Das neue Buch von Matthias Dhammavaro Jordan hat den Titel »Erfahre dein wahres Selbst – Eine Reise in die Weite des Seins« und ist gerade im Via Nova-Verlag erschienen.

Der Autor, der 12 Jahre lang als buddhistischer Mönch in einem thailändischen Waldkloster gelebt hat, schreibt dazu im Vorwort: »Ich möchte Sie mit diesem Buch zu einer Reise einladen, einer Reise zu sich selbst«. Bei mir ist es ihm gelungen, mich im Lesen mitzunehmen.

Ich beschäftige mich ja schon eine ganze Weile mit buddhistischer Psychologie, aber selten geht meine »Seele« dabei so stark in Resonanz zum Geschriebenen wie in Matthias‘ Büchern: Was da steht, berührt mich unmittelbar und tief und weckt ein Erinnern an mein Wesen.

»Meine Masken – ICH – und das ursprüngliche Gesicht« hätte sein Buch eigentlich heißen sollen, wenn es nach dem Autor und nicht nach dem Verlag gegangen wäre. Für mich trifft dieser Titel auch besser, was Matthias Jordan uns vermitteln will, nämlich das Erkennen, dass wir weder unsere Lebens-Geschichten, noch unsere Vorstellungen und schon gar nicht die Persönlichkeitsanteile sind, für die wir uns ständig halten. Wenn es uns gelingt, zu all diesen Schein-Identitäten und Masken eine Distanz zu schaffen, dann öffnet sich der Raum zeitlosen Seins.

Aus psychologischer Sicht möchte ich vor allem die Teilpersönlichkeits-Arbeit lobend erwähnen, die der Autor entwickelt hat: Alle Facetten unserer Persönlichkeit, auch die schwierigen und leidvollen, werden hier eingeladen, sich zu zeigen und in ihrer besonderen Qualität gewürdigt. Es wird anerkannt, dass sie eine not-wendige Funktion in unserem Leben einnehmen und gleichzeitig nicht wirklich unsere wahre Identität abbilden.

Nachdem in der buddhistischen Psychologie jeder »Herzenstrübung« auch eine positive Kraft gegenübergestellt wird, tauchen in Matthias Dhammavaro Jordans Aufstellungsarbeit auch »innere Bewohner« auf, die solche Eigenschaften verkörpern, wie der Gleichmut, die Freude, das Mitgefühl und viele andere mehr. Auch sie werden eingeladen, sich vorzustellen und sie werden gewürdigt – und auch sie werden als Nicht-Identitäten erkannt und wieder verabschiedet. Was übrig bleibt, ist der freie Raum des »ich bin«, des »wahren Selbst«, der »Allverbundenheit« – unser zeitloses Sein!

Nicht für alle Menschen ist – nach meiner Erfahrung – der Weg des De-Konstruierens »falscher Identitäten« ein Königsweg zu sich selbst. Für manche jedoch, macht genau dieses Vorgehen Sinn. »Hinterfrage dein Ich, bis du an der Quelle ankommst, aus der diese Erscheinung (Illusion) geboren wurde«, war eine der zentralen Anweisungen des bekannten indischen Weisen Ramana Marhashi. Matthias Dhammavaro Jordan zeigt in seinem Buch einen – für jedermann begehbaren – Pfad auf, wie das gehen kann.

Den Abschluss des Buches bildet im dritten Teil eine eigene Übersetzung aus dem Englischen des Hsin-Hsin-Ming, eines ZEN-Gedichts aus dem 6. Jahrhundert. Mit dem letzten Absatz daraus, möchte ich meine Buchvorstellung hier abschließen:

Worte! Worte!
Der Weg ist jenseits von Sprache,
denn in ihm gibt es kein Gestern,
kein Morgen,
kein Heute.