Spüre ich da etwa eine Aufbruchstimmung? Fühle das nur ich, oder gibt es das etwa auch da draußen, außerhalb von meinem kleinen Körper und unserem schönen großen Garten? Ist es der Frühling, der mich das fühlen lässt, mit all diesen blühenden Bäumen und nur ein bisschen weniger Insekten und Vögeln als sonst, oder gibt es auch gesellschaftlich eine Aufbruchstimmung, weil auch ‚da draußen‘ in der Welt der Politik, so viel Altes zer- und aufbricht?
Hineinsterben ….
Trotz der knospenden und blühenden Natur um mich herum, kommt mir dieser Tage oft das »Stirb und Werde« aus dem Gedicht »Selige Sehnsucht« von Goethe in den Sinn. »Eh du dies nicht hast, bist du nur ein trüber Gast /auf der dunklen Erde«, schreibt der alte Meister da und lässt mich die selige Sehnsucht fühlen, hineinsterben zu wollen in dieses pralle Lebensgefühl. Das Wissen, dass doch immer jetzt schon alles da ist und wir nirgendwo anders hin müssen (und das eh nicht können). Wenn ich nur genau hinschaue, was tatsächlich der Fall ist, bin ich in jedem Moment neu geboren, und vor mir liegen unendlich viele Optionen.
Die sogenannten Qualitätsmedien
Beim Lesen der SZ und der ZEIT, die ich gerade wieder mal probeabonniert habe, fühle ich mich ‚zuhause‘, nur leicht gestört von einem Gruselgefühl. Denn dieses Ambiente ist das Bildungsbürgertum meines Elternhauses. Medien wie die SZ und die ZEIT, auch noch SPIEGEL, FAZ und die Öffentlich-Rechtlichen nennen sich »Qualitätsmedien«. Damit grenzen sie sich vom Bürgerjournalismus der Alternativen und Independents ab. Sie erklären uns die Welt und sagen uns was falsch und was richtig ist. Heutzutage mit dem Unterton von: Wir müssen nun leider gegen das aggressive Russland wieder kriegstüchtig werden. Weil das psychisch kaum zu verkraften ist, so wie auch die Naturzerstörung, der Klimakollaps und der Psychostress an den Arbeitsplätzen, gibt es nach den Aufrufen zur Wehrhaftigkeit gleich nach dem politischen Teil (manchmal auch schon auf den Titelseiten) die soften Themen: Psychoberatung, Wellness- und Gesundheitsempfehlungen, mediterrane und Ayurveda-Rezepte und empfohlene Urlaubszielen, an welchen Strand man ‚in dieser Zeit‘ am besten fliegen kann, um sich von den Nachrichten über den Berserker Trump, den bösen Putin und den schlimmen Verhältnissen in Gaza zu erholen: Mallorca? Malta? Oder doch mal wieder Karibik?
Zwischen hier und dort
Dieser Rundbrief beschäftigt sich abwechselnd mit der politischen Lage und dem Einsinken in Meditation. Er will damit Brücken bauen von hier nach dort. Auch zwischen dieser Welt des Relativen und der absoluten des Zeitlosen, Unendlichen, manche sagen: dem Göttlichen. Und auch zwischen den Alternativmedien und den Alten Medien, die von einer außerhalb ihrer Bubble leicht erkennbaren Herdenmentalität heraus oft im Gleichklang urteilen. Greta Thunbergs »How dare you« haben sie vergessen. Nun werden wir in Angst gehalten, weil der ‚große Bruder‘ jenseits des Atlantiks durchdreht. Aufzurüsten gegen den Feind im Osten gilt deshalb als nun alternativlos, und der deutsche Schuldkomplex verpflichtet diese Medien sogar Netanyahus Genozid in Gaza schönzureden.
Kriegsgeheul und Aufrüstungswahnsinn
Noch konkreter: Die Militärausgaben sind weltweit so hoch wie noch nie, berichtet das zuverlässige Friedensforschungsinstitut SIPRI Ende April. Eine Zusammenfassung der Zahlen mit übersichtlichen Grafiken und für SZ-Verhältnisse erfreulich deutlichen Worten bietet der Artikel von Alex Rühle in der SZ (hinter der Paywall).
Warum sind wir Deutsche so stumm und wie paralysiert angesichts des Kriegsgeheuls und Aufrüstungswahnsinns, fragt sich Leo Ensel in zwei Beiträgen auf Globalbridge (hier der zweite).
Den Bezug zur heute wieder populären Kriegstüchtigkeit mit der damaligen zog die Webseite der Weltsozialisten schon im November 2023, als die deutschen Bellizisten sich noch nicht so laut zu sein trauten – und wie es mit Kanzler Friedrich Merz, dem Freund der Taurus-Rakten, bald noch lauter werden wird.
Auch der immer wieder so versöhnliche Charles Eisenstein beschäftigt sich mit dem weltweiten Säbelrasseln. Hier im Englischen Original; es gibt ihn auch auf Deutsch. Beides in der Substack App, die immer mehr von unabhängigen Journalisten genutzt wird.
Abschließend noch ein sehr persönlicher Bericht, von Maike Gosch auf den Nachdenkseiten: Der Frühling roch nach Krieg.
Gut, dass es diese ‚anderen‘ Medien gibt! Sonst würde die Phalanx der sich für qualitativ überlegen haltenden alten Medien Deutschland und Europa tatsächlich nochmal in einen Krieg gegen Russland reinlocken können – in einen dritten Weltkrieg.
Wofür ich stehe
Hier nun ein paar Punkte, die angepassten Normalos als utopisch erscheinen werden, als irrational und traumtänzerisch. Ich selbst halte sie für realistischer als den aktuellen Aufrüstungswahnsinn, die Angstmache der Medien und die seit Jahren sich verschärfende Zerstörung des uns noch immer tragenden Biotops.
• Utopien entwickeln und fördern statt Dystopien, denn wir Menschen werden besser geführt von Hoffnung als von Angst.
• Weltweite Abrüstung mit dem Ziel der Abschaffung jeglichen Militärs.
• Kein Krieg mehr gegen irgendwen, keine Produktion mehr von »Achsen des Bösen« und anderen Feindbildern.
• Eine weitgehend religionsfreie, transkulturelle Ethik, die sich auf Praktiken der Anbindung an »das Große Ganze« stützt.
• Das Glücksprodukt bevorzugen gegenüber dem BIP. Hierzu sollte die Weltwirtschaft auf Wachstum verzichten und auf Werbung. Sich zu informieren über die Qualität von Produkten geht viel besser über unabhängige Webseiten als über bezahlte Werbung, die zu oft täuscht und zum Kauf von Unnützem verführt.
• Degrowth statt Growth. Fokussierung auf das Wesentliche, das uns Menschen nützt und dem Biotop hilft. Negativzins ist ein Weg dorthin.
• Geldwäsche und Steueroasen werden illegalisiert. Flugbenzin und das Zocken am Kapitalmarkt werden besteuert.
• Psychedelika werden legalisiert. Kein »war on drugs« mehr. Gefährliche Drogen gibt es auf Rezept in Apotheken, ungefährliche wie LSD im freien Handel.
• Worldgovernance nach den Prinzipien der Gewaltenteilung.
• Die wissenschaftliche Forschung widmet sich guten Zielen: Frieden, Liebe, Glück. – Kriegs-, Waffen- und Wettbewerbsforschung wird nicht mehr subventioniert.
• Ähnlich der Atomkraft wird auch die Gefahr von KI realistisch eingeschätzt und dem entsprechend die Nutzung weltweit reguliert.
• Demokratie und Subsidiarität gelten weltweit statt Plutokratie und Phobokratie. Gute Holarchien gestalten eine multipolare Welt.
• Subjektivität wird geachtet als unentbehrlicher Gegenpol zur wissenschaftlichen Erforschung der Faktenwelt des Objektiven. Das Relative und das Absolute zu verstehen, zu differenzieren und in Einklang zu bringen ist Lebenskunst & Weisheit.
Dieser Rundbrief erscheint seit mehr als zehn Jahren gratis. Er setzt damit in gewisser Hinsicht meine publizistische Tätigkeit mit der Zeitschrift Connection fort, die ich Ende 2015 als Printmedien eingestellt habe. Damit ich auch weiterhin diese Tätigkeit gut ausführen kann, werden meine kommenden Rundbriefe für Mitglieder werben – für Unterstützer solcher Utopien, wie ich grad eben ein paar aufgezählt habe. Mitgliedschaften sind Abos meines Rundbriefs, die etwas kosten und dafür Bonusmaterial bieten. Mehr dazu im nächsten Rundbrief.
Weitere Texte (und Filme) von mir findet ihr auf zeitpunkt.ch (hier z.B. über Das Unheil von guter Wissenschaft im Falle böser Auftraggeber). Auf kgs-berlin.de über Subjektivität, in der Mai/Juni-Ausgabe dort bald auch über das Radikalsein (d.h. bis zur Wurzel gehen). Weiteres auf transition-tv.ch sowie in meinem Youtube-Kanal, den ihr ebenso wie diesen Rundbrief abonnieren könnt. Dort etwa der Beitrag Wie Narrative entstehen (9 min) und der viel längere (1 h), in dem ich auf die Fragen des Filmemachers Claas Vorhoff spontan antwortete; Was ist ein erfülltes Leben?
Veranstaltungen mit mir
Am 9. bis 11. Mai,, das ist das übernächste Wochenende, bin ich wieder an meinem liebsten Meditations- und Seminarstandort, im Upleven Hotel der Stille. Wieder mit einem Seminar zum Thema: Den roten Faden finden – Reset auf das Wesentliche. Für Menschen, die ihre Orientierung aufs Wesentliche vielleicht verloren haben oder sich an einem Wendepunkt im Leben befinden, z.B. ein Verlust, eine Trennung, wenn die Kinder ausm Haus sind oder der Beginn der Altersfreizeit. Was ist die Grundlinie, die mich durchs Leben führt und mich auch Gegenwind ertragen lässt? Die Umgebung des Upleven ist ideal geeignet für eine Auszeit aus dem Alltag und einen Reset aufs Wesentliche.
Am 31. Mai bin ich wieder mal in der Wilden Rose bei Melle / Osnabrück. Für einen Erzählabend, weil so viele immer mal wieder Geschichten aus meinem Leben hören wollen. Diesmal geht es um die Frage: Nach all den Jahren spiritueller Suche, bist du dort angekommen, wo du hin wolltest? Was ist dein Fazit?
Das nächstes Seminar im BeFree, in dem ich wieder die kurzen Ekstatisch leben-Seminare anleite, ist Tantra an Pfingsten, vom 5. bis 9. Juni.
Ab Ende Juni steht bei uns im Aldruper Jurtengarten die 7 m Ø Veranstaltungsjurte. Zum Sommerbeginn am 20./21. Juni wollen wir dort unser erstes großes Einweihungsfest machen. (Bitte checkt vorher, ob mit dem Aufbau der Jurte alle geklappt habe – oder meldet auch bei mir zum Mithelfen.)
Am Samstag, 5. Juli in ich wieder in der Wilden Rose bei Osnabrück, zum Thema »Mein ekstatischer Alltag«: Liebevoll und uns selbst auf die Schippe nehmend tanzen wir durch den Weltinnenraum. Von 10-13 und 15-18 h. Kosten: 80 €. Wer dort mittagessen will: + 17.50 €. Übernachten im Zelt oder Wohnmobil ist für aus der Ferne Anreisende möglich. Anmeldung über Wolfgang Backhaus, wolfgang.backhaus1@t-online.de, 0170 8185121.
Ein mehrtägiges »Ekstatisch leben«-Seminar gibt es vom 8. bis 10. September bei Peter Kanis in 01665 Klipphausen bei Meißen. Seminarkosten 180 € + U/V. Anmeldung über mich.
Vom 24. bis 26. Oktober gibt es den ebenfalls ekstatischen Workshop »Sei dir selbst ein Witz – Humor als spiritueller Weg«, im Haus Steinstraße 18 in Leipzig. Seminarkosten 180 €. Anmeldung und Details über angierechlin@hotmail.com.
Bei den beiden letzten Seminare können maximal 16 bzw. 14 Tn angenommen werden, meldet euch deshalb besser rechtzeitig an.
Dieses „Wofür ich stehe“ finde ich richtig gut, das unterschreibe ich auch so!
Das würde ich gerne so als Manifest nochmal extra stehen haben wollen – Da sollte die Reise hingehen! Es geht gerade alles extremst in die völlig falsche Richtung, fühlt sich an wie totaler Rückschritt.
Die Menschen sind wohl irgendwie noch nicht soweit.
Bei der wissenschaftlichen Forschung würde ich Gesundheit noch explizit ergänzen, alles andere – Erforschung hilfreiche Technologien u.ä – definieren sich als Unterbereiche von Frieden Liebe, Glück.
Lieber Wolf, bei „bestimmten, immer wieder von Dir angeprangerten Medien, die Europa in einen Krieg mit Russland HINEINLOCKEN könnten“ steige ich diesmal aus. Ich frag mich, wo da Deine wahre „Wut“ schwelt – und ob Du hier selbst nicht nur als „Blinder“ auf andere, von Dir so „gesehene Blinde“ einhaust, aus einer gewissen Verzweiflung und aber auch … heraus? Mal ehrlich also, was ist da los? Und haben G.B. und andere von Dir erwähnte Medien, samt Eisenstein und andere, denn wirklich selbst grundsätzliche, das Übel unserer westlichen schleichenden Lebenzerstörungsweise heilende Ideen und Impulse, die wirklich bei Ihnen selbst anfangen? Mir… Weiterlesen »
Lieber Markus, dein ‚Fauchen‘ schätze ich sehr. Du bist einer der wenigen, die meinen Blog und die anderen Medien, seien sie nun in der Schachtel ‚Qualitätsmedien‘ oder bei den Alternativen zu finden, nicht nur konsumieren. Ein gelegentliches Fauchen finde ich da viel besser als ein Schweigen. Du darfst mir auch gerne ‚die Leviten lesen‘. Ich bin ja nicht der Papst oder ein Ayatollah. Du riskiert dabei halt eine Antwort. Warum ich die sogenannten Qualitätsmedien als im Selbstgratulationsrausch befindlich sehe und sie dabei sogar großenteils nicht als auf eine vernünftige Weise unsere Kultur verteidigend empfinde, sondern als latent kriegslüstern, ähnlich dem… Weiterlesen »
Liebe Inna, danke für dein Feedback! Die Idee mit dem Manifest greife ich gerne auf. Mal sehen, wann ich dazu komme, das weiter auszuarbeiten. Solches Feedback wie das von dir hilft mir dabei. Gesundheit mit reinnehmen in die Liste des zu Erforschenden? Ja, gut, wichtig genug ist es ja. Die bisherige Forschung auf dem Gebiet wird jedoch v.a. vom pharmazeutisch-medizinischen Komplex betrieben. Unter milliardenhohem Aufwand! Viel mehr als etwa dem, was die Friedensforschung kostet. Denn mit der Angst vor dem Tod und den Krankheiten lässt sich gut Geld verdienen. Mit Heilmitteln wie etwa einigen Psychedelika und selbst in Wald und… Weiterlesen »
Lieber Wolf, Danke für Dein Antworten hier. Damit rechne ich ja fest, auch mit der Möglichkeit, dass mir nicht alles schmeckt, was Du mir darin servierst. Die Frage nach Deiner Wut war wohl auch eine Frage – und zarte Annäherung – an meine eigene Wut und Unklarheit. Bzw. vor allem an meine. Die rumort seit Monaten in mir und krieg sie nicht kreativ umgemünzt in STAMM-esdienliches Tun. Da ist Fingerzeig leichter. Du hast ausführlich und mit weiteren Verweisen auf andere kluge Denker geantwortet. Und ich mag die auch alle irgendwie damit „stehenlassen“ und ihren Beitrag zum STAMMeswohl würdigen. Letztlich steckt… Weiterlesen »