteht nur eine Minderheit die Bedeutung des »director’s cut«, der tagtäglich, ja minutlich in unserem Kopf stattfindet: Wir schneiden das für irrelevant Gehaltene weg; übrig bleibt das für relevant Erachtete, und das ist meistens das, was uns ängstigt. 

So wird unsere Wahrnehmung, die sich an die Horror-Nachrichten der Pandemie gewöhnt hatte, nun mit den Horror-Nachrichten aus dem Ukraine-Krieg gefüttert.

Der Ukraine-Krieg

Nach so viel Bellizismus in den deutschen Medien endlich mal eine Gegenstimme. Es ist die von dem ehemaligen SPIEGEL-Kolumnisten Thomas Fischer, und sie erscheint auch dort, bei seinem ehemaligen Arbeitgeber, der den Bellizismus bisher mitgemacht und sogar noch verstärkt hat, weil man damit als Medienmacher in unserem Wirtschaftssystem eben Geld verdienen kann.

Dass Kriegspropaganda bestimmen Stereotypen folgt, ist nicht neu. Es ist seit langem bekannt und wurde schon 1928 von Arthur Ponsonby in 10 Punkten zusammengefasst. 

Auch die AfD missbilligt die militärische Unterstützung der Ukraine durch Deutschalnd und das generelle Russland-Bashing. Soll ich deshalb meinen Mund halten? Nein. Beifall »von der falschen Seite« muss man ertragen können. Wer mein Blog und diesen Rundbrief liest, weiß, dass ich die AfD mitnichten für unterstützbar oder wählbar halte.

Wie werden Kriege finanziert? Gut zu wissen. Der Krautreporter hat es untersucht in einem Artikel, der auch für Nicht-Abonnenten freigegeben ist. 

In diesem 24 min Video spricht Sahra Wagenknecht leidenschaftlich und realpolitisch gut informiert über den Ukrainekrieg. Den Punkt, dass die USA einen langen Krieg befürworten würden, was die Opfer weiter eskalieren ließe, bringt auch welt.de.
Ich hab nur weniges, worin ich Sahra Wagenknecht nicht zustimmen würde. Dazu gehört ihre Betonung der Unterscheidung zwischen Werten und Interessen. Diese ist m.E. nur eine Frage der Perspektive: Menschen und Kollektive (darunter auch Nationen und Großmächte) als ausschließlich von Interessen und nicht von Werten geleitet zu beschreiben, reduziert den Menschen zu einseitig auf den Homo oeconomicus.

Pazifismus und Umweltschutz

Ein langer und sehr informativer Artikel – es genügt aber m.E. den Anfang zu lesen –, von Bruno Kern von der Initiative Ökosozialismus weist auf den Zusammenhang zwischen Klimaschutz und Pazifismus hin: Klimaschutz heißt Pazifismus heißt Klimaschutz. Fazit: Die Friedensbewegung und die Umweltschutzbewegung sollten sich zusammenschließen. Umso schlimmer, dass nun, da in Deutschland die Grünen an der Regierung sind, mit ihrer Zustimmung aufgerüstet wird. Für mich sind die Grünen damit nicht mehr wählbar.

Welche Quellen nutze ich?

Was sind meine/deine Nachrichtenquellen? Das ist eine der ‚Gretchenfragen von heute‘, da politische Meinungsverschiedenheiten fast immer Verschiedenheiten der jeweiligen Nachrichtenquellen entsprechen. Hier deshalb, der Transparenz zuliebe: Eine wichtige Quelle ist für mich der 2x täglich erscheinende, in der Grundform kostenlose Newsletter der Statistikdatenbank Statista. 

Bei all den Infos, die ich von dort erhalte und aus Zeitgründen höchst selektiv lese, denke ich manchmal: Das reicht mir schon fast. Mit diesen Daten versorgt, brauche ich all die Tages- und Wochen-Nachrichten nicht mehr, die ich sonst noch auf Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch beziehe. Die Fakten sind mir das Wichtige, interpretieren kann ich doch selbst (glaube ich zuweilen, in meinem Größenwahn) oder nutze dazu andere Quellen, z.B. Sachbücher und auch die Wikipedias, die manchmal besser und wesentlicher informieren als die sogenannten seriösen Medien. 

Und was hilft mir bei der Interpretation? Die Fähigkeit, aus Verstehtrancen aussteigen zu können. Diesem Thema widmet sich zum Beispiel mein Buch »Zauberkraft der Sprache« (von 2006).

Zurück zum Gut-gelaunt-Bleiben: Aus gesundheitlichen Gründen bin ich immer noch Optimist, denn als Pessimist, der ich der Faktenlage folgend sein müsste, wäre ich ein Teil des Problems. 

Veranstaltungen mit mir

Hier findest du drei Veranstaltungen der Orientierungszeiten gGmbHzweiwöchige BoB-Camps diesen Frühling/Sommer, von Mai bis August, für junge Erwachsene im Alter von 18 bis 25. Ohne Teilnahmekosten! Weil die DKJS (Deutsche Kinder- und Jugendstiftung) uns in diesem Falle großzügig unterstützt. 

Am 13./14. Juni gibt es auf dem Kragenhof, wo unsere fünfmonatigen Orientierungszeiten im Winter stattfinden, ein 26 h Kennlernevent für alle, die erwägen, ab Mitte Oktober am »BoB 2« teilzunehmen.

Ende Juli besuche ich zusammen mit meinem dann 12-jährigen Sohn das Sommerfestival des Ökodorfs Sieben Linden und gebe dort einen Humorworkshop speziell für Paare, die sich für ihre Beziehung mehr Leichtigkeit wünschen. 

Ende August bin ich wieder mal mit Regina Heckert im Sommerfestival auf Gut Frohberg und Ende September auf dem BeFree Herbstseminar.

 

Anfang Oktober gibt es endlich wieder einen Humorworkshop mit mir, diesmal im schönen Luzern am Vierwaldstätter See in der Schweiz. Er beginnt am Fr Abend, 9. OKtober und geht bis So Nachmittag 9. Oktober. Anmeldung über Marita Capol, kontakt@werkraum-rhythmik.ch. Veranstaltungsort ist Brigittas Werkraum Rhythmik.