Die Spur Kinostart: 4. Januar 2018

Im polnisch-tschechischen Grenzgebiet lebt in ihrem abgelegenen Haus Janina Duszejko (Agnieszka Mandat), pensionierte Ingenieurin, Teilzeit-Englischlehrerin, streitbare Tierfreundin und -Schützerin. Außerdem schwört sie auf Astrologie. Mit ihrem alten Geländewagen fährt sie zu jeder Jahreszeit wachsam durch die wunderschöne Gegend und mischt sich ein. Zu ihren Feinden erklärt sie die selbstherrlichen Jäger des Dorfes, die sich nicht immer an die Gesetze halten, die Betreiber einer Fuchs-Farm, die untätige Polizei, die ihre Anzeigen wegen Tierquälerei nicht verfolgt, und den kaltherzigen Pfarrer, der auf das Recht der Christenmenschen pocht, sich die Erde und ihre Geschöpfe untertan zu machen. Tiere sind für ihn seelen- und rechtlose Sachen.

Als ihre geliebten Hunde verschwinden, wird sie endgültig zur Rebellin gegen die verkrustete, selbstgerechte, patriarchalische Gesellschaft.

Die polnische Regisseurin Agnieska Holland hat in Zusammenarbeit mit Ihrer Tochter Kasia Adamik, einen Film geschaffen (nach dem Roman „Der Gesang der Fledermäuse“ von Olga Tokarczuk), der alle Genre-Grenzen hinter sich lässt. Man könnte ihn als subversiven Krimi, moralischen Ökothriller, oder feministisches Märchen bezeichnen. Jedenfalls eine beeindruckende und erfolgreiche Mischung, die 2017 einen silbernen Bären gewann und als Kandidat für den Auslands-Oscar nominiert wurde, auch ein politisches Statement von Polens Kreativen gegen die Rückschritte im eigenen Land.

Die anarchistische Heldin Duszejko ist eine starke, mutige und intelligente Frau. Sie erkennt das Unrecht, das Tieren und auch Menschen angetan wird, und prangert es an. Wenn sie gegenüber den Behörden in Bedrängnis gerät, packt sie astrologische und mystische Theorien aus, die sie als schrullige Phantastin erscheinen lassen. So entzieht sie sich den drohenden Repressalien. Von ihren Gegnern wird sie gehasst, von ihren Schülern und anderen Schützlingen geliebt.

Richtig ernst wird es, als in der Gegend Tote aufgefunden werden: ein Wilderer, Jäger, Männer, die ihre Macht missbrauchten. Sie wurden grausam ermordet, an den Fundorten sind nur Tierspuren zu sehen. Duszejko, der Polizei immer eine Nasenlänge voraus, stellt die Theorie auf, dass die Natur endlich zurück schlägt. Kann das sein? Haben Tiere die Männer getötet? Die mysteriösen Fälle häufen sich.

Duszejko ist keineswegs eine Männerfeindin. Sie ist mit einem Nachbarn befreundet, nimmt Anteil am Leben eines ehemaligen Schülers, der sehr fit mit Computern ist, und mit dem sie Gedichte von William Blake übersetzt. Und sie lässt sich von einem tschechischen Insektenkundler unter anderem in die erstaunlichen Wirkungen von Duftstoffen einweihen. So kommt die Erotik auch nicht zu kurz. Sie hat ein großes, kämpferisches Herz, das alle Hindernisse überwindet. Nach einem explosiven Showdown leben Menschen und Tiere glücklich zusammen, und wenn sie nicht gestorben sind …