Nun ist schon wieder eine Woche vergangen in meinem neuen Leben, und …. alles neu? Nein, erstmal bin ich noch in sehr viel Arbeit verstrickt, insofern also alles wie bisher. Neu ist allerdings das Vorbereiten des Connectionhauses auf die Aufnahme von Flüchtlingsfamilien. Ab Januar sollen hier 16 Flüchtlinge wohnen, Eltern mit ihren Kindern, dann bald 24. Neu ist auch das Entwickeln einer Konzeption dessen, was ich bzw. wir dann aus den übrigen zwei Drittel des Hauses mache/n. Es schwebt mir ein mehr lokal orientiertes Kulturzentrum vor, das mit den Flüchtlingen in Kontakt ist, mit der gerade in Gehweite von uns entstandenen Solawi (Solidarische Landwirtschaft) von Markus Noppenberger und mit dem, was unser Seminarhaus bisher veranstaltet hat, das neben und mit alledem noch einiges wirklich Neues entwickelt.

Die Befreiungswege

Nicht so neu ist meine Beschäftigung mit den Befreiungswegen. Dem entspricht, dass mein sehr kurzer Blogeintrag zu »Transspiritualität« mehr Resonanz erzeugt hat als die anderen. Bis morgen läuft noch der Online-Kongress »Erwache« von den Nestelbergers, der mich zunächst in seiner Art, das Thema zu bewerben so abgestoßen hatte, dass ich gar nicht hineinschauen wollte. Dann habe ich doch hineingeschaut, ein Video zur Hälfte, drei oder vier ungefähr je fünf Minuten, und bin nun sehr angetan von den Möglichkeiten, die solch ein Kongress hat, mit geringem Aufwand viele Menschen zu erreichen. Die Art der Interviews kann man infrage stellen – einige ’Spezialisten’ des Themas in meiner Generation tun das –, aber den Ansatz finde ich erfrischend.

Etappen auf dem Weg

Das Hineinschauen in diese paar Videos hat mich milder gemacht gegenüber einem Dauerthema meiner Schreibe der vergangenen Jahre: den Gefängnissen, die sich die Spiris auf ihrem Weg bauen, der doch ein Weg der Befreiung zu sein beansprucht. Warum greife ich eher die Gefängnisse der Spiris an, ihre Klischees, ihren Jargon, ihre Wiederholungen des immer selben, als die Gefängnisse der Normalos, die doch viel weltbeherrschender sind? Habe ich ‚ein Ding damit‘? Ja, das habe ich. Es fuchst mich ganz besonders, wenn ausgerechnet diejenigen, die doch bereits einige Einsicht gewonnen haben, sich dann als die neuen Pharisäer erweisen. Anscheinend sind auch das Pharisäertum und die Kitschphase Etappen auf dem Weg, ebenso wie die Euphorien bei der Erstentdeckung des Spirituellen.

Körperkult

Die Verlage machen noch immer Kochbücher, Ernährungsbücher und Diätbücher en masse, auch die einst spirituellen Verlage tun das, denn das ist es, was die Massen wollen. Ist Ernährung noch immer die Zubringerautobahn zum Spirituellen? Teils ja, meine ich. Teils aber führt sie zum Körperkult als Religionsersatz. Das greift die Kirchen an, gut so, die zu retten ist ja nicht unser Ziel, aber die Religiosität sollte gerettet werden auch vor denen, die im Kult um Körperform, Gesundheit und Ernährung schon die Erlösung sehen.

Zusammenwachsen

Heute habe ich hier im Dorf ein paar junge Somalis besucht, die bei einem meiner Nachbarn wohnen. Sehr nette Jungs, offenherzig, lernbegierig und scharf auf Frauen, wie alle Jungs in diesem Alter. Einer hat schon eine einheimische Freundin, gut so, das ist die beste Art der Integration. Deutschland wird sich noch sehr verändern durch diese Menschen, und natürlich verändern sich diese Menschen noch viel mehr durch ihr Leben in Deutschland. So direkt, hautnah das Zusammenwachsen unserer planetaren Kultur zu erleben, ja, das ist ein Abenteuer. Das wühlt viel auf, aber es ist gut, dass es passiert. Nach Jahren der Skepsis gegenüber unserer bisher so visionslosen Kanzlerin ist mein Respekt vor ihr in diesen Wochen stark gestiegen.