Black lives matter, all lives matter und: Bildung matters! Das ist eine der Kernaussagen des Bachelor of Being (wir kürzen ihn ab als BoB), den wir dieses Jahr ab 30. Oktober zum ersten Mal durchführen werden. Fünf Monate lang, mit 25 jungen Erwachsenen, in einem Naturschutzgebiet auf einer ‚pandemiesicheren‘ Halbinsel nahe Kassel.

Die in der Coronazeit noch mehr als bisher verunsicherten jungen Erwachsenen strömen begeistert auf uns zu. Sie können kaum erwarten, dass es nun endlich losgeht. Woran es noch hakt, ist die Finanzierung, denn die alten Bildungsinstitutionen stehen überwiegend noch auf dem Schlauch. Sie haben noch nicht kapiert, dass unsere Zeit einen Aufbruch in eine nachhaltige, menschen- und naturfreundliche Zivilisation braucht, in der Technik und vermeintlicher Fortschritt uns nicht mehr ihrem Diktat unterwerfen, sondern uns dienen. Die von Lockdown und Ökokrise gebeutelten jungen Erwachsenen stehen vor einer unüberblickbaren Auswahl von Berufen, die allerdings wegen KI in Zukunft überwiegend nicht mehr gebraucht werden, und sie kennen sich selbst meist nicht gut genug, um diese Krise und die da noch kommenden selbstbewusst und vertrauensvoll zu überstehen. Gehetzt von hohen Ansprüchen an die eigene Performance, gehetzt auch von den vielen, teils kaum verständlichen Ansprüchen der ‚alten Gesellschaft‘ an sie, sehnen sie sich nach einer Pause auf der Bildungsautobahn und brauchen diese auch. Eine Zeit der Besinnung und Orientierung: Wer bin eigentlich ich in alledem? 

»Bildung« neu gedacht

Der Begriff »Bildung« stammt aus dem Hochmittelalter. Er wurde geprägt, vielleicht sogar erst erfunden, von dem Philosophen und Mystiker Meister Eckart. Wilhelm von Humboldt und viele andere übernahmen ihn und belebten ihn neu. Die skandinavischen Länder schließlich setzten ihn u.a. mit ihren Folkehøjskole um, während in Deutschland die ursprüngliche Idee von Bildung allmählich in Vergessenheit geriet. Das Growth Movement schließlich sah in Bildung die Huldigung der Ratio. Wir retten den Begriff nun aus den Fängen seiner Freunde und Feinde und verpassen ihm vor einem transkulturellen und transreligiösen Hintergrund ein Update. Um damit den jungen Leuten Raum zu geben, ihre Sinnfragen neu zu stellen, in einer globalisierten Welt, die von der Ökokatastrophe fatal bedroht, von Internet, Handys und sozialen Netzwerken dominiert und doch auch voller Chancen ist.

Was hat das mit mir zu tun, der 30 Jahre seines Lebens, von 1985 bis 2015, einem ökospirituellen Zeitschriften-Projekt gewidmet hat? Connection – alles hängt mit allem zusammen, so hieß diese Zeitschrift. Innen und außen hängen zusammen, und beides ist nur systemisch zu verstehen: Das Innere erforscht die systemische Psychologie, das Äußere die Ökologie und systemische Kulturwissenschaft. Heute bedeutet Connection für mich auch die Connection zwischen den Generationen, einen Aufbruch ins ‚Transgenerationale’ denn …

nun bin ich ein ‚Elder’ geworden

und widme ich mich diesem Bildungsprojekt. Ich bringe dort ein, was ich im Leben gelernt habe, im Umgang mit mir selbst und anderen, mit Worten und Medien, Körper, Herz, Geist und Natur. In einem Alter, in dem kein Ehrgeiz mehr in mir brennt, große persönliche Ziele zu erreichen, bin ich der Elder eines kleinen Stammes geworden und darf weitergeben, was ich gelernt habe. Welch eine Ehre, und was für ein Genuss! Während ich doch weiß, wie viele in meiner Generation sich danach sehnen, ihre Erfahrungsschätze weiterzugeben und wie selten das tatsächlich gelingt. 

Das Crowdfunding startet!

Die mich in den Jahrzehnten von Connection begleitet haben, sei es mit ihrer Weisheit, als Multiplikatoren der Botschaften darin oder finanziell, euch bitte ich nun, uns darin zu unterstützen, die Crowdfundingkampagne für den Bachelor of Being bekannt zu machen. Vielleicht kannst du selbst Geld dazu beitragen, in welcher Höhe auch immer. Oder du gibst die Nachricht von dieser Kampagne in deinen Verteiler und hilfst uns so, die noch fehlende Summe aufzutreiben. Ehe dieses Projekt staatliche Unterstützung bekommt, so wie es in Skandinavien seit 150 Jahren mit den Folkehøskole der Fall ist – das ist unser politisches Ziel –, braucht es in Deutschland offenbar mindestens einen Durchgang, der privat und von Stiftungen finanziert ist.

Du trägst damit auch dazu bei, dass in fünf oder zehn Jahren jeder zehnte Schulabgänger in Deutschland per Bildungsgutschein eine solche mehrmonatige Orientierungszeit erleben darf, ehe er sich für eine Ausbildung oder ein Studium entscheidet, oder sonst eine selbst gewählte Richtung im Leben, die ihn dann wahrscheinlich für einige Jahre bindet.

Orientierung finden

Mein eigenes ‚Orientierungssemester‘ habe ich als 23-Jähriger in einem buddhistischen Kloster in Thailand verbracht. Habe dort meditieren gelernt, eine buddhistische Geistesschulung erhalten und eine ganz andere Kultur als die meiner Herkunft kennen und schätzen gelernt, und danach noch viele andere, Kulturen wie Subkulturen und alternative Lebensentwürfe der verschiedensten Art. 

Meine Reisen haben mir das Coming-of-Age verschafft, das den jungen Erwachsenen in unserer heutigen Kultur überwiegend fehlt. Mit dem Abitur sollen sie eine »Reifeprüfung« bestehen, die doch viel eher Anpassung erfordert statt Reife. Auch die Generation der Fridays for Future hat sich eher im Protest gefunden, im Widerstand. Ein konstruktiv gestaltendes Element der Gesellschaft ist ihr Aufbegehren gegen die sich selbst zerstörende Wirtschaft und Kultur leider noch nicht geworden. 

Auch 40-, 50-Jährige fragen uns manchmal mit Tränen in den Augen: Gibt es einen Bachelor of Being nicht auch für uns, ein Retreat zur Neuorientierung im Leben??? Danach suchen nicht nur die Jungen. Vielleicht bieten wir später auch einen Master of Being an. Orientierung zu finden ist ja eine Aufgabe, die nicht einmal gelöst ist, sondern das Leben lang bleibt, ebenso wie das Lernen, die Offenheit für Neues. Jetzt aber geht es erstmal um den BoB, jetzt sind die Jungen dran.

Höchste Zeit!

Manchmal denke ich: Wenn wir es jetzt nicht wuppen, ist es zu spät. Wir, die Zivilisation des Homo sapiens auf dieser schönen Erde zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Wie lange können wir noch warten mit dem Schutz der Umwelt, den notwendigen Veränderungen in der Landwirtschaft und Ernährung und mit der Umwandlung der Gesellschaft zu mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit, ehe es zu spät ist? Die Aufklärung des 18. Jahrhundert, die uns Demokratie, Gewaltenteilung und schließlich das Ende des legalen Rassismus gebracht hat, das waren große Schritte auf dem Weg in eine bessere Welt. Dann kamen Darwin, Freud und die sozialen Bewegungen des 20. Jahrhunderts, der Feminismus und die Entkriminalisierung der nicht-heteronormativen Sexualität. Dennoch bleibt für uns noch so viel zu tun! Möge es auf der Basis eines neuen Seins geschehen (deshalb haben wir unser Projekt Bachelor of Being genannt), eines neuen Selbstverständnisses von uns Menschen als Teil der Natur.

Wir brauchen eine Aufklärung 2.0, die am bisherigen Humanismus anknüpft und das darin noch nicht Erledigte in Angriff nimmt. Zum Beispiel die Erlösung der Weltreligionen und religionsähnlichen Ideologien aus ihrer Lagermentalität, hin zu einem Verständnis von Religion und Herkunftsidentität als Heimat. Klar brauchen wir Transzendenz! Der Blick über den Tellerrand des Egos hinaus ist unverzichtbar. Aber bitte ohne den Anspruch, die ‚falsch Orientieren‘ zu bekehren und ohne Wahrheitshuberei! Denn »Wahrheit«, das ist nicht so leicht zu erfassen. Mit Worten, diesen Zauberern der Kommunikation, können wir sie nur andeuten, umtanzen, sie vielleicht erahnen lassen. Im Tun und zwischenmenschlichen Miteinander, in der Liebe und empathischen Kooperation erfahren wir sie. Im Miteinander einer Gemeinschaft. Sei es die experimentelle Gemeinschaft unseres Bachelor of Being, sei es, weiter gedacht und gefühlt, die Gemeinschaft von uns Menschen auf unserem Heimatplaneten.

Der drohende Ökozid, darauf haben schon so viele andere hingewiesen und auch darauf, dass wir uns dieser Gefahr JETZT stellen müssen. Wer daran zweifelt, ob ein Bildungsprojekt wie der Bachelor of Being vielleicht nur den daran Teilnehmenden nützt und nicht auch der Natur und der Gesellschaft als Ganzes, in die es eingewoben ist, höre Maja Göpel im Terra X Interview vom 2. Juli und erinnere sich: Mit uns Einzelnen muss sich und wird sich die ganze Gesellschaft ändern! Das Bewusstsein dessen, wer wir Menschen sind in der Natur, in diesem Biotop, wird sich auf freudvolle Weise ändern, wenn wir »heiter Raum um Raum durchschreiten«, wie Hesse es in seinem Gedicht »Stufen« beschrieb – falls wir es rechtzeitig tun. Es wird sich auf höchst schmerzvolle Weise ändern, wenn wir weiterhin so träge damit warten wie bisher. 

Sei nicht ein weiteres stilles Opfer der Pandemie des Pessimismus, während die Titanic auf den Eisberg zusteuert. Sei ein Teil der Lösung dieser historischen Krise! Indem du unsere Crowdfunding-Kampagne unterstützt.

Veranstaltungen mit mir

Vom 1. bis 5. September bin ich auf Gut Frohberg zum BeFree Sommerfestival. Das von mir entwickelte experimentelle Matching, mit dem du deinen Partnersuch- und Finde-Strategien auf die Schliche kommen kannst, wird dort eines der Abend-Events sein. 

Am WE 10.-12. September bin ich auf dem Lebensgut Pommritz zum Anukan-meets-BecomeLove-Festival mit einem Vortrag und einem Workshop zum Thema Berührung.

Am 17. September führe ich im Rahmen der bagfa-Tagung von Freiwilligen-Agenturen von 10.45 h bis 12.30 h mit engagierten Leitern solcher Agenturen in der Kasseler Karlsaue einen „philosophischen Spaziergang“ durch. Thema des Spaziergangs: „Nähe und Distanz“ in der Arbeit mit diesen hochmotivierten, unbezahlten Laien.

Am 30. Oktober beginnt auf dem Kragenhof bei Kassel der erste 5-Monats-Kurs des Bachelor of Being. 

Am 6. November gebe ich im Rahmen des buddhistisch-christlichen Thementags unter dem Motto »Die tiefe Verbundenheit oder der große Segen« am Nachmittag zwei kurze Workshops zum Thema »Ich bin durchlässig«. Im Haus am Dom von 9 h bis 17 h.