Desde Chile un Abrazo a la Esperanza, 1990 in Chile war der Blues ein Symbol der Hoffnung
Der Blues ist der afroamerikanische Ausdruck der Grundwahrheit des Buddha vom Leiden und seiner Überwindbarkeit. Das kommt mir in den Sinn, wenn ich Wynton Marsalis im Uncut-Interview in einer Aufnahme von 2014 über sein Leben sprechen höre. Dort fasst er ab min 12:50 in weniger als zwei Minuten das Wesen des Jazz zusammen: 1. die Improvisation (das Ich, die Freiheit sich auszudrücken), 2. der Swing (das dem Ich gegenüber stehende Wir, die Gemeinschaft, eine Sache der Koordination und des Miteinander: ja, du hast Freiheiten, aber die anderen auch), 3. der Blues, das Verständnis, dass das Leben kein Rosengarten ist, dass wir diese Tatsache aber akzeptieren und heldenhaft überwinden können. Der Blues als Grundhaltung des nicht-naiven Optimismus.
Hier noch ein weiterer Link zu Wynton Marsalis, diesmal von 1990, wo er als junger Mann vor ein Publikum in Chile tritt, das gerade das Joch einer Diktatur hinter sich gelassen hat. Diese jubelnde Menge versteht auf Anhieb die Botschaft des Blues als heldenhafte Überwindung von etwas Unerträglichem und blickt voller Freude in die Zukunft. Sowas wünsche ich mir auch für das heutige Europa: dass es die dunkle Zeit des Militarismus hinter sich lässt, keine Waffen mehr in Kriegsgebiete schickt und wieder als Friedensmacht auftritt.
Die Ekstase der Präsenz
Als junger Mensch war ich in Thailand Mönch, weil ich die Ekstase der Achtsamkeit erfahren hatte. Der Buddha nannte es sati, was sich auch mit Gewahrsein oder Präsenz übersetzen lässt. So stark war diese Erfahrung für mich, dass ich dachte: Jetzt hab ich’s gefunden! Und ich weiß nun, wie ich dies zu einem permanenten Teil meines Lebens machen kannI
Das hieß für mich: ab ins Kloster, Mönch werden. Der weise Buddha hatte ja gesagt, wie man zu dieser Ekstase gelangt: durch den sogenannten achtfachen Pfad (arya magga), den sich auch im weltlichen Leben praktizieren lässt. Und wer es intensiver und schneller will, unterwirft sich den 227 Regeln der Bhikkhus / Mönche.
Als ich dann aber in einem Kloster mitten in Bangkok die 227 Mönchsregeln praktizierte, litt ich darunter, dass ich nicht mehr musizieren und tanzen durfte, denn für den historischen Buddha galt das als Zerstreuung, als Ablenkung vom Wesentlichen. Seine Anweisung war, der Mönch solle sich ganz der Erkenntnis der Wahrheit widmen, dem Dharma.
Die drei Irrtümer des Buddha
Heute empfinde ich dies als einen der drei großen Irrtümer des Buddha. 1. Frauen seien weniger begabt Weisheit zu erlangen als Männer. 2. Das weltliche Leben sei weniger geeignet Reife, Weisheit, Erleuchtung zu erlangen als das klösterliche. 3. Musik, ebenso wie die anderen Künste, sei eine Ablenkung vom Wesentlichen. Unter den visuellen und Performance-Künstlern sind zum Beispiel Joseph Beuys und Marina Abramovic nicht auf Ablenkung aus. Unter den Musikern sind es Wynton Marsalis, Keith Jarrett, Chaurasia Hariprasad und Georg Deuter nicht, um hier nur ein paar Beispiele zu nennen, die mir besonders nahe gehen. Nicht nur Yoga und die klösterlichen Praktiken können Wege zum Wesentlichen sein, auch die Künste.
Das Leiden heldenhaft überwinden
Zurück zum Blues. Auch in seinem Auftritt 1990 in Chile, den ich hier im Blog kürzlich schon erwähnt habe, sprach Marsalis bereits das Wesen des Blues an. Da trat er als junger Mann vor ein Publikum, das gerade das Joch einer Diktatur hinter sich gelassen hatte. Diese jubelnde Menge verstand auf Anhieb die Botschaft des Blues als heldenhafte Überwindung von etwas Unerträglichem und freute sich auf die Zukunft. Sowas wünsche ich mir auch für das heutige Europa: dass es die dunkle Zeit des Militarismus hinter sich lässt, keine Waffen mehr in Kriegsgebiete schickt und wieder als Friedensmacht auftritt.
Führung im Jazz
Auch in seiner Führung von Jazz-Combos, wie Wynton dort den einzelnen Talenten Raum lässt, nicht zu eng und nicht zu weit, zeigt er Weisheit. Transkulturelle Weisheit. Seine Bands und Combos führen im Jazz die Kulturen von Afrika und Europa zusammen, und im Spiel mit der Combo von Sachal Jazz bezieht er auch die des Subkontinents Indien mit ein. Jazz als Weltmusik, die kein Mischmasch von allem ist, sondern die einbezogenen Kulturen enthält und transzendiert, basierend auf den Elementen Improvisation, Swing und Blues, stellvertretend für die drei Prinzipien Freiheit, Kooperation und die Verwandlung des Leidens in Optimismus. Oder auch diese drei: Ich, Wir, Weisheit.
Ausländer raus
Der aktuelle Wahlkampf in Deutschland tut so als gäbe es kein Thema außer Asyl und Migration. Klima, Naturschutz, die den Boden und die Tiere ausbeutende Fleischindustrie, die marode Infrastruktur der Menschengesellschaft, die Kriege für die Hegemonie der USA, nun vielleicht abgelöst durch einen eigenen europäischen Militarismus, alles keine Wahlkampfhemen. Stattdessen wetteifern die Parteien darin, wer am rücksichtslosesten die Menschen »mit Migrationshintergrund« rauswerfen kann. Je nach Zählung sind das bis zu 25 Millionen. Auch wenn man dabei unberücksichtigt lässt, dass wir alle vor ein paar zigtausend Jahren aus Afrika kamen.
Phobokratie
Christian Felber nennt es Phobokratie, Herrschaft durch Angst machen. Am populärsten ist, wer den Menschen am erfolgreichsten Angst macht. Eine Angst, die wir ohne diesen Phobokraten gar nicht hätten. In der Coronazeit ist das den Politikern recht gut gelungen. Heute ist es die Angst vor kriminellen Ausländern, was deutschen Politikern Popularität verschafft, obwohl die Kriminalität von Zugewanderten, abgeglichen mit Faktoren wie Alter, männlich/weiblich, Stadt/Land nicht höher ist als die von Deutschen. Auch die Angst vor einem Feind eignet sich gut in der Politik – sie muss ja erstmal medial erschaffen werden. Erst dann können unsere Herzen den Politikern zufliegen, die behaupten uns vor diesem Feind zu schützen – und der Waffenindustrie Aufträge. Wer dabei an Pistorius denkt, liegt gewiss nicht falsch.
Das Elend mit der NATO
Dabei wäre statt »Pflugscharen zu Schwertern« heute von Autos zu Panzern durchaus ein Thema, das nicht nur die Waffenindustrie interessieren sollte. Oder die Tatsache, dass die NATO uns nicht schützt, sondern von einem Krieg in den nächsten treibt, um so den Verfall der US-Hegemonie vielleicht doch noch aufhalten zu können. Über die »woken Falken« und ihren »lodernden Glutkern« (die NATO) schreibt Leo Ensel auf Globalbridge.
Raus aus der NATO
Raus aus dem Vasallen-Status, den Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg gegenüber den USA hat, empfiehlt Werner Rügemer auf Globalbridge, gut zusammengefasst und überzeugend begründet, s.a. die Quellenliste. Ein guter Weg zum Frieden wäre der Austritt aus dem aggressiven Militärbündnis NATO.
Anders als vom Norden sieht die Welt vom Globalen Süden aus. Dort denkt und fühlt man nicht so wie bei uns. So lange weiterhin der Norden bestimmt, sagt mein satirischer Blick auf das Ganze, wird das nichts mit dem Weltfrieden.
Die Subjektivität stärken
Die sich heute nicht mehr mit Politik beschäftigen wollen, verstehe ich nur zu gut. Auch mir geht es oft so. Dann tanze ich, regeneriere mich dabei und verstärke so meine Subjektivität als Kontrapunkt gegenüber zu viel Orientierung auf das (immer bezweifelbare) Objektive, Faktische. Darüber habe ich gerade für die März-April Ausgabe von KGS-Berlin geschrieben; der Text wird dort bald auch online zu finden sein.
Handwerker gesucht!
Eine weitere Art, mich von der Politik zu erholen, ist der Aufbau eines gesellschaftlichen Gegenentwurfs. Das ist für uns der Aldruper Jurtengarten. Dort bauen wir uns gerade auf einer 3000 qm parkartigen Fläche einen Biotop, der uns naturnäher, gemeinschaftlicher und weniger konsumorientiert zu leben erlaubt. Hierfür suchen wir noch ein paar Leute, die mitmachen. Vor allem zunächst mal eine handwerklich begabte Person, die Lust hat auf Gemeinschaft und Kreativität. Für diese steht als Rückzugsort ein Wohnwagen im Garten bereit, bald auch eine ganzjährig bewohnbare mongolische Jurte, und für Winter-wie-Sommer gibt es eine Sauna für alle. Du kannst auch im eigenen Wohnmobil oder Bauwagen kommen. Wasser- und Stromanschluss im Garten sind vorhanden.
Es ist zu einfach, um es zu verstehen
Und was das Spirituelle anbelangt: It is hiding in plain sight. Es versteckt sich im Offensichtlichen. Das gilt vor allem für die spirituell-religiösen Wahrheiten bzw. die philosophische Grundwahrheit, das Absolute, Unbezweifelbare. Ich bin ein wahrnehmendes Wesen. Ich fühle, denke, empfinde. Das ist zwar wahr, aber nicht so leicht wahrnehmbar, denn es versteckt sich im offen Sichtlichen, direkt Spürbaren. Im Gewahrsein von allem, was jetzt der Fall ist. Die buddhistische Nonne Khandro Rinpoche hat dies in einem 8-Minuten-Film (auf Englisch) wunderbar zusammengefasst.
Weitere Veröffentlichungen von mir
gibt es auf Transition TV.
Meine TTV-Beiträge finde ihr auch in meinem Youtube-Kanal.
Weitere Texte von mir auf zeitpunkt.ch (dort »Sugata« in die Suchfunktion eingeben).
Veranstaltungen mit mir
Bald bin ich wieder im Benediktinerkloster Münsterschwarzach und besuche dort auch das Grab von Willigis Jäger, den ich gut kannte und sehr mochte. Am kommenden Montag beginnt dort mein Seminar über das Ankommen ‚im richtigen Leben‘, bei mir selbst, im Körper, in den mich bestimmenden Beziehungen und all dem, was mich sonst noch ausmacht. Hier geht es um die Beheimatung im Relativen, Vergänglichen und die Sehnsucht nach Geborgenheit, die im Relativen nie ganz erfüllt ist. Das Seminar kostet nur 140 € für die drei Tage + 210 € für U/V im EZ mit Dusche, ein paar Plätze sind für schnell Entschlossene noch frei – vielleicht zur Erholung nach dem Stress der politischen Ereignisse und dem turbulenten Wahlkampf.
Freitag 14. März von 19 h bis 20.30 h, geht die von mir angeleitete Einführung in Meditation in der Yogavilla Emsdetten weiter, diesmal mit der Schüttelmeditation, die gut geeignet ist zum Spannungen abbauen.
Das nächstes Seminar im BeFree, in dem ich wieder die kurzen Ekstatisch leben-Seminare anleite, ist Tantra an Ostern vom 17. bis 22. April.
Vom 9. bis 11. Mai bin ich wieder im Upleven Hotel der Stille. Wieder mit dem Thema: Den roten Faden finden – Reset auf das Wesentliche. Für Menschen, die ihre Orientierung aufs Wesentliche vielleicht verloren haben oder sich an einem Wendepunkt im Leben befinden, z.B. ein Verlust, eine Trennung, wenn die Kinder ausm Haus sind oder der Beginn der Altersfreizeit Was ist die Grundlinie, die mich durchs Leben führt und mich auch Gegenwind ertragen lässt? Die Umgebung des Upleven ist ideal geeignet für eine Auszeit aus dem Alltag und einen Reset aufs Wesentliche.
Im Mai soll im Aldruper Jurtengarten bei uns in 48268 Greven wieder unser großes Zelt stehen, mit regelmäßigen Meditationen. Anfang Juni soll auch die 7 m Ø Veranstaltungsjurte stehen. Am 19.-21. Juni vielleicht unser erstes Wochenendseminar dort, verbunden mit einem Einweihungsfest.
Ein mehrtägiges »Ekstatisch leben«-Seminar gibt es vom 8. bis 10. September bei Peter Kanis in Klipphausen bei Meißen. Seminarkosten 180 € + U/V. Details folgen im nächsten Rundbrief. Anmeldung über mich.
Vom 24. bis 26. Oktober gibt es den ebenfalls ekstatischen Workshop »Sei dir selbst ein Witz – Humor als spiritueller Weg«, im Haus Steinstraße 18 in Leipzig. Seminarkosten 180 €. Anmeldung und Details über angierechlin@hotmail.com.
Bei den beiden letzten Seminare können maximal 16 bzw. 14 Tn angenommen werden. Anmeldung deshalb besser rechtzeitig.