Mehr als 27 Jahre habe ich in diesem Haus gelebt, gestern habe ich es verkauft. Ich hatte hier 1991 zum zweiten Mal im Leben eine spirituelle Gemeinschaft gegründet, noch heterogener und entsprechend prekärer als 1980 im fränkischen Langenfeld. Habe hier meinen Verlag fortgeführt, den ich aus München mitgebracht hatte. Habe Kinder mit großgezogen, Menschen geliebt, mich befreundet und befeindet, geschrieben, gelesen, redigiert, an der Welt und mir selbst verzweifelt, verstanden und doch nichts verstanden und das Entstehen des Internets erlebt. Habe begonnen Theater zu spielen und Kabarett. Habe mehr als 50 Workshops gegeben und zwei Jahrestrainings, am Ende nur noch Humorworkshops. Habe finanzielle Not erlebt, Insolvenz erlitten und bin wiederauferstanden. Und dachte immer: Wenn das hier mal zu Ende ist, werde ich erstmal drei Monate GAR NICHTS TUN. Nichts. Nur ausruhen. Diese Lücke ist nicht entstanden, aber Erleichterung. Und mein neues Leben hat begonnen, mit Überwintern auf La Palma und seit Juni dieses Jahres einem Leben überwiegend im Wohnmobil.

Unsere Hauskatze Luzi (2000-2017)

 

Vom Opfer zum Manager des eigenen Lebens

Gestern habe ich dieses Haus verkauft und gebe es nun in die Hände der SauRiassl GmbH, die im Rahmen des genialen Mietshäuser Syndikatsprojektes Mieter ermächtigt, ihren eigenen Wohnraum zu managen, fast so als würde er ihnen gehören. Was die meisten Mieter überfordert. Sie sind es gewohnt Opfer zu sein. Einige davon haben sich im Opfersein so eingenistet, dass sie selbst nicht mehr glauben, für irgendwas ihr Wohnen Betreffendes verantwortlich zu sein. Das Opfersein ist ihre zweite Haut geworden, gut unterstützt werden sie darin von unserem deutschen Mietsrecht. Aber es gibt einen Ausweg: In den Mietshäusersyndikatsprojekten können Opfer aus ihrer Haut raus und die Verwaltung ihres Wohnraums selbst in die Hand nehmen: Tilgung, Instandhaltung, Entscheidungen über Gemeinschaftsangelegenheiten, neue Mieter und anderes. Großartig! 

Sprache vernebelt, Sprache klärt auf

Wie gewinnt man Bewusstsein? Sprachbewusstsein hilft. Wann spreche ich, wann schweige ich, und wie nenne ich die Dinge. Je nach Sprache haben wir eine Brille vor den Augen, die uns die Wirklichkeit filtert, rahmt, verformt und bewertet. Mehrsprachigkeit hilft dabei, sich dessen bewusst zu werden. Sie hat viele Vorteile. In diesem Artikel auf Perspective Daily interviewt ein dreisprachig aufgewachsener Italiener den Professor Jean-Marc Dewale, der in London Mehrsprachigkeit lehrt. Dabei zählen die beiden die Vorteile für Frieden, Völkerverständigkeit und Toleranz auf, die Mehrsprachigkeit bietet. All dem stimme ich zu, außer: Wenn wir die Sprache ändern, ändern wir auch die Persönlichkeit! Wir ändern sie sowieso, auch innerhalb einer Sprache, mehrfach am Tag; sogar mehrfach jede Stunde, wenn wir uns nur so genau selbst beobachten könnten.

Leider ist Persönlichkeitsveränderung für den kulturellen Mainstream noch immer ein Tabu. Wenn etwas (angeblich) die Persönlichkeit verändert, wird es als »Brainwashing« diskreditiert. Dabei ist die Kernaussage des Buddhismus und auch die von Sokrates, dass niemand eine feste, verlässliche Persönlichkeit hat. Alles ändert sich, auch die Persönlichkeit. Die Persönlichkeitsänderung ist das A & O aller Mythen und Kulturen, wie der Mythenforscher Joseph Campbell das in seinem Konzept der Heldenreise so genial zusammengefasst hat. Seitdem ist dieses Konzept der rote Faden im Mainstream fast aller Lehrbücher (dort immerhin im Mainstream, haha) übers Drehbuchschreiben. Und die Heldenreise, die praktizieren wir selbst, jeder von uns: Wir sind der Protagonist, der Held unserer eigenen Lebensreise. 

Wir wollen die Welt retten!

Vor zwei Wochen habe ich in Bamberg und auf der fränkischen Burg Lisberg ein Wochenende mit Chemikern, Wissenschaftlern und Ökoaktivisten  verbracht. Ungefähr einmal im Jahr treffen wir uns dort und – ja, wir wollen die Welt retten. Auch wir wollen das, wie die Gründer dieser erlauchten Runde schmunzelnd anmerkten. Ein bisschen Größenwahn tut uns gut, um angesichts der Nachrichten nicht in Depression zu versinken. Unser Thema war heuer »Science and Faith – different paths to truth?« Den Einleitungstalk hielt diesmal ich, über die asiatischen Wege der Wahrheitsfindung, Taoismus, Buddhismus, Vedanta und Sufismus, wie stehen sie der Wissenschaft gegenüber, und sind sie damit kompatibel? Es entstanden spannde Dialoge, ein Crowdsourcing-Prozess der Weisheitsfindung, so war mein Eindruck am Ende dieses Wochenendes. Ich werde darüber hier im Blog noch schreiben. Erstmal ließ ich die Eindrücke sacken und kehrte nach Niedertaufkirchen zurück, wo ich die Übergabe des Hauses vorzubereiten hatte, für das ich 27 Jahre lang verantwortlich war. 

Lokalismus, Globalisierung, Minimalismus

Das Leben im Wohnmobil prägt mich bereits. Es verschafft mir einen neuen Blick auf Deutschland. Ich durchreise damit Gegenden, in denen ich noch nie war, spaziere durch Städte, die ich noch nie live erlebt habe und – fahre über Autobahnen voller LKWs. Auch die Rastplätze sind voll mit LKWs. So voll, dass ich da mit meinen kleinen Wohnmobil manchmal kaum mehr einen Parkplatz finde. Das gibt mir einen neuen Blick auf die Folgen der Globalisierung. Die Güter, die unser Leben bestimmen, kommen überwiegend von weit her. Sie werden in Containern über die Meere gefahren, in LKWs verladen und landen dann in den Warenhäusern, Lebesmitteldiscountern oder Lagerhallen der Paketversender wie DHL, GLS, UPS und anderen. Wer da noch immer Konsumist ist und bestellsüchtig, trägt zu diesem Wahnsinn bei. Mögen der Minimalismus, die Konsumverweigerung, die Sharing Economy und Degrowth-Bewegung noch weiter – ja, wachsen. 

Connection never dies

Vor ein paar Wochen sind drei Best-of-Bände mit Artikeln aus dreißig Jahren Connection erschienen und erfreuen bereits viele Leser, die es verpasst haben, damals diese Zeitschrift zu abonnieren oder die damals zu jung waren. Aus dem Feedback der diese Bücher heute Lesenden zu schließen scheint mir, dass Connection wirklich ihrer Zeit voraus war. Das bildet man sich als Pionier ja gerne ein, um die Leiden des frühen Vogels, der doch ökonomisch gesehen oft noch keinen Wurm findet, zu lindern. Im Falle von Connection war es wohl wirklich so. Drei Bände sind erschienen, ein vierter über Ökologie, Umwelt, Natur ist in Vorbereitung. Ihr könnt die Bücher über eure nächste Buchhandlung bestellen (damit die weiter existieren kann) oder über Syntropia, wo es auch noch andere Connection-Bücher gibt und auch noch einige der legendären Powerpacks. Wem die Bücher gefallen: Hinterlasst bitte einen Kommentar auf Amazon! Lob ist willkommen, Kritik auch. 

Ekstatisch leben

Nun noch was in eigener Sache. Ich gebe ja gerne Humorworkshops und auch Vorträge über dieses Thema. Die Lachyoga-Trainerin Ulrike Müller kenne ich aus den BeFree Seminaren, sie organisiert nun einen solchen Humorworkshop für ein Wochenende am 24./25. November in Heidelberg. Die Frühbuchungen kamen zögerlich, das ist ja nun so in unseren Zeiten, da will man sich bis zum Schluss noch alle Türen offen halten. Ulrike aber muss bald wissen, wie viele dort hinkommen werden, damit sie sich nicht für Storno entscheidet, und wird dann doch last minute noch bestürmt mit: Bitte reservier’ mir einen Platz! Es geht dort um das Erlernen eines Lebens mit mehr Leichtigkeit, Tiefe, Echtheit. Merken, wie ekstatisch du lebst, wenn du verstehst, was für eine Witzfigur du bist, du in deinem Ernst und deiner Einzigartigkeit. Nebenbei räumen wir dort auch mit den Mythen und Klischees auf, mit all den Schlacken, die eine spirituelle Konditionierung in so vielen von uns hinterlassen hat. Also: Nichts wie hin! Meldet auch bei ihr an. Und wenn ihr nicht selbst hinkommen kannst: Empfiehl’ den Workshop weiter!  

Drei Links

Der Widerstand gegen die Räumungen im Hambacher Forst macht Hoffnung, dass es doch noch Menschen gibt, die nicht nur von der Couch vor dem Fernseher aus die Welt betrachten, sondern sich dafür einsetzen, dass das nicht zerstört wird, was uns am Leben erhält. Hier spricht (und weint) eine der dort Engagierten, sie spricht auch mir aus dem Herzen. 

In der MeToo-Bewegung stehen die Frauen auf, die sagen, dass es so nicht weitergehen kann. Aber sie sind nicht nur Opfer. Auch sie haben dazu beigetragen, sagen und zeigen hier einige, dass die Männer so sind, wie sie sind. Das Verhältnis der Geschlechter zueinander muss sich ändern.  

Das will auch das Bildungsprojekt »Sex für Profis«, bei dem ich seit ein paar Monaten einer der kreativen Gestalter bin. Mehr dazu im nächsten Rundbrief. 

»Ekstatisch leben«, so nenne ich meine Workshops im BeFree Tantra jetzt. Hier ein Beispiel von einem Musiker und Lebenskünstler, der in diesem Film neun Minuten lang ekstatisch seine Gitarre betrommelt: Tommy Emmanuel. 

Veranstaltungen

In Dresden halte ich am 27. 9. von 19.30-22 h einen Vortrag zum Thema: »Worüber lachst du da?«. Humor als Aphrodisiakum und Mittel zur Lösung von Konflikten ist hier das Thema. Mit spielerischen Übungen. Eintritt 25 € (ermäßigt 15 €).

Heute in einer Woche (28. 9. bis 3. 10.) gibt es auf Gut Frohberg wieder ein Tantra für Fortgeschrittene. Ich bin wieder dabei und am Jahresende auch im BeFree Silvester-Retreat.

Vom 3. bis 6. Oktober läuft in Mannheim die von Studenten organisierte MIND-Akademie zum Thema »Norm und Abweichung« mit vielen interessanten Vorträgen, z.B. auch über Polyamorie. Dort bin ich mit einem zweistündigen Vortrag (mit Workshop-Elementen) über »Normalität, Innovation und die Kreation der eigenen, individuellen Identität« vertreten.

Am 7. Oktober halte ich von 15 bis 16.30 h in Heidelberg einen Vortrag über Humor, auf Wunsch mit Übungen, auch hier wieder mit der Frage: Worüber lachst du da? Ort: Praxis für Physiotherapie und Yoga, Landhausstr. 17, 69117 Heidelberg. Kosten: 10/15 €. Anschließend ab 17 h gibt es Lachyoga mit Ulrike Müller (10 €).  

Am 11. 10., vielleicht auch einen Tag davor und/oder danach, bin ich auch heuer wieder auf der Buchmesse in FFM (10.-12.10. ist sie nur für Fachbesucher offen). 

Am 11. November von 14 bis 17 h leite ich in Aschheim bei München einen kurzen Humorworkshop zum Thema »Von der Tragik zur Komik – Humor macht das Leben leichter« (offenbar ein Geheimtipp, denn im Internet finde ich dazu nichts).

Am 24./25. November gibt es den grad eben schon erwähnten Humorworkshop: »Sind wir komisch?«. Sa 10-18 h, So 9-16 h, in Heidelberg. Kosten 190 €. Für Paare 320 €. Wieder in der Praxis für Physiotherapie und Yoga. Weitere Infos auf bewusstseinserheiterung.info. Anmeldung für Vortrag & Workshop in HD bei ulmuta@gmx.de. Günstige Übernachtungsplätze bietet Steffis Hostel (Mehrbettzimmer für 23 €).

Danach gibt es erst am 26. bis 28. April 2019 wieder einen Humorworkshop mit mir: im Sinnesart-Zentrum in Dresden. 

Von Mitte Januar bis Anfang April 2019 bin ich auf La Palma, die meiste Zeit in Puerto Tazacorte. 13./14. April im BecomeLove (Philosophie der Liebe) auf Gut Pommritz oder im Berliner Hotel Essentis.