Eine außerirdische Begegnung         Kinostart: 22.9.2016

Ob es da draußen im All intelligentes Leben gibt, wissen wir nicht. Einerseits ist es wahrscheinlich, bei der schier unermesslichen Zahl an Planeten, auf denen Bedingungen herrschen, die denen auf der Erde ähnlich sind, andererseits ist ein Nachweis nicht erbracht und ein gegenseitiger Besuch angesichts der Distanzen von Tausenden von Lichtjahren kaum zu erwarten.

Doch die menschliche Phantasie wünscht sich die Existenz von Aliens, versucht, ihnen etwas über uns und unsere Errungenschaften mitzuteilen – in den Voyager-Aufzeichnungen – und lauscht mit Riesenteleskopen in den Weltraum auf der Suche nach Beachtung.

Nun hat der dänische Konzeptkünstler und Regisseur Michael Madsen einen kühnen Film gedreht, in einem Genre, das es eigentlich nicht gibt: eine Dokumentation über ein Ereignis, das nicht stattgefunden hat, eben den Besuch einer außerirdischen Delegation. Deren Platz wird von der Kamera eingenommen, und hochrangige Wissenschaftler, Militärs, Weltraumexperten, Politiker und UNO-Vertreter überlegen allen Ernstes, wie sich das wohl anfühlt, was sie sagen und fragen wollen.

Das hat etwas ziemlich Naives. Als ob ein Kind sich vorstellt, dem Weihnachtsmann leibhaftig zu begegnen. Unterhalten würde man sich natürlich auf Englisch, dessen die quer durch den Weltraum Gereisten mächtig wären. Man muss sich wundern, dass die irdischen Kapazitäten, die ja nicht auf der Brennsuppe daher geschwommen sind, bei so etwas mitmachen. Michael Madsen muss auch ein Überzeugungskünstler sein.

Tatsächlich erfahren wir in dem Film – wie zu erwarten – nichts über Außerirdische, denn die sind unvorstellbar, aber einiges über die Denkweise der Interview-Partner und der Menschen allgemein. Schon die bloße Annahme, es gäbe nicht menschliche intelligente Wesen, also jemanden, der weder Gott noch Tier ist, sondern uns völlig fremd, aber auf gleicher Augenhöhe begegnet, stellt unser So-Sein in Frage und beleuchtet bestenfalls die toten Winkel unserer (westlichen) Selbstwahrnehmung.

Wenn es total andere Welten und Wesen gibt, warum sind wir dann so wie wir sind? Was würde ein außerirdischer Beobachter an der Menschheit insgesamt bemerkenswert finden? Die Art des Lebens, die sich auf der Erde durchgesetzt hat, muss nicht die einzig mögliche sein. Verunsichert uns das? Sind das irdische Leben und schließlich der Mensch in einem gleichgültigen Universum zufällig dank entsprechender chemischer Umstände entstanden? Wir müssten uns von unserem Selbstbild als Krone der Schöpfung oder Ebenbilder Gottes verabschieden..

Aufschlussreich und geradezu rührend ist es, wie die Experten sich angesichts der möglichen Alien-Begegnung an ihr Fachgebiet klammern: Der Theologe und Ethikberater der französischen Raumfahrtagentur will wissen, ob der Besucher vom fremden Planeten zwischen Gut und Böse unterscheiden kann. Ein britischer Militär- und Öffentlichkeitsberater sorgt sich um die innere Sicherheit, falls die Menschen nicht durch geeignete Informationen beruhigt werden. Ein ehemaliger Admiral macht sich Gedanken über die Gründe der Landung und mögliche feindliche Absichten. Der Jurist, Experte für Weltraumrecht und Metarecht möchte einen Vertrag schließen, ungefähr mit dem Inhalt: Tu uns nichts, dann tun wir dir auch nichts. Schutzanzüge werden vorgeführt. Ob das alles möglich und nützlich wäre?

Eine ehemalige Regierungssprecherin des Vereinigten Königreiches erkennt: „Wir können mit dem Unbekannten nicht umgehen. Wir müssen verstehen. So sind wir. So funktionieren wir.“

Aber man wird ja mal ein bisschen ins Blaue spekulieren dürfen. Was wäre wenn? Die Frage ist menschlich, überflüssig, aber reizvoll.