Im April 1933 schrieb Kurt Tucholsky aus Schweden an seinen Freund Walter Hasenclever: »Dass unsere Welt in Deutschland zu existieren aufgehört hat, brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen. Und daher: Werde ich erst amal das Maul halten. Gegen einen Ozean pfeift man nicht an.«
Seit der Wahl von Trump zum Präsidenten der USA muss ich oft an Tucholsky denken, an sein Schweigen nach 1933 und seinen Freitod in Schweden kurz danach. In einer Welt der Trumps, Erdogans und Orbans, Nigel Farages und Geert Wilders’, in der Marine Le Pen gute Chancen, im Frühjahr die nächste Präsidentin von Frankreich zu werden, gruselt es mich vor der Zukunft. Heute könnte in Österreich Norbert Hofer zum Präsidenten gewählt werden. Selbst wenn er es nicht wird, neigt sich die Stimmung in der Welt gerade nicht dem Frieden und einem guten Umgang miteinander zu. Kann man gegen den Ozean des Rechtspopulismus anpfeifen? Ich tue es, weil ich mir geschworen habe, an einem solchen Punkt wie der, an dem Tucholsky (er ist immer eine Art Vorbild für mich gewesen) damals vor dem so triumphal aufkommenden Faschismus eingeknickt ist, nie aufzugeben. Klar ist wie Welt heute anders und der heutige Faschismus trägt andere Gewänder, aber die politische Situation gibt zur Zeit nicht viel Anlass zur Hoffnung.
Rückschritte nach rechts
Wer nun einwendet, Trump würde wenigstens etwas verändern, mit Hillary wäre es Business as usual gewesen, in einer abgekackten Welt, sage ich: Mit Trump wird es schlimmer. Trump ist noch unehrlicher und egoistischer als Hillary und das mit ihr verbündete Ancien régime. Er ist eine Provokation, aber keine gute. Er hat seine Wahl durch die Wutbürger Amerikas gewonnen, die das Establishment von Washington und den oberen zehn Tausend hassen, aber er wird noch weniger demokratisch regieren als Hillarys obere zehn Tausend. Er ist ein Verächter der Nichtchristen, Nichtweißen, Ausländer und fast aller Randgruppen, von Frauen und von allen, die anders sind als das weiße von sich selbst und der eigenen Größe erfüllte Amerika. Mit Trump soll es weniger Kriege geben als bisher, weil er sich mit Putin so gut versteht? Dass ich nicht lache …
Dabei verstehe ich, dass meine syrischen Freunde sich über Trump gefreut haben. Und jetzt freuen sie sich, dass Assad Aleppo eingenommen hat. Sie hassen Saudi-Arabien, das den IS unterstützt und von Deutschland Waffen bekommt. Verständlich. Die alte Welt ist unerträglich geworden, aber mit den Rechtspopulisten wird es noch schlimmer.
Wutbürger aller Länder …
Und noch ein Wort zum Thema Medienmanipulation und Verschwörungen: Die da meinen »das System« (der neoliberalen Weltherrschaft) durchschaut zu haben, sind mehrheitlich noch größeren, raffinierteren und von einer heilsamen Selbsterkenntnis noch weiter entfernten Manipulatoren auf den Leim gegangen.
Ich erwarte nicht, dass der Erfolg des Rechtspopulismus nun endlich die guten Kräfte aus ihrer Lethargie befreit. Ich glaube andererseits auch nicht, dass er zum Terminator des weltbeherrschenden neoliberalen Geschäftsmodells wird – im Gegenteil, die im Rechtspopulismus vereinigten »Wutbürger aller Länder« werden es noch schlimmer machen. Wir brauchen in der Politik kein sensationsgeiles Gepöbel, sondern eine intelligente Antwort auf die Naturzerstörung und Menschenverachtung des herrschenden Weltwirtschafts- und Finanzsystems.
Damit beschäftigt sich das Buch How soon is now von Daniel Pinchbeck, das ich gerade übersetze. Es gibt eine kluge, radikale und praktikable Antwort auf die Probleme der Welt. Die werden dort zunächst schonungslos und einsichtsvoll beschrieben, dann gibt Pinchbeck eine Anleitung, was wir tun können. Darüber bald mehr.
Das Monster Bürokratie
Im Connectionhaus ist es zur Zeit erfreulich ruhig. Meine ausländischen Mitbewohner sind fast alle in Integrationsmaßnahmen und Sprachkursen oder haben einen Ausbildungsplatz. Die Probleme vor Ort sind immer noch dieselben: Es fehlt eine gute Busverbindung nach Neumarkt und Mühldorf, die fehlt aber nicht nur den Flüchtlingen, sondern auch anderen Dorfbewohnern. Und über das Monster Bürokratie wollte ich schon längst mal ausführlich schreiben, hier immerhin jetzt mal ein kleiner Hinweis auf einen Artikel in unserer Lokalzeitung, dem Neumarkter Anzeiger. Josef Enzinger vom Mühldorfer Anzeiger hatte mich besucht und eine Stunde lang ausgefragt über die Probleme, die wir ehrenamtlichen Helfer hier vor Ort haben, speziell im Umgang mit den Behörden.
Meditation und Wissenschaft
Am 25./26. November war ich auf der Konferenz »Meditation und Wissenschaft« in Berlin. Trotz hoher Eintrittspreise (über 449 € für anderthalb Tage) war sie schon lange vorab voll ausgebucht. Sie widmete sich der wissenschaftlichen Bearbeitung der uralten spirituellen Praxis der Meditation, dieses Mal mit Schwerpunkt auf MBSR (mindfullness based stress reduction). Diese Art der Anwendung der Kernidee von Buddhas Achtsamkeit (auf Pali: sati) wurde von John Kabat Zinn vor mehr als 35 Jahren begründet. Sie erlangte weltweit großen Erfolg vor allem wegen ihres wissenschaftlichen, ‚religionsfreien‘ Ansatzes und trug wesentlich zum Boom des Begriffs ‚Achtsamkeit‘ bei, der inzwischen auch für alles verwendet wird, was irgendwer irgenwie optimieren will. Auch mit diesen ‚Missbräuchen‘ befasste sich die Konferenz, teils wenig überzeugend (die Podiumsdiskussion hierzu), teils überzeugend (Kabat-Zinn). Das Highlight der Konferenz war der Auftritt von John Kabat Zinn per Videoeinspielung, seine Präsenz, Einfachheit und Menschenliebe hinterließ den ganzen Saal in einer Glückstrance. Zweitens auch Tania Singer vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig mit den Ergebnissen ihrer Empathieforschung. Sie führte anhand der Wirkung auf eine Gruppe von Depressiven sehr genau aus, dass fokussierte Aufmerksamkeit auf irgendein Objekt (z.B. den Atem) ganz andere Ergebnisse bringt als etwa die Metta-Meditation, die das Mitgefühl für alle empfindenen Wesen übt.
Termine
Für den 11. 1. habe ich nun meinen La Palma Flug gebucht. Endlich mal wieder auf dieser schönen, wasserreichen Insel der Kanaren! Ich habe sie schon sehr vermisst. Mein Plan ist, bis Anfang April dort zu bleiben. Gleich nach dem Rückflug am 7.-9. April bin ich auf der Become Love in Berlin, dann auf dem Osterfestival des Befree Instituts auf Gut Frohberg bei Meißen. Viele weitere Termine für 2017 stehen schon fest, mehr dazu demnächst.
Aber jetzt erstmal muss ich das Buch von Daniel Pinchbeck fertig übersetzen – die Weltrettung hat Priorität, denn es ist fünf vor zwölf, wir werden auf dem Deck der Titanic vielleicht nicht mehr lange weitertanzen können.
Vom 28. Dezember bis 2. Januar bin ich wieder auf Gut Frohberg, auf dem Silvester-Festival des BeFree Instituts, wie schon die letzten Male sowohl als Mitgestalter wie auch als Teilnehmer.
Feierabend
Weil der Anfang meines Rundbriefs so düster war, hier der Link auf einen Klassiker, den viele schon kennen und mögen: Der (3:40 min) Kurzfilm von Loriot zeigt die Schwierigkeiten in einem Ehealltag meditativ zu sein.
Mit herzlichem Gruß
Wolf
Lieber Sugata, danke für Deinen Rundbrief. Ja, wie pfeift man gegen einen Ozean an? Diese Frage beschäftigt auch mich schon eine Weile, ich würde es nur anders formulieren. Mich treibt seit einiger Zeit nämlich die Frage um, inwieweit es Parallelen gibt zwischen dem Bewusstseinszustand der Deutschen unter Hitler und unserem heutigen weltweiten, globalisierten. Klingt absurd? Vielleicht weniger, wenn ich mich frage, ob die große Mehrheit der Leute sich damals unter Hitler und seinem »Deutschland erwache!«-Programm ähnlich ermächtigt gefühlt haben mögen wie wir uns heute mit Facebook, Google oder Apple, um nur ein paar der großen Akteure und Schrittmacher zu nennen.… Weiterlesen »
Lieber Wolf Schneider! Danke für Deine Kommentare. Wie immer kann ich sie voll inhaltlich teilen. Immer wieder frage ich mich natürlich, für wen schreiben wir diese Rundbriefe, Artikel, Postings, Essays, Bücher? Doch nur für all jene, die sowieso unserer Meinung sind. Das so genannte rechte Lager erreichen wir nicht, weil es eben genau das ist: ein Lager, ein selbst gebautes Denk-Gettho mit selbst gebauten Stacheldrahtmauern drum herum. Ein „linkes Lager“ gibt es nicht, soll es auch nicht geben, weil weltoffenen Menschen Lagerdenken fern ist. Was also tun um angsbesetzte, gepanzerte, rechte Parolen nachplappernde Menschen zu erreichen? Sich an Stammtische setzen?… Weiterlesen »
Lieber Wolf, 30 Jahre war ich Connection-Abonnent und nun schreibe ich zum ersten Mal einen Kommentar auf deinen Rundbrief. Nun, worum geht es? Vielleicht werde ich das Buch von diesem Pinchbeck sogar lesen, um es dann frustriert aus der Hand zu legen und genau zu wissen, dass kein Buch der Welt irgendetwas an den Umständen auf dieser Welt ändern wird. Und deshalb geht mir dieses intellektuelle Gejammere über Trump und die ganzen europäischen Rechtspopulisten total auf den Geist. Du sagst, mit Trump wird es schlimmer, mit der AfD wird es schlimmer werden, Hofer hats nicht geschafft, mit LePen usw. wird… Weiterlesen »
Lieber Wolf,
immer wieder schön, deine Kommentare zu lesen. Selbst auf meiner einsamen Scholle ist es eine Herausforderung angesichts der grossen, gruseligen Weltpolitik die Ruhe zu bewahren. In meinen Gruppen ist es auch mehr und mehr Thema. Meine Gedanken dazu: Ich glaube, dass Gute überwiegt, das Böse ist nur so verdammt gut organisiert.
Hier meine Empfehlung: Lass uns das Gute besser organisieren und fairnetzten. Ich hirne die ganze Zeit: WIE?! Vielleicht hirnst du und einige andere ja mit?
Draussen scheint die Sonne und taucht die Landschaft in zauberhafte Farben,
Einen hellbunten Gruß zu dir
Pea
Hallo Norbert, danke, dass du das schreibst! Du hast Recht: Das Gejammere hilft nichts. Aber wenn du da forderst „Wir müssen die Macht des Geldes brechen“ usw. dann braucht es ja genau das: Einsicht, Verständnis und dann einen Actionplan. Damit beschäftigt sich Pinchbeck (und auch ich und viele andere). Das wird immer ein dialogischer Prozess bleiben, ein Umhertasten mit Versuch und Irrtum, weiterhin und ohne Ende. „Jemand an relevanter Stelle, der das in die Tat umsetzt“, das ist ja fast ein Ruf nach einem (guten) Diktator. Das halte ich für gefährlich. Im übrigen bin ich nicht unglücklich. Ich bin zwar… Weiterlesen »
Liebe Pea, ai, danke, schön, dich zu hören! Du hast Recht: Das Gute überwiegt, das Böse ist nur so verdammt gut organisiert. Außerdem sind die Intelligenten meist voller Selbstzweifel, die Dummen hingegen tendenziell eher von sich überzeugt, vielleicht fällt es ihnen deshalb leichter sich zu organisieren. Das heißt, wir müssen da mal ein bisschen springen, wir Uns-selbst-in-Frage-Steller, und uns besser organisieren. Die Selbstzweifel nicht fallenlassen, die sind wertvoll, aber trotzdem zur Aktion schreiten. Machen, was wir können, so gut es eben geht. Und nicht nur »auf dem Deck der Titanic ein bisschen die Stühle zurecht rücken«, wie Pinchbeck gerade schrieb.… Weiterlesen »
Hallo lieber Wolf, es gibt durchaus Grund zur Hoffnung auf eine bessere Welt. Sieh Dir den Film „Die Revolution der Selbstlosen“ an: https://achtsame-lebenskunst.de/2016/02/29/aktueller-tipp-die-revolution-der-selbstlosen/ Frau Singer ist darin ebenfalls zu sehen. Die Umstrukturierung unserer Gesellschaft kann m.E. nur von unten her erfolgen, d.h. durch kluge Edukation der nachfolgenden Generation in Sachen Achtsamkeit, Meditation und Yoga. Und da tut sich sogar beim „großen Bruder über’m Teich“ schon etwas. Ich glaube, dass wir so langfristig auf zwei Industriezweige ganz verzichten könnten. Auf den der Psychiatrie und auf den der Psychopharmakotherapie. Im folgenden Blog habe ich dazu einen (dritten) Kommentar verfasst, doch seit einer… Weiterlesen »
Liebe Anja, danke für deine Hinweise! Sowohl auf den Film – es gibt auf Arte immer wieder sehr Gutes zu sehen – wie auch auf das Thema Psychiatrie, Therapie, Depression, Fettleibigkeit. Und ein Einwand in Sachen Edukation (Erziehung & Bildung): Es kommt dabei ja darauf an ZU WAS man Menschen erzieht. Jede Erziehung ist auch eine Gehirnwäsche, die so Erzogenen können danach unglücklicher sein und ihrer Umgebung mehr schaden als vorher, als Unerzogene. Es kommt auf die Inhalte an und auf den Charakter und die Lebenshaltung der Lehrer, der Content-Anbieter, auf den Geist der Bildung. Und wer entscheidet den? Das ist eine… Weiterlesen »
Ja genau! Auf die Geisteshaltung der Lehrenden kommt es an. Lehrer sind Vorbilder und Identifikationsfiguren. Und wenn man Lehrer und Lehrerinnen die wohltuende Wirkung von Achtsamkeit, Meditation und Yoga erfahren lässt, können sie dies weitergeben an ihre Schüler. So entsteht eine Grundlage für Herzensbildung. Ich zitiere Johann Heinrich Pestalozzi: „Das Wesen der Menschlichkeit entfaltet sich nur in der Ruhe. Ohne sie verliert die Liebe alle Kraft ihrer Wahrheit und ihres Segens.“ Wer im Herzen gut ausgebildet ist, wird sich leicht tun, in der virtuellen Welt entscheiden zu lernen, was der Menschlichkeit dient und was ihr zuwider läuft. Richard Stiegler widmet… Weiterlesen »
Wolf, einen hab‘ ich noch… 😉 .
Bringt den Völkern in Afrika bitte endlich das Meditieren bei!
Früher oder später werden sie dadurch so viel Mitgefühl für sich selbst und andere entwickeln, dass ihnen klar wird, dass es Wahnsinn ist, Kinder in die Welt zu setzen.
Das Problem der Flüchtlinge wäre auf diese Weise gelöst.
Hab‘ ich mich jetzt disqualifiziert?
Und wenn schon, damit kann ich leben.
Keep smiling, Anja
Ja, was tun gegen rechten Populismus, Neoliberalismus, Rassismus, Diskriminierung, Hass, usw.? Mein Vorschlag: Zeugnis ablegen! (So hat sich das Christentum gegen alle Anfeindungen im Römischen Reich schließlich durchgesetzt.) Wie meine ich das? Jeder, der guten Willens ist, sollte sich noch einmal die Geschichte des 20. Jhs. vor Augen halten. Daraus geht eindeutig hervor, dass Nationalismus, Rassismus und Faschismus niemals Probleme lösen, sondern in den Krieg führen. Und daran sollten wir bei jeder sich bietenden Gelegenheit erinnern. Und dann sollten wir im Grundgesetz lesen: Die Würde des Menschen. Verbot von Diskriminierung. Pluralismus. Eigentum soll zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen. Gleichberechtigung.… Weiterlesen »
Hallo Wolf, jetzt habe ich eine Nacht darüber geschlafen, und der Gedanke lässt mir keine Ruhe. Welcher Gedanke? Dass wir tatsächlich das Leben auf dem Planeten Erde und damit für uns alle ein bisschen besser machen könnten. Bitte denke einmal ernsthaft darüber nach. „Buddhistische Ethik“ als Schulfach – und die Welt sähe anders aus. Im Mai 2014 habe ich dazu schon einmal etwas geschrieben: https://www.claudia-klinger.de/digidiary/2014/05/03/ich-will-doch-nur-ein-besserer-mensch-sein/#comment-51313 Seit der Veranstaltung „Meditation im Hochschulkontext“ – das Münchner Modell – weiss ich, dass es bereits Menschen gibt, die daran arbeiten, (zukünftige) Lehrer mit Meditation vertraut zu machen. Doch glaube ich, dass das allein nicht… Weiterlesen »
Danke, Barbara! Ja, Zeugnis ablegen, das ist ein gutes Prinzip. Zivilcourage. Und auch der Zweckoptimismus. Nicht die Augen verschließen vor den Gefahren, aber sich dadurch auch nicht zum Zyniker oder Pessimisten machen lassen.
Grüße
Wolf
Lieber Wolf, tut mir Leid, die politische Lage sehe ich erheblich anders als du sie beschreibst. Teile der Eliten befürworten die schier grenzenlose Zuwanderung von Islamanhängern. Was das für Folgen haben kann, zeigen 1400 Jahre Geschichte. Schau nur mal als Beispiel: Die Ahmadiyya-Anhänger bauen reihenweise Moscheen mit meist aktiver Unterstützung der lokalen linksgrünen und Unionspolitiker. Es gibt Ansagen, wo die lang wollen. Der Gründer sagte: „Ich bin gekommen, das Kreuz zu brechen. Das Schwein zu vernichten.“ Oder der 4. Kalif der Ahmadiyya: „Beim ersten Aufstieg des Islam war der Untergang der christlichen Völker nicht endgültig, aber sein Wiederaufstieg in unserer… Weiterlesen »
Lieber Jürgen, auch ich empfinde den fanatischen Islam als eine Gefahr, das empfinde ich in ähnlicher Weise wie der in Deutschland lebende Islamwissenschaftler Hamed Abdel Samaad. Dass der Islam nun Europa übernehmen wird, halte ich allerdings für eine Angstfantasie, die von einigen politischen Kräften geschürt wird. Wir sollten uns dabei außerdem nicht auf nur eine Art von (politischer oder religiöser) gewaltbereiter Rechthaberei einschießen und dabei auch nicht die Bedeutung von Aktion und Reaktion vernachlässigen. Zunächst mal sind die USA die bei weitem stärkste Militärmacht der Erde und damit jahrzehntelang sehr aggressiv und rücksichtslos vorgegangen. Die heutigen ‚Terroristen‘ sind großenteils von… Weiterlesen »
Liebe Anja,
danke für deine vielen guten Ideen zum Thema Bildung! Ich würde allerdings nicht „Buddhistische Ethik“, als Schulfach einführen wollen, sondern etwas Transreligiöses. Entweder nur Ethik, aber dann wirklich transkulturell ausgeführt, oder etwas, das auch Meditation enthält. Ethik, Meditation, Yoga, Geistestraining, Schulung der Achtsamkeit, Sprachbewusstsein (wie sehr die innerlich und äußerlich gesprochenen Worte uns ins ‚Verstehtracen‘ versetzen), sowas von der Art. Auf jedenfalls sollten wir KEINERLEI religiöse oder politische Lagermentalität fördern auf den staatlichen Schulen, sowas sollte es dort nicht geben dürfen. Nicht christlich, nicht islamisch und auch nicht buddhistisch.
Liebe Grüße
Wolf
Wolf, es sind nicht“ viele gute Ideen“, es ist eine. Eine ganz konkrete. Dass ich in diesem Fall „Buddhistische Ethik“ als Namen für das Fach vorgeschlagen habe, liegt allein daran, dass der Buddhismus keine Religion im eigentlichen Sinn darstellt, sondern eine Philosophie. Der Buddhismus ist Geistes-Schulung. Und damit der Inbegriff von Achtsamkeit. Es wundert mich, dass Du das in all den Jahren Deiner Beschäftigung mit dem Thema nicht verinnerlicht hast. Hast Du eigentlich schon einmal etwas von „Raja-Yoga“ gehört? Wir können das Fach auch „Raja-Yoga“ nennen. Damit wäre alles gesagt. Wenn dann noch ein bisschen Hatha-Yoga dazukommt, umso besser. Früher… Weiterlesen »
Liebe Anja, klar weiß ich dass der Buddhismus keine Religion zu sein beansprucht. Aber er wird von den meisten Menschen hierzulande als solche wahrgenommen, und als ‚einheimischer Volksbuddhismus‘ (z.B. in Sri Lanka, aber nicht nur dort) hat er mit seinem Glauben und seinen magischen Ritualen tatsächlich Eigenschaften von Religionen. Die meisten Menschen haben vergessen, dass ‚katholisch‘ übersetzt ‚allumfassend‘ bedeutet. Der Katholizismus, vielleicht gilt das im Ursprung alle Religionen, haben ja nicht beansprucht einen Lagermentalität zu erschaffen, sondern wollten allumfassende Welt- und Selbsterkenntnis sein. Auch ‚Raja-Yoga‘ würde ich für unsere Kultur nicht als Name für ein solches Fach hernehmen. Es zählt… Weiterlesen »
Lieber Wolf, ich habe hier vor allem die Kommentare gelesen. So ein Text hat ja immer seinen Fortgang in den Komemntaren und man bezieht sich besser auf diese. Connection hatte zigtausend Leser. Wo sind die eigentlich? Hier könnten Sie sich zeigen – und aktiv „mitmachen“, anstatt nur Leser (von Heften) zu sein. Wieso ist das so? Wieso diese Abstinenz? Was Barbara andeutete, im Alltag tätig zu sein, das versuche ich neuerdings wieder zu praktizieren. Vielleicht weil das Leben als „Atom “ ruppiger geworden ist im Kreis der Molekularbewegungen. Was mich dahin (ab) führt, daß ja der Atomgedanke, eine glänzende Idee… Weiterlesen »
Hallo Gerhard, du treuer Leser und Schreiber, dir MUSS ich ja antworten (hahaha) …. wenigstens kurz, denn bis nächste Woche bin ich noch unter Hochdruck an der Übersetzung des Weltrettungsbuchs von Daniel Pinchbeck dran. Zunächst mal zur Resonanz: Connection hatte circa 3.000 Abonnenten. Die Faustregel der Zeitschriftenbranche ist, dass man pro Tausend Abonnenten einen Leserbrief bekommt. Connection bekam circa doppelt so viele pro Ausgabe (nicht immer, aber meistens, und manchmal war es auch nur Geblöke), was bedeutet: Die Leserschaft war hoch engagiert. Wenn nun auf den monatlichen Newsletter auf connection.de sechs Kommentare kommen, würde ich als das ähnlich hoch bewerten.… Weiterlesen »
Was an meinem Verhalten ist suboptimal? 🙂 Dass ich nicht meditiere? Das kann es wohl nicht sein.
Woher du diese Sichtweise auf mich hast, ist mir sehr undeutlich 🙂
Ah jetzt weiss ich es. Es geht um das Verhältnis der stimmen im Netz.
Ich beobachte seit einigen jahren blogger, die “ an der Front“ sich argumentierend abarbeiten und ihre Sichtweise absolut nicht rüberbringen können. Das scheint teilweise so zu sein, wie Wasser in einem einer mit loch zu schützen. Da du kein rund-um-die-uhr-blogger bist und nicht die orte im Netz aufsuchst, wo du mit deiner Sichtweise kämpfend antrittst, Weisst du vermutlich nicht von solchen Anstrengungen
Sorry, dass ich das gesagt habe. Wo ich eh grad keine Zeit habe und erst später was dazu sagen will. Ich meinte den ökologischen Fußabdruck deines Lebens (und das gilt ja so ähnlich für die meisten von uns) und die soziale Passivität (auch das gilt für die meisten von uns). Ich werde hierzu noch mehr ‚in den Ring‘ steigen und genauer sein – aber nicht jetzt. Ich hab bis Montag ein Buch abzugeben.
Lieber Wolf, danke für deine aufmunternden Worte, nicht einzuknicken. Meiner Natur nach würde ich mich lieber so verhalten wie Kurt Tucholsky. Ich habe (vor dem 4.12.) auch schon Auswanderungsseiten im Internet besucht und überlegt, ob Kanada (ist mir zu kalt) oder Neuseeland besser wären. Wir Österreicher haben die hasserfüllten FPÖler zurückgewiesen. 2/3 der Van der Bellen-Wähler haben ihn gewählt, um Hofer zu verhindern. Und wir haben gezeigt, dass wir, die dem Humanismus und der Menschlichkeit Verpflichteten, etwas tun können, wenn wir zusammenstehen. Eine Person würde ich deiner Liste hinzufügen wollen: Boris Johnson, den Falstaff unter der Brexitern, der nun vom… Weiterlesen »
Hallo Gerhard, das Ergebnis in Österreich stimmt mit nicht wirklich optimistisch. Dazu war es zu knapp, auch wenn man von Glück sagen kann, dass van der Bellen gewonnen hat. Aber nur mit ungefähr vier Prozent Vorsprung, soweit ich mich erinnere. Und du hast Recht: Auch Boris Johnson kann man dazu zählen, als einen ‚postfaktischen‘ Politiker, der ziemlich gewissenlos mit der Macht umgegangen ist und sich einen Spaß gemacht hat aus seiner Popularität. Als er dann, als Frontfigur der Brexitbewegung, gewählt worden war, kniff er, weil er ja weiß, wie schlimm der Brexit für Großbritannien ist. Genau das: Wir müssen verstehen,… Weiterlesen »
Hallo Wolf, mir bleibt immer die Spucke weg wegen deiner Ablehnung der Welt, wie sie ist, Kapitalismus und Demokratie und Sozialstaat und, na gut, ein bischen Umweltzerstörung und laute gute Leute, die sich den Rassismus verkneifen. diese Ablehnung geht dir arg leicht von der Hand. Dir fällt es auffallend leicht, es besser zu wissen. Das ist eine Weltverneinung, die sofort aus der Kurve kippt, sobald Neonationalismen auftauchen und einige der (hoffentlich) früher guten Leute sich den Rassismus nicht mehr verkneifen. Dann merkt man: der Wolf, der alte 68er, der macht sich das mit der Gesellschaftskritik ein bischen leicht. Denn wir… Weiterlesen »
Lieber Kai, wie gut, dass hier auch mal ‚einer von der anderen Seite‘ das Wort ergreift. Ist doch gut so, dass wir wenigstens hier in diesem Blog, nicht so ganz in einer Filterblase (oder Echokammer) leben. In der ich auch sonst nicht lebe, aber das Internet hat ja die Tendenz, die dort Kommunizierenden sich in Filterblasen der Selbstbestätigung kuscheln zu lassen. Damit meine Antwort nicht zu lang wird, gehe ich hier nur auf ein paar Punkte deines Kommentars ein. Du beginnst deine Kritik mit meiner »Ablehnung der Welt, wie sie ist, Kapitalismus und Demokratie und Sozialstaat«, das klingt grad so,… Weiterlesen »
Der ökologische Fußabdruck: Der ist bei mir besser als der Durchschnitt. Meiner wird deinem ziemlich gleichen: Ich ernähre mich vegeatrisch, fliege einmal im Jahr und bin letztes Jahr weitgehend mit dem Bus zur Arbeit. Ich gehe ab und an zu Fuss einkaufen. Meine Wohnsituation kann ich mit deiner schwer vergleichen. Die war zumindest auf deiner Seite lange zeit deutlich geräumiger – was bleibt also?
Und süffisant zu sagen: Dass du schreibst, ist ja schon mal ein Anfang… ok, wenn du so eine Spitze abgeben magst?!
Mir tut das nicht viel. Ich weiß, ich bin hier an einem guten Platz.
Vor 12 Jahren kam ich zu dir über eine Google-anfrage: „was ist wesentlich (in einem Leben)“
Hallo Gerhard, ich weiß leider nicht mehr, worauf du dich in diesem Post beziehst. Es klingt ein bisschen verletzt, so als hätte ich dich auf eine Weise angesprochen, die dich verwundet hat. Habe ich das? Ich finde es nicht gut, einander moralisch zu vergleichen, wer von uns der größere oder der kleinere Sünder ist. Auf jeden Fall will ich mich nicht als einen Menschen darstellen, der heiliger oder ökologischer ist als andere. Ich will nur sagen (ich glaube, danach hattest du gefragt), was wir denn tun können. Da gibt es einiges. Das kann (und wird und muss) auch zu Änderungen… Weiterlesen »
[…] Wie pfeift man gegen einen Ozean an? fragt Wolf Schneider im Connection-Rundbrief 149. Mit interessanter Kommentardiskussion zur Lage. Konstruktive Vorschläge für den Umgang mit Hatespeech und Fakenachrichten hat Christa Goede. […]
Ja so ist das mit schriftlichen Dialogen. Man will für eine Haltung und ein Tun werben und dann kommt es als Bashing rüber.
Was ich schrieb und dich „beleidigte“, waren Hinweise auf die grundagressive Haltung des Menschen. Ich sagte, es sei bisher noch nie gelungen, den Menschen „rundum“ zu zivilisieren. Die berühmte Firnis.
Ich sagte dabei jedoch nicht, dass sich Engagement nicht lohnen könne.
Ich selbst tue dies im Kleinen. Vor allem informiere ich mich deutlich mehr. Das Desinteresse und die Ignoranz sind weg.
Lieben Gruß
Lieber Sugata, vielen Dank für Deinen tollen Blog, welchen ich – so wie auch die Connection früher – sporadisch immer mal wieder gerne lese. Da ich noch nie hier mitdiskutiert habe, möchte ich mal vorwegschicken, dass mich Deine einfühlsame Arbeit mit den bei Dir/Euch wohnenden Flüchtlingen sehr positiv beeindruckt und berührt hat. Deine Form des sensiblen Umgangs mit Flüchtlingen hat mir einerseits gezeigt, wie das Zusammenleben mit Flüchtlingen gelingen kann und andererseits warum es in der praktizierten Form der normalen, ‚ghettohaften‘ Massenunter-bringung im überwiegenden Fall nicht oder nur sehr mangelhaft gelingen kann. Positiv finde ich auch, dass Du auch andere,… Weiterlesen »
Lieber Jalaal, danke für deinen ausführlichen Beitrag, dem ich sehr weitgehend zustimme. Kleiner Einwand am Ende: Ich bin kein Apokalyptiker und glaube, dass wir mit unseren, von Persönlichkeitsanteilen gesteuerten apokalyptischen Anteilen sehr bewusst umgehen müssen, da sie unsere Weltsicht beeinträchtigen können in Richtung auf eine Dramatisierung der Fakten. Ich habe gerade heute einen ‚vierhändigen Chat‘ hierüber mit Martin Frischknecht von der Schweizer Zeitschrift SPUREN geführt, der dort in den nächsten Tagen veröffentlicht wird. Und zu der von dir zitierten Kernaussage aus dem Buch von Glenda Green: Diese Wir-Sind-Mantren haben schon was, das bestreite ich nicht. Sie erinnern uns an die… Weiterlesen »
Lieber Wolf, vielen Dank für Deine schnelle und ausführliche Antwort. Das was Du einwendest, sehe ich im wesentlichen genauso und als weiterführende Aspekte dieser vielschichtigen Thematik. Ja die Apokalyptik und biblische Prophetie halte ich auch für ein sehr zweischneidiges Schwert, dem man zurecht sehr skeptisch gegenüberstehen kann. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sie für ‚die dunklen Mächte‘ (Stichwort Schattenregierung) in gewisser Hinsicht scheinbar auch als ‚Drehbuch‘ dient und insofern auch als ’self fullfilling prophecy‘ gesehen werden kann. Insofern spiegelt die Bibel und die Prophetie die Spaltung bzw. das Ringen unseres menschlichen Geistes in/um Gut und Böse / Gott und Teufel… Weiterlesen »