Ich fange mal wieder mit dem Wichtigsten an: Was ist Bewusstsein? Bin ich jetzt, in diesem Moment, meiner selbst und meiner Art der Weltwahrnehmung bewusst? Und wenn nicht, wie gelange ich dorthin?

In unserem Bildungsprojekt des Bachelor of Being (kurz: ‚BoB‘) leite ich die Morgenmeditationen. Eine davon nenne ich die »Weitwinkelmeditation«. Sie beginnt so: Lenke dein Bewusstsein auf etwas Bestimmtes, fokussiere. Dann gehe vom Zoom zum Weitwinkel über. Drehe den Weitwinkel immer weiter auf, bis schließlich auch du selbst, das Subjekt dieser Betrachtung, im Bild enthalten ist und alles hinter dir. Die ganze Welt hast du nun im Blick. Verweile dort! Und übe diesen Wechsel zwischen Weitwinkel und Zoom als tägliches »Bewusstseinsyoga«. Es hilft beim sich Konzentrieren, aber auch beim Gegenteil, dem Alles-in-sich-Aufnehmen. Dieses Gegenteil können wir durchaus den mystischen Zustand nennen: Alles ist in mir, ich bin in allem.

Es gibt einen Film, der sich damit befasst: der Dokumentarfilm Aware von der Filmemacherin Frauke Sandig. Er war kurze Zeit in der ZDF-Mediathek zu sehen, nun muss, wer ihn sehen will, 4 € dafür bezahlen. Ich habe ihn im BoB gezeigt und zwei Mal selbst gesehen. Auch nach dem zweiten Mal hat er mich noch high hinterlassen. Nicht so sehr wegen der Antworten, die er gibt, sondern wegen der Fragen, die er stellt. Es geht darin zentral um die Frage, was überhaupt in der Welt der Lebewesen fähig ist zu Bewusstsein. Tiere? Ja, viele von ihnen. Pflanzen? Schon schwieriger. Pilze, Erde, Biomasse, die Welt als Ganzes, die vielleicht auch als Bewusstsein betrachtet werden kann, nicht nur als Materie?

Hierzu hat auch Merlin Sheldrake, der Sohn des Rupert Sheldrake der morphogenetischen Felder, einiges zu sagen, deshalb möchte ich hier nochmal auf Merlins Buch »Verwobenes Leben« verweisen. Gut zusammengefasst findet ihr die Thesen von Merlin Sheldrakes Buchs im Interview mit Freddie Sayers von UnHerd. 

Ein bisschen missionarischer im Sinne von »Pilze werden uns retten«, aber auch sehr sehenswert ist der Film Fantastische Pilze. Auch dieser Film kostet etwas, lohnt sich aber, ebenso wie der Film aware.

Zurück zu der Frage, was Bewusstsein überhaupt ist: Hier spricht Harari über den Unterschied zwischen Bewusstsein und Intelligenz (31 min). Für ihn hat Bewusstsein alles, was leiden kann. 

Kritik an Harari

Weil ich hier im Blog den Historiker Yuval Harari als einen der großen Leuchttürme in meinem Leben bezeichnet habe, bekomme ich oft kurze, aus dem Zusammenhang gerissene Zitate zugeschickt, die mir die Augen öffnen sollen, wem ich da auf den Leim gegangen bin. Nach wie vor gibt es für mich viele Gründe, mit dem auf dem Laufenden zu bleiben, was Harari zu sagen hat. Seit dem Russland/Ukraine-Krieg sehe ich ihn jedoch als zu sehr in die Putinhasserfalle geraten. 

In seinem Buch »Eine kurze Geschichte der Menschen« hat Harari die gesamte Menschheitsgeschichte genial zusammengefasst. Wie konnte er diesen weiten Blick aufs Wesentliche gewinnen? Dank täglich mit zwei Stunden Vipassana, ist meist seine Antwort. In »Homo Deus«, seinem zweiten großen Werk, warf er nochmal einen Blick auf die conditio humana, zugleich weise, präzise und mitfühlend auch mit ‚den anderen Tieren’. Bei Putin fällt er jedoch zurück in eine Haltung, die dem Bösen den Kopf abschlagen will und vergisst dabei, dass dann viele Köpfe nachwachsen. 

Auch was die Coronamaßnamen anbelangt, finde ich Harari zu unkritisch. Sein Fazit, bei der Coronapandemie habe die Wissenschaft Großes geleistet, die Politik jedoch schmerzhaft versagt, ignoriert die Verflechtungen von Politik, Wissenschaft und dem pharmazeutisch-industriellen Komplex, den auch er kennt und immer wieder kritisch beleuchtet.

Ihn jedoch als willigen Helfer von Klaus Schwabs ‚great reset’ darzustellen, wie so viele Verschwörungsfans das tun, das ist nicht nur faktisch falsch, sondern entwürdigt zudem diesen Menschen mit seinem weiten, mitfühlenden Blick und seinen so präzisen Warnungen vor KI.

Verirrungen des Natur- und Klimaschutzes

Die ehemalige Kernphysikerin, dann Umweltaktivistin Vandana Shiva schreibt auf pressenza.com über den Unsinn der technokratischen Carbon Capture Methoden im Vergleich mit der natürlichen Methode der Pflanzen, per Sonnenlicht über die Photosynthese Licht und CO2 in Sauerstoff und menschliche Nahrung zu verwandeln.

Zusammen mit Amnesty International fordert Survival International eine ‚Dekolonisierung des Naturschutzes‚. 30% der Welt in Naturschutzgebiete zu verwandeln, wie es auf der COP 25 beschlossen wurde, würde zu einer weiteren massiven Vertreibung der Indigenen aus ihren Stammesgebieten führen und gerade nicht die Natur schützen, sondern stattdessen die Naturschutzindustrie fördern. 

So ähnlich äußert sich auch die junge Aktivistin (Jg. 88) Carola Rackete über die COP 15. »Indigene: Sie stellen fünf Prozent der Weltbevölkerung, während ihr Land 80 Prozent der verbleibenden Biodiversität beherbergt. Doch ihre Rechte werden kaum respektiert. Jeden Tag zerstören Minen, Ölbohrungen und Agrobusiness ihre Heimat, Hunderte von ihnen werden jährlich ermordet, weil sie dem im Wege stehen. Und nicht nur die Ausbeutung, sondern auch eine bestimmte Art des ‚Schutzes‘ der Natur ist neo-kolonialer Landraub. Noch immer werden Maasai in Tansania, Adiwasi-Gruppen in Indien oder Baka in Kamerun mit Gewalt von ihrem Land vertrieben, um dort dann eine menschenleere ‚Wildnis‘ mit bewaffneten Rangern zu ‚bewahren‘. Folglich stehen Indigene Gruppen dem Ziel von 30 Prozent Schutzgebieten überaus skeptisch gegenüber. … die wahren Expertinnen des Naturschutzes sind nicht weißbärtige Wissenschaftler, sondern Indigene Gemeinschaften.«

Gutes tun

Weihnachtszeit ist die Zeit des Spendens. Das kann man jedoch immer tun und so dem Auseinanderdriften von Reich und Arm etwas entgegensetzen. 

Damit ich nach den Ende meines Verlages und meiner Zeitschrift auf connection.de weiter bloggen konnte, spenden mir einige Menschen Geld, meist als ein kleiner monatlicher Beitrag auf mein Konto. Meine Verlegertätigkeit hat ja mit meiner Komplett-Insolvenz geendet. Ich war immer selbständig gewesen,  hatte alles auf diese eine Karte gesetzt, den Erfolg meiner Zeitschrift Connection, haftete für alles ohne Beschränkung und ging ‚ins Alter‘ ohne Rente.

Nun hat in diesem Herbst die größte meiner Spender*innen gefragt, ob sie das, was ich seit zwei Jahren monatlich von ihr bekomme, noch weiter brauche oder sie es der Tafel oder anderen Bedürftigen geben solle. Nach zwei Wochen der Gewissensprüfung schrieb ich ihr: Ja, ich brauche das Geld. Und hatte mich entschieden, hier im Blog dafür zu werben, dass die unter euch, die mehr Geld haben als sie brauchen, es denen geben, die es brauchen. Die Tafel ist dafür ja nur eine Möglichkeit unter vielen. Oder, anders gefragt: Wenn du, der du dies liest, einen finanziellen Überschuss hast, was machst du damit? Ist deine Tätigkeit, dein politisch-ökologischer ‚Handabdruck‘, mehr wert als eine Überweisung an die Tafel?

Gut sterben

Die 68er Ikone Rainer Langhans wurde im April 82 Jahre alt. Im Jahr 2021 wurde bei ihm Prostatakrebs festgestellt und bald darauf, dass er nur noch palliativ betreut werden könne, also »unheilbar« ist. Seitdem bereitet er sich noch mehr als je auf sein Sterben vor und nennt seinen Krebs einen »Jungbrunnen«. Darüber hat er ein Buch geschrieben, das auch seine Reflexionen über die 68er, den Kapitalismus und Materialismus, das Internet und die Krisen unserer Zeit enthält: Nach innen – Startup fürs richtige Leben nach den falschen; Corona, Krebs und Krieg, herausgegeben von Christa Ritter. 

Rainer lebt noch, ich auch, aber Gorbatschow ist tot. Über mein Treffen mit Michail und Raisa Gorbatschow 1995 in San Franzisco habe ich für die Zeitschrift Osho News auf Englisch geschrieben. 

Veranstaltungen mit mir 

Zur Jahreswende bin ich wieder im Silvesterretreat des BeFree-Instituts auf Gut Frohberg – auch Tantra ist ein Weg des Stirb & Werde, der Liebe, des Friedens und des Natur- und Körperbezugs.

Die vergangenen zwei Monate hat der Hessische Rundfunk (TV) uns in unserem Bildungsprojekt des Bachelor of Being (BoB) begleitet und daraus fünf Kurzfilme gemacht, die in der Hessenschau vom 2. bis 6. Januar täglich zwischen 19.30 h und 20 h für jeweils ein paar Minuten gezeigt werden. Später soll daraus ein 45 min Film werden.

Am 25. Februar ist im BoB unser »Tag der offenen Tür«. Da zeigen sich unsere 24 jungen Erwachsenen und ‚wir vom Team‘ auf dem Kragenhof bei Kassel mit unserem Projekt einer neuen Art von Bildung, wo wir nun mitten im zweiten Durchgang sind, im ‚BoB 2‘.

Am 23. März 2023 beginnt in Markdorf am Bodensee das Jahrestraining Erwachsend in Beziehung, getragen von der Leitfrage »Wie können wir die Beziehungen zu uns selbst, unseren Mitmenschen und der Natur gestalten, in denen wir gemeinsam leben und wachsen?«. Dort leite ich innerhalb des Moduls »Ich, Du, Wir« (vom 5.-8. Oktober) zwei Tage zum Thema humorvolle Beziehungsgestaltung. 

Am WE 21./.23. April gebe ich im Ökodorf Sieben Linden den Workshop: Liebe + Beziehung – Schluss mit lustig?. 

Beziehungen sind vielleicht noch irgendwie lustig. Aber die Politik? Die finde ich meist eher zum Weinen. Das erleichtert immerhin mich selbst, und es kann mich mit empathischen Menschen verbinden. Lachen aber kann noch mehr. Ein paar Filme mit Interviews mit mir zu diesem Thema findest du in meinem Youtube-Kanal. Wenn auch das nicht hilft, besorg dir mein Buch »Sei dir selbst ein Witz«. Das erlaubt immerhin die Perspektive zu wechseln zwischen »Alles ist tragisch« und »Alles ist komisch«. Aus gesundheitlichen Gründen entscheide ich mich meistens für die das Zweite.

ENDE