Noch vor allem anderen halte ich es für unsere wichtigste Aufgabe, cis und trans unterscheiden zu können und hier wie dort fit zu sein. 

Cis und trans??? Ganz einfach: Cis ist diesseits. Das ist die strukturierte Welt, in der es Individuen gibt und Dinge. Hier können wir das eine vom anderen unterscheiden und müssen das auch, um zu überleben. Gut und böse, falsch und richtig, wahr und unwahr, wesentlich und unwesentlich, ihr und wir, ich und du, alles das sollten wir unterscheiden können. Das ist das Weltliche, die Welt von cis. 

Daneben, darüber, darunter, dahinter oder um das alles herum gibt es das andere. Schamanen nannten es die Anderswelt, religiöse Menschen manchmal das Jenseits oder Gott. Ich nenne es einfach den Hintergrund, die Stille, offene Weite oder Leere. Es ist das, worin alles aufgehoben und geborgen ist. Oder einfach: trans. 

Die Nur-Cis-Menschen sind Besessene, sie leben in Angst und Gier. Den Nur-Trans-Menschen ist alles eins, alles egal. Deshalb brauchen wir beides, cis und trans. Erst dann sind wir vollständig.

Ist das zu knapp dargelegt? Dann lies weiter in meinem aktuellen Blogeintrag über Wissenschaft, ab »Spirituelle Märchen«. Oder, noch besser, lenke dein Gewahrsein auf deine Gedanken, Gefühle und Sinneseindrücke.

Amanda Gorman for president!

Von der hohen Philosophie oder den Problemen mit dem, was wir überhaupt wissen können, jetzt wieder mitten ins Geschehen der Ciswelt: Amandas Gedicht-Performance auf der Einweihungsfeier des neuen US-Präsidenten war auch für mich eine große Überraschung. Obwohl sogar auch Biden, dieser ein bisschen linkische alte Mann, mich berührte, weil er so versöhnlich mit dem Trump-Erbe umgeht, hat mich Amanda noch viel mehr berührt. Sie sieht aus wie ein Teenie aus Los Angeles und stellt sich auch so dar: dem US-Mythos gemäß aus tiefster Armut von einer alleinerziehenden Mutter aufgezogen, und jetzt das!!! Dass sie nun 22 ist, einen Abschluss in Soziologie von der Elite-Universität Harvard hat und unter Promis weitergereicht wird – from rags to riches, der amerikanische Mythos – ernüchterte mich dann doch wieder ein bisschen.

Der Satiriker Volker Pispers hatte die USA im Nov 2019 »Kapitalismus im Endstadium« genannt. Gut getroffen, fand ich. Nun aber spricht eine so schöne, junge, dunkelhäutige Frau aus L.A. zum Ende der Trump-Zeit tanzend dieses Gedicht vor der versammelten Weltöffentlichkeit, und ich bin erfüllt mit neuer Hoffnung, was dieses Land, diese Generation und überhaupt: was Gedichte anrichten können. Was Sprache bewirken kann. Hier steht noch mehr über Amanda und ihre Zukunft. Wenn ich nur den Text ihres Gedichtes lese, finde ich darin eine Menge US-Pathos. Getragen von ihrer Stimme und ihrer Art sich zu bewegen hingegen nimmt sie mich mit in die Utopie, dass 2036 – in dem Jahr will sie Präsidentin der USA werden – die Erde noch lebbar ist und diese frohe Seele nicht inzwischen vom System kassiert wurde, so wie einst der doch so kluge und gute Obama.

Einer aber wirkte bei dieser ganzen Zeremonie nicht begeistert – Bernie Sanders: 

 

The Great Reset?

In einem Dokumentarfilm gelang dem Filmemacher Marcus Vetter ein Blick hinter die Kulissen von Klaus Schwabs Weltwirtschaftsforum, mit Aufnahmen und Aussagen von Jennifer Morgan von Greenpeace, Greta Thunberg, Rutger Bregman, Jair Bolsonaro, Donald Trump, Angela Merkel und anderen leaders and critics of the world as it is.

Sind wir nachhaltig, oder reden wir nur darüber? Unsere Umweltministerin ist stolz darauf, dass Deutschland den blauen Umweltengel für Rechenzentren auf den Weg gebracht hat, doch nur eines der 177 Rechenzentren von Deutschland trägt diesen blauen Umweltengel, fand die Zeitschrift Freitag heraus. Das ist ein Einzelfall von Ignoranz gegenüber den eigenen Idealen und Versprechen. Was die Klimakrise anbelangt, geht es jedoch um die Leugnung einer ganzen Zivilisation, ihre eigene Lebensweise in Frage zu stellen, sagt Greta Thunberg auf dem diesjährigen Meeting des World Economic Forum.

Der »Thirty by Thirty«-Plan zum Schutz der Biodiversität in der Welt will bis 2030 30% des Landes und der Meere in Naturschutzgebiete verwandeln, und er ist inzwischen von 50 Nationen unterschrieben worden. Eigentlich eine gute Sache. Der Plan aber hat einen Haken: Die Indigenen, die dort leben und das teilweise sehr nachhaltig und naturschützend tun, fürchten nun, dadurch noch mehr als bisher aus ihren Stammländern vertrieben zu werden, um reiche Touristen anzulocken. 

Lust und Weisheit

Verführung, ist das Sünde oder der Weg zum Erfolg? Die Tänzerin Chen Lizra spricht in einem TED-Talk auf Englisch über Cuba and the art of seduction. 

Woher kommen wir, und wohin gehen wir? Lust und ein tiefes Verstehen ergriffen mich bei diesem nassen Spaziergang am Strand, denn aus dem Wasser kommen wir und aus einer Vulva, darin stimmen Charles Darwin (1859), Gustave Courbet (1866) und die Mystiker (seit je) überein. 

Ich hatte Joana Mallwitz zum ersten Mal in der ARD-Reportrage »Ein Versuch über die Zeit« (43 min) gehört, zu dem ich schon in meinem Dezemberrundbrief verlinkt hatte. Dort hat sie anhand der Länge einer Pause zwischen zwei Klängen Beethovens Umgang mit Zeit erklärt. Faszinierend!

Bei diesem Kurzfilm (6 min) aus »Titel, Thesen, Temperamente“, ist mensch verführt zu denken, dass Frauen besser dirigieren – ja, dirigieren! – können als Männer. Was wohl heißen würde: »the end is near« – das Ende des Patriarchats. Höchste Zeit dafür!

Wer in Zeiten von Corona Lust auf positive, hoffnungsvolle, aufmunternde Nachrichten hat, sollte sich dies durchlesen und sich mit mir freuen 😜

Leichte Beute für kluge Maschinen

Wir Menschen sind von Maschinen manipulierbar in viel extremerer Weise, als wir das glauben wollen. Das zeigt der Film The Social Dilemma (auf Deutsch: Das Dilemma mit den sozialen Medien; auf Netflix seit Sept 2020) in krasser, dystopischer Weise. Yuval Harari fokussiert in diesem (57 min) Interview der Zeitschrift Wired im Dezember 2018 mit Tristan Harris auf das Thema dieses Films und legt dabei, wie schon in seinen Büchern, in faszinerender Weise dar, dass unser freier Wille eine Illusion ist. Wir sind hackable, wir sind von intelligenten Maschinen manipulierbar. Wer nicht das ganze Interview hören will, klicke bei Minute 15 rein und höre dann insbesondere, wie er von min 19 bis 21:10 über sein Coming out spricht, das er mit 21 hatte. Bis zu diesem Alter wusste er nicht, dass er schwul ist. Ein einfaches Verfolgen seiner Augenbewegungen beim Betrachten eines Films wie Baywatch hätte der Steuerung einer Kamara genügt, um das über ihn schon zu wissen, als er 14 war, sieben Jahre früher als er selbst. Coca Cola hätte ihm damit 7 Jahre lang dieses Zuckergetränk verkaufen können, per Einspielung Coca Cola trinkender, gut gebauter Männer, in seine social media accounts (heute hat er aus guten Gründen keine mehr), während er glaubte, das sei seine eigene Wahl. Dabei können die Algorithmen der heutigen Smartphones und PCs mit Kamera und Mikrofon viel mehr als nur das. Sie können zum Beispiel Wechselwählern genau die Informationen schicken, die dazu führen, etwa statt der Grünen die AfD zu wählen, während sie denken, diese Entscheidung hätten sie selbst getroffen. Wer das für politisch irrelevant hält, schnarche ruhig weiter.

Wo geht’s mit uns hin?

Wem das Wired-Interview mit Harari noch nicht reicht, oder auch wenn du ein langsameres Sprechen vorziehst und einen weniger spezialisierten Fragesteller, schau dir dieses 47-min-Interview auf rtve, dem öffentlich-rechtlichen spanischen Fernsehen an. Dort entlockt ein von Hararis Einsichten offenbar ziemlich geplätteter Fragesteller mir starkem katalanischen Akzent dem intellektuellen Weltstar eine gut verständliche Zusammenfassung seiner Ansichten – v.a. Warnungen – zur Zukunft der Menschheit (auch das auf Englisch).

Was können wir tun?

Bemerkenswert finde ich auch, was Harari am Ende des Wired-Interviews auf die Frage antwortet, was er einem 18-Jährigen raten würde, der heute dieses Video sieht und nicht will, dass die Beziehung zwischen Maschinen und Menschen (weiterhin) so ausbeuterisch verläuft. Harari antwortet, er würde ihm raten, sich erstens selbst besser kennen zu lernen, so gut wie möglich, und wenn ein Wunsch aufkommt, nicht gleich zu denken, das sei sein echter, eigener Wunsch und freier Wille, sondern das tiefer zu erforschen. Zweitens sich einer Organisation anzuschließen, denn allein könne ein Mensch kaum etwas erreichen.

Dem schließe ich mich an. Ich vom Typ her eher allein herumstreunender lone wolf sage jetzt mal: Lasst uns zusammen diesen Gefahren begegnen! Denn manchmal geschieht trotz aller inneren Widerstände und Gegensätze, an denen es ja gerade in Homo-sapiens-Schwärmen nicht mangelt, ein Wunder: dass diese Schwärme ihre teilnehmenden Individuen nicht per Anpassungsdruck dümmer machen. So dass nicht, wie es allzu oft bei großen Herden aka Mainstreams der Fall ist, die Mitläufer sich wie die sprichwörtlichen Lemminge ins Meer stürzen – oder, wie bei uns jetzt, in den Ökozid. Sondern dass sich eine Intelligenz entwickelt, die weit mehr ist als das Wissen eines einzelnen: die viel gepriesene Schwarmintelligenz. Auch dazu möge dieses Blog dienen. 

Veranstaltungen mit mir  

• Am 6. Februar bin ich im Rendez-vous mit Bob einer der Repräsentanten des Bachelor of Being, einem Orientierungssemester für junge Erwachsene.

• Vom 4. bis 14. Februar findet der Online-Kongress »Revolution der Zärtlichkeit« statt, für den Beate Schwenzitzki  mich am 3. Janur interviewt hat – hier ein Trailer aus unserem Gespräch. Am 10.02. ab 18 h ist dort das ganze Interwiew für 24 h gratis zu sehen.

• Meinen/unseren Seminarplan für 2021 halte ich erstmal noch zurück, vor allem wegen Corona. Bei BeFree bin ich jedenfalls weiterhin dabei, auch dort als Katalysator einer achtsamen Zärtlichkeit, beginnend mit dem BeFree-Seminar an Ostern, und ich möchte auch die geplanten Visionseminare, Humorworkshops und Beziehungsworkshops durchführen, und auch unseren im Oktober beginnenden, nicht durch Corona gefährdeten (wir werden dort ein Haushalt sein) Bachelor of Being.

Stay connected! Und gib den Link zu diesem Blog an andere weiter.