Um mich die objektive Welt. Hier ich, das Subjekt, eine Person. Eine Persönlichkeit?
Melodie, das ist nicht irgendeine Tonfolge, die von meinem Ohr als schön empfunden wird. Sie ist eine Folge von Tönen, deren wiederholten Auftritt ich jeweils wiedererkenne und als schön empfinde. Sie ist unter den möglichen Tonfolgen eine Persönlichkeit.
Individualität erkennen
Einen Menschen wiedererkennen (to recognize) heißt, die Einzigartigkeit dieser Person zu erkennen. Auch bei sozialen Tieren gibt es das, bei Hunden, Wölfen, Elefanten, Delfinen, Walen. Bei Walen gibt es auch persönliche Tonfolgen – Melodien –, die von den Individuen wiedererkannt werden, und Hunde erkennen die Stimmen ihrer Bezugspersonen.
Menschen mögen Musik. Warum sie Rhythmus mögen, ist noch nicht wissenschaftlich geklärt – meine Ideen dazu sage ich ein andermal. Dass Menschen Melodien mögen, auch in dieser Sache überfallen mich Einsichten 😉, das hat mit unserer Fähigkeit zu tun, Persönlichkeiten wiederzuerkennen. Beim Ohrwurm mit Tendenz zur Besessenheit.
Allgemeiner gesagt: Es hat mit der Wiederkehr von Mustern zu tun. Im Falle des sich Verliebens oder Beheimatens – Vorsicht, jetzt wird’s abstrakt: mit dem sich Einnisten der Ich-Identität (im spirituellen Jargon ‚Anhaften genannt) in etwas aus der Fülle des Wahrgenommenen Ausgewähltem, dessen Bleiben oder Wiederkehr man sich wünscht.
Bedeutsam sein
Warum wir Menschen uns an Persönlichkeiten binden und überhaupt Persönlichkeiten »sind«, hat mich seit je fasziniert. In den dunklen Monaten, besonders zur Wintersonnenwende, in der Weihnachtszeit und ‚zwischen den Jahren‘ betört mich Musik noch mehr als sonst. Melodien, Rhythmen und Kompositionen, die nicht nur irgendwelche (Wohl)Klänge sind, sondern in ihrer Wiedererkennbarkeit bedeutsam sind.
Zum Monat Dezember und dem sich Einnisten in der Dunkelheit fand mich ein schönes Gedicht von Emory Hall, auf das ich hier verlinke. So schön besingt sie hier dieses jahreszeitliche Retreat, dem (auch) die Pflanzen und Tiere unterworfen sind. Sie sind es viel mehr als wir ‚Zivilisierten‘, mit unserer Elektrizität und unseren Heizungen. Solche Retreats können uns aber erinnern helfen an unsere Herkunft, die Natur.
Warum lieben wir nicht alles?
Warum lieben wir nicht einfach alles, was uns gut tut? Warum liebe ich nicht jedes Wesen, das meinesgleichen ist, ein Mensch wie ich selbst? Stattdessen nisten wir uns emotional bei bestimmten Menschen und in lieb gewonnen Heimaten ein. So auch bei Melodien. Sonst wäre Musik für uns nur ein unstrukturiertes Durcheinander von Wohlklängen. Liebe ist eben zunächst, zu Beginn unserer persönlichen Entwicklung, etwas auf nur ganz wenige Personen, Heimaten, vertraute Gegenstände und Melodien Gerichtetes.
Wir können uns jedoch entwickeln und unsere Liebe und Bindungsfähigkeit ausweiten. Bis hin zu der großen, mystischen Liebe, der Liebe zum GROSSEN GANZEN, von dem wir alle unausweichlich umfangen sind. Für die meisten Menschen ist das ein Schritt über eine Schwelle, den sie nicht mal so eben gehen können oder wollen
Als ich meinem berühmten Namensvetter Wolf Schneider, dem Ausbilder so vieler Journalisten, mein Buch »Zauberkraft der Sprache« überreichte, antwortete er nur, er sei »religiös unmusikalisch«. Religiös unmusikalisch, gibt es das wirklich? Oder hatte der 1925 Geborene, den seine Jugend im »Tausendjährigen Reich« geprägt hatte, sich mit einem »einmal und nie wieder« gegenüber jeglicher Transzendenz verschlossen?
Führungsmodelle in der Musik
Vor allem in der dunklen, kalten Jahreszeit steige ich jeden Morgen gegen fünf oder sechs Uhr in den Regenwassertank in meinem Garten. Danach ziehe ich mir, nur für mich hörbar, über mein Hörgerät rhythmischen Jazz von Keith Jarrett oder Wynton Marsalis rein, einiges mit Bild, anderes nur audio, und »tanze mich warm«.
Dabei fallen mir die verschiedenen Führungsmodelle der Musikstile auf. Im klassischen Europa geht es auch in der Musik sehr hierarchisch zu, mit Dirigenten und Solisten, die meisten davon weiß und männlich. Ganz anders die All-Stars-Combos im Jazz. Da gibt es verschiedene Hautfarben, auch hier überwiegend Männer. Vor allem aber darf in diesen Combos jeder mal Solist sein, auch die Spieler der Rhythmusgruppe.
Das klassische Indien mit seinen Rajas und Gurus ist so hierarchisch organisiert wie das klassische Europa. Deshalb hier der Link zu einer von Wynton Marsalis geführten Jazz-Combo – Limbo Jazz – in der jeder mal Solist ist und dann von der anderen begleitet wird. Für diese Combo jedoch haben drei Musiker aus Indien für ihr Zusammenspiel einen eigenen Dirigenten mitgebracht. Witzig, wie er da mit seinen Händen rumdirigiert, als könnten die drei von ihm Dirigierten sich nicht ohne seine Führung aufeinander einstellen. Der Flötist wirkt dabei recht souverän, der Tabla-Spieler eher devot. Sind eben verschiedene Persönlichkeiten.
Aus Routinen aussteigen, geht das?
Können wir überhaupt aus Routinen aussteigen? Es gibt ja auch gute Routinen. Genau genommen ist Persönlichkeit ein Gebilde aus (hoffentlich guten) Gewohnheiten. Auch Weihnachten kann ein schönes Fest sein, sei es im Familien- oder Freundeskreis. Immerhin gilt es als der Geburtstag eines Menschen, der mit einer bis dahin noch nie so hoch prioritär verkündeten Botschaft Liebe und Frieden in die Welt bringen wollte. War doch so gut gemeint! Dann aber endete er am Kreuz. Auch seine follower haben nicht nur Gutes bewirkt. Das passt zu der traurigen Realität, die von der hiesigen Polizei regelmäßig zu hören ist: Die innerfamiliäre Gewalt erfährt zu Weihnachten Höhepunkte.
Oben im Bild, blau umrandet, der Spoiler:
Die weniger christlich Orientierten feiern in diesen Tagen die Wintersonnenwende als einen Wendepunkt, an dem man Altes loslässt und Neues beginnt. Auch nach dem 21. Dezember werden die Tage nur sehr langsam länger. Die zwölf Raunächte zwischen Weihnachten und dem 6. Januar werden deshalb von vielen als eine Zeit des Rückzugs und der Neubesinnung genutzt.
Abenteuer gibt’s auch noch im Alter
Aussteigen, sich eine Auszeit nehmen, einen Retreat, das kann etwas Jahreszeitliches sein oder generell ein Umgang mit dem Phänomen Zeit. Mein buddhistischer Name Sugata, den ich im Jahr 1977 von Osho bekam, bedeutet gemäß Osho: »Er hat das Rad der Wiederkehr verlassen«. Aus Routinen ausgestiegen, guten wie schlechten, aus allem Veränderlichen. Im Zeitlosen angekommen.
Aussteigen aus Routinen, das geht in jedem Lebensalter. Im Guardian fand ich den Link zu einer Engländerin, die nach 40 Jahren Angestelltendasein mit 60 ihren Job gekündigt hat und nun, auch noch als 74-jährige, auf Reisen ist. Allein! Vor allem in warme Länder reist sie und teilt ihr dortiges Leben immer mit der Lokalbevölkerung. Angst? Auf ihren Reisen ist ihr noch nie was zugestoßen. In ihrem Haus in England hingegen gab es mehrere Einbrüche. Der letzte Satz ihres Berichtes: »I am connected«. Connected sein, das ist auch die Essenz meiner Lebensphilosophie.
Auszeit mit Blick aufs Meer
Wer noch nicht gleich ganz aussteigen will, wie diese Engländerin, begnügt sich vielleicht mit einer Auszeit im Upleven an der Nordsee. Oder du hast an Silvester neue Beschlüsse gefasst und brauchst Unterstützung für die Umsetzung? Mein nächstes Seminar im Upleven »Hotel der Stille« bietet sich dafür als Gelegenheit an. Vom 17. bis 19. Januar bin ich wieder dort mit dem Seminar »Den Roten Faden finden«. Das passt zur Reorientierung an einem Wendepunkt im Leben. Oder einfach mal ein Wochenende lang ganz draußen sein aus den Routinen, um wieder zur Besinnung zu kommen.
Deserteure aller Länder …
Meine Einschätzung der politischen Lage habe ich diesmal wieder in einem eigenen Blogeintrag untergebracht, in Deserteure aller Länder, vereinigt euch! Dafür habe ich den bekannten Aufruf aus dem Kommunistischen Manifest (Arbeiter aller Länder …) nur leicht verändert, um ihn den heutigen Zeiten der Remilitarisierung anzupassen.
Wenn die von einer KP regierten chinesischen Arbeiter sich besinnen würden, was Kommunismus einst bedeutete, würden sie vielleicht auf die Idee kommen, zu einem Generalstreik aller Arbeiter in den Waffenindustrien der Welt aufzurufen, der erst beendet wird, wenn es unter den Nationen einen von der UNO kontrollierten Abrüstungsvertrag gibt, der alle Waffenproduktionsstätten umfasst.
Besser wäre noch, diesen Aufruf auch an die Soldaten zu richten, inklusive derer, die die Drohnen steuern. Und an die Whistleblower aller Länder: Verratet allen die bisher noch top secret gehaltenen militärischen Geheimnisse und Überwachungsmethoden! Pfeift (to whistle heißt pfeifen) den übelsten eurer Arbeitgeber ein Abschiedslied!
VW könnte VerkehrsWende bedeuten
Nun noch ein paar Worte zur Wirtschaft. Kürzlich habe ich in Münster den Tobi Rosswog wiedergetroffen, wir kannten uns schon aus dem Bachelor of Being. In seiner freundlich-witzigen und dabei subversiv unterwandernden Art hat er zwei Jahre lang bei VW in Wolfsburg für die Verkehrswende geworben und die Abkürzung der Nazi-Gründung VW dabei in Verkehrswende umbenannt.
Der Film lohnt sich anzusehen! Erstmal den Trailer, dann weiter nach unten scrollen, dort findet ihr den Link zu dem ganzen 56-Minuten-Film. Tobi Rosswogs humorvoll-fröhliche und dabei doch tief visionäre Art Systemkritik zu betreiben hat mich an einige der 68er Aktionen – »Unter den Talaren der Muff von tausend Jahren« – erinnert. Ach, damals, lang ist’s her. Wo sind nur die witzigen Aktionisten von heute? Immerhin, ein paar gibt es ja. Leider noch viel zu wenige.
Was, wenn VW wirklich für VerkehrsWende stünde? Nicht auszudenken. Doch, lasst es uns ausdenken! Die Kündigungen in der Autoindustrie könnten so weitgehend verhindert werden, denn unser Land braucht eine gute Infrastruktur für Mobilität. Nur eben anders als bisher. Nicht mehr so kapitalistisch. Mehr für die Menschen.
Aktivisten aller Länder …. Wolf mit Tobi am 12. Nov in Münster:
Weitere Veröffentlichungen von mir
findet ihr auf auf Transition TV, das ab 9. Januar weiterhin wöchentlich sendet, nun aber mit einem eigenen überregionalen TV, getrennt vom »Impuls Schweiz«. (Möglicherweise gibt es am 27.12. eine Sondersendung, in der nur ich auftrete.)
Meine TTV-Beiträge finde ihr auch in meinem Youtube-Kanal. Meist geschaut wurde dort der Beitrag zu »Vom Ich zum Selbst« (11 min). Auch in 2025 will ich dort wöchentlich was einbringen. Bald auch Buchrezensionen und Reportagen und freue mich über weitere Abonnenten.
Auch auf zeitpunkt.ch findet ihr einiges von mir. Dort verweise ich besonders gerne auf »Der Norden bestimmt« mit der umgedrehten Weltkarte, die als Impuls dienen will, auch das Untere, bisher Unterdrückte zu würdigen. Und auf KGS-Berlin, für die ich seit acht Jahren den Leitartikel schreibe. Außerdem sind Texte von mir regelmäßig in den Print-Ausgaben von Zeitpunkt (vierteljährlich), Spuren (halbjährlich) und Körper-Geist-Seele Berlin (alle zwei Monate) zu finden.
Veranstaltungen mit mir
Freitag, 10. und 31. Januar, jeweils von 19 h bis 20.30h, geht die von mir angeleitete Einführung in Meditation in der Yogavilla Emsdetten weiter. Am 10. Januar mit dem Thema »Atemkontrolle und Loslassen«. Am 31. mit »Nadabrahma, der heilende Klang der eigenen Stimme«. Die jeweils 90 min bauen aufeinander auf, können aber auch einzeln gebucht werden.
Mein nächstes Tantra-Seminar, in dem ich in der Co-Leitung bin und wieder die beliebten »Ekstatisch leben«-Seminare anbiete, ist das BeFree Silvester vom 28. Dezember bis 2. Januar. Das ist in der Regel schon im Herbst ausgebucht. Das nächste buchbare BeFree Seminar, in dem ich dabei bin, ist dann Tantra an Ostern vom 17. bis 22. April.
Vom 17. bis 19. Januar bin ich wieder im Upleven Hotel der Stille mit dem Seminar zum Thema: Den roten Faden finden – Reset auf das Wesentliche. Für Menschen, die ihn vielleicht verloren haben oder sich re-orientieren wollen an einem Wendepunkt im Leben. Was ist die Grundlinie, die mich durchs Leben führt und auch Gegenwind ertragen lässt? Die Umgebung des Upleven ist ideal geeignet für eine Auszeit aus dem Alltag und einen Reset aufs Wesentliche.
Mein nächstes Seminar im Benediktinerkloster Münsterschwarzach ist vom 24. bis 27. Februar. Dort geht es ums Ankommen. Um die Beheimatung im Relativen, Vergänglichen: in unseren Beziehungen und in einer geliebten Lokalität. Dabei der Übergang vom Fixpunkt Dies-ist-meine-Heimat zur Dynamik des »Ich-beheimate mich«. Es geht dort auch um die Sehnsucht nach Geborgenheit, die im Relativen nie ganz erfüllt ist. Dieses ist von meinen Seminaren das preisgünstigste, es kostet nur 140 € für die drei Tage + 210 € für U/V im EZ mit Dusche. Die Umgebung der mehr als 100 Benediktinermönche trägt dazu bei, die Suche nach dem Absoluten auch in der Gestalt dieser christlich-europäischen Tradition spürbar zu machen.
Im Upleven bin ich wieder vom 9. bis 11. Mai.
Ab Mai wird es auch bei uns in Greven (Münsterland), im entstehenden Aldruper Jurtengarten, Veranstaltungen geben. Meditation, Tanz, Sauna, Gesprächskreise ums Feuer und anderes. Mehr dazu in den folgenden Rundbriefen.