Als die Reporterin des BR (Bayerischer Rundfunk, TV) mich 1994 in Poone fragte, wie es mir in Bezug auf die Erleuchtung ginge, die ich als buddhistischer Mönch doch so sehr gesucht hatte, war meine Antwort: Die ist verblasst. Vielleicht so, wie der Klang einer Klangschale in der Stille verschwindet. Der einst so fern scheinende Gipfel des Nirvana ist verblasst und eins geworden mit dem Unendlichen, dem Ganzen, das sich mir täglich zeigt. 

Seit 1990 ist das Leben mein Guru, meine Herausforderung und das, was mich entflammt oder entrüstet, erleuchtet und in sich trägt. Als die Reporterin mir diese Frage stellte, saß ich wie Hesses Siddharta vor dem Fluss, nicht weit von dem Ort, wo ich 1977 meinen Meister getroffen hatte, der 1990 verstorben ist. Der BR hatte mich dorthin zurückgeführt, die Kamera auf mich gerichtet und mir diese Frage gestellt. Wie immer bei solchen Fragen, war ich entschieden und verwirrt zugleich und sagte zögernd das Unsagbare. Ich, der ich nun allein war, wie eigentlich schon immer, hineingeworfen ins Leben, mit alledem, was sich die Weisen seit je gefragt hatten. Allein mit dem Rätsel, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.

Radikale Ganzheitlichkeit

30 Jahre später, es ist Juli 2024, habe ich seit ein paar Wochen das Hörbuch »Finding Radical Wholeness« von Ken Wilber im Ohr und staune. Ken Wilber, dieser große Gelehrte und Vereiniger von allem, ein Tantriker? In diesem Hörbuch preist er Tantra an als die große, das Diesseits und Jenseits, Samsara und Nirvana, das Absolute mit dem Relativen verbindende Lehre. Sex als Weg zur Erleuchtung, wie es schon Osho gelehrt hatte. In den Kapiteln davor zeigt er Persönlichkeitsentwicklung und Erwachen als separate Entwicklungslinien, die zunächst nichts miteinander zu tun haben, einander aber enorm befruchten können. Du kannst ein Erwachenserlebnis haben, aber null Weisheit. Andererseits kannst du als Persönlichkeit Weisheit oder wenigstens Klugheit erreicht haben, ohne je mit einem Satori beschenkt worden zu sein. Genial! Wilber, der Gelehrte und Schöpfer einer »Theorie von allem«, in diesem Buch ist er auch Meditationslehrer.

Gratis App zum Meditieren

Wenn du nicht gleich eine Anleitung zum Erwachen – auch das ist in Ken Wilbers Buch enthalten – oder zur Persönlichkeitsentwicklung suchst, sondern nur meditieren willst, lade dir die App Insight Timer runter. Sie läuft auf iOS und Android, in der Basisversion gratis und enthält keine Werbung. Ich habe sie gelegentlich genutzt, um nach einer halben Stunde Stillsitzen diesen schönen Gong zu hören ohne vorher auf die Uhr schauen zu müssen, ob die Zeit schon rum ist. Sie ist gut auch für Liebhaber geführter Meditationen und enthält auch Methoden zum Einschlafen – ernst gemeint! Manche haben eben eher das Problem nicht gut schlafen zu können, als dass sie ‚Erwachen‘ wollen 😇. In der Premium-Version enthält die App auch Online-Kurse; ob die was taugen, habe ich allerdings nicht geprüft. 

Sei du selbst die Veränderung …

»Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt« – dieses so vielfach weitergegebene Zitat von Gandhi hat es in sich. Auch wenn Gandhi in der Welt nicht nur gute Spuren hinterlassen hat (die Teilung Indiens und die folgenden Kriege haben auch mit ihm zu tun), an diesem Punkt hat er Recht: Beginne bei dir selbst! Wenn du Frieden in der Welt willst, sei selbst friedlich. Was keineswegs bedeutet »Sei naiv« und halte jedem Angreifer die andere Wange hin, sondern sei im Grunde friedlich, produziere keine Feindbilder, suche Versöhnung statt Vergeltung und fange mit alledem bei dir selbst an. 

Für mich hat dieses Zitat auch eine Rolle gespielt bei der Neugründung ‚meiner Existenz‘ (ist nicht wörtlich gemeint) im für mich anfangs noch fremden Greven. Nun habe ich hier eine Meditationsgruppe initiiert und baue unseren großen Garten zu einem Open-Air Treffpunkt aus, mit Draußenküche, Zelt und Jurte. Wer dabei mithelfen oder ganz zu uns stoßen will, schreib mich an. Eine Sauna gibt es hier schon und auch einen kleinen Tank fürs Eisbaden im Winter. 

Die Un/Freiheit der Wissenschaft

Nun von der Meditation und Innenschau doch wieder in die Welt da draußen – zur Wissenschaft. Wissenschaftstheorie ist es ja, was ich an der Uni gründlicher studiert habe als jedes andere Fach. Ist Wissenschaft nur Wahrheitssuche: zu wissen, »was der Fall ist«, wie Ludwig Wittgenstein es forderte?

Ich zitiere aus einer Wissenschaftszeitschrift: »Sie sind klein, billig – und tödlich. Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine setzen beide Seiten verstärkt auf Drohnen. Wie verändern unbemannte Flugobjekte den Kampf?« So steht es im Spektrum.de Newsletter am 12.7.24 als Aufmachertext. Eigentlich ist dieser Newsletter ein wissenschaftlicher, deshalb habe ich ihn abonniert. Aber auch die Wissenschaft ist verführbar. Das haben wir in Zeiten der Dominanz der Tabakindustrie erlebt, in den Jahren der Corona-Pandemie und erleben es heute weiterhin in Bezug auf die Zucker- und Alkoholindustrie sowie ganz allgemein den pharmazeutisch-medizinischen Komplex – den militärischen sowieso, es wird ja hundertfach mehr zu Kriegszielen geforscht als zum Erreichen oder Erhalten von Frieden.

Auch die eigentlich wissenschaftliche Redaktion von spektrum.de muss nun offenbar, um als seriös zu gelten, zeigen, dass sie politisch auf der richtigen Seite steht. Sie tut das wie die anderen sogenannten Qualitätsmedien, indem sie mantrahaft wiederholt, dass Russland im Februar 2022 die Ukraine angegriffen hat. Jede Erwähnung des Kriegs in der Ukraine muss deshalb die Formel »russischer Angriffskrieg« enthalten. Bei den Angriffskriegen der USA haben wir solche Mantren nicht gehört – die USA sind ja in ‚unserem‘ Wertesystem die Guten. Ihre Angriffe gegen Vietnam, Syrien, Libyen, Irak usw. werden bis heute trotz der Lügen des Angreifers in unseren Erzählungen nicht als Angriffskriege bezeichnet, sondern als Kriege zum Schutz von irgendwas. Ach ja, der Schutz. Immer sind ‚wir‘ es, die sich schützen müssen, Angreifer sind ‚die anderen‘. Eine Kanone heißt auch dann Geschütz, wenn sie angreift; Pistorius ist ein Verteidigungsminister, kein Kriegsminister; und am 1. September 1939 wurde zurückgeschossen

Dummheit erkennt sich nicht

Vom Leben in Absurdistan habe ich in meinen Workshops und veröffentlichten Texten oft gesprochen und mich mit dieser Wahrnehmung als einem Koan getröstet. »Leben im Irrenhaus« nennt es Leo Ensel, ein Autor von Globalbridge, und er nennt die einzelnen Gründe, die bei ihm das Gefühl von Absurdität auslösen. 

Auch schon den Aufklärer Gotthold Ephraim Lessing befiel dieses Gefühl circa 250 Jahre vor unserer Zeit, als er sagte: »Wer über gewisse Dinge den Verstand nicht verliert, der hat keinen zu verlieren«. Als Dunning-Kruger Effekt ist sowas Ähnliches sogar wissenschaftlich untersucht: Das Gefühl, nicht mehr weiter zu wissen, im Extrem das sokratische »Ich weiß, dass ich nichts weiß« befällt leider eher hoch intelligente als dumme Menschen, zum Schaden für die ganze Welt.

Auf Globalbridge fand ich noch eine weitere Analyse, welche Schablonen wie »Angriffskrieg« und »Putin ist der Schuldige« relativiert – nicht entschuldigt, das muss ich hier wohl hinzufügen, sondern: relativiert. Politik als ‚Puppentheater‘ und ’nachgestellte Szene warnt vor dem, was mit dem immer leichteren Erstellen von Deep Fakes die nächsten Jahre noch auf uns zukommt. Meditation (Erwachen) und Persönlichkeitsentwicklung (Weisheit) – konkret: das Üben von Meditation – halte ich auch deshalb und mehr denn je für die beste Vorbereitung auf das, was da noch auf uns zukommt.

Schönheit und das Aufatmen am Meer

Nun noch ein paar Links. Zunächst der über die Schönheit von meinem Freund und Autorenkollegen Bobby Langer. Seine Worte berühren mich immer sehr. Ähnlich wie bei Charles Eisenstein habe ich beim Lesen seiner Texte fast immer das Gefühl: Jaaaaa! – wie schön, dass es ‚da draußen‘ jemand gibt, der das so ähnlich sieht, empfindet (und beschreibt) wie ich. 

Auch zu meinen Texten gibt es Links. Als Erstes zum Zeitpunkt, für den ich seit ein paar Monaten mehr schreibe, für Online ebenso wie für die Printausgabe. Bald kommt auch Transition TV hinzu, für das ich kürzlich ein paar Texte aufgesprochen habe. Demnächst sollen dem Interviews folgen, vielleicht auch Doku-Einspielungen in meine Texte. Jetzt erstmal nur der Link zu Geschichtsvergessen, wo ich mich mit dem Vorwurf befasse, bei einer politischen (oder privaten) Handlung die Vorgeschichte zu ignorieren. Gegenpol hierzu ist die Hier&Jetzt Philosophie der Weisen, der Hippies und des NewAge.

Für die Sommerausgabe von KGS-Berlin habe ich wieder mal über das Thema des Stirb & Werde geschrieben, das durch Goethes Begegnung mit dem Dichter Hafiz Anfang des 19. Jahrhunderts aus Asien zu uns nach Europa hereinwehte. 

In Heft 03/2024 von Buddhismus aktuell steht mein Interview mit Oliver Scheit, dem Schöpfer des Upleven, über den Bedarf für geschützte Räume. Nur in der Printausgabe, nicht online. 

Unter der Überschrift Aufatmen am Meer hat die buddhistische Zeitschrift Ursache/Wirkung meinen Text über eben dieses Upleven an der Nordsee veröffentlicht, wo ich so gerne bin, zum Aufatmen und Meditieren. Am WE 23.-25. August gebe ich dort wieder einen Workshop. 

Veranstaltungen mit mir 

Am kommenden Freitag, 9. August um 19 h (bis 20.30h), geht die von mir angeleitete Einführung in Meditation in der Yogavilla Emsdetten weiter. Dann geht es weiter am 20.9., 11.10., 8.11. und 13.12. Die jeweils 90 min bauen aufeinander auf, können aber auch einzeln gebucht werden.

Vom 23. bis 25. August bin ich wieder im Upleven Hotel der Stille mit einem Seminar zum Thema: Wie soll es weitergehen? – Reorientierung an einem Wendepunkt im Leben. Diesmal speziell mit Fokus auf die Individualität vor dem Hintergrund des Unendlichen und der Frage, wie das Relative mit dem Absoluten, das Irdische mit dem Himmlischen zusammenhängt. Weitere Seminare im Upleven gebe ich 12.-15. Sept und 29. Nov bis 1. Dez.

Auch beim BeFree Tantra Sommerfestival vom 4. bis 8. September bin ich wieder dabei. Es ist im Jahreszyklus der BeFree Seminare das am ehesten für Neueinsteiger geeignete. Außerdem bin ich beim BeFree Herbstseminar vom 1. bis 6. Oktober; das ist eher für Fortgeschrittene.

Mein nächstes Seminar im Benediktinerkloster Münsterschwarzach ist vom 24. bis 27. Februar. Dort geht es ums Ankommen. Die Beheimatung im Relativen, Vergänglichen: in unseren Beziehungen und in einer geliebten Lokalität; dabei der Übergang vom Fixpunkt Dies-ist-meine-Heimat zur Dynamik des »Ich-beheimate mich«. Es geht dabei um unsere Sehnsucht nach Geborgenheit, die im Relativen nie ganz erfüllt ist. Dieses ist von meinen Seminaren das preisgünstigste, es kostet nur 140 € für die drei Tage + 210 € für U/V im EZ mit Dusche. Durch die Umgebung der mehr als 100 Benediktinermönche ist hier die Suche nach dem Absoluten in der Gestalt dieser christlich-europäischen Tradition besonders gut spürbar.

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