Ich komme gerade vom Erleuchtungskongress in Berlin. Auf dem Hinweg zu diesem Event hatten mich diverse Gratulationen, toi-toi-toi, aber auch Spott begleitet. Nun, wie war es dort?

Aufnahme in Paradoxistan

Zunächst mal das, vor allem an die Spötter: Den Humor der dort Versammelten solltet ihr nicht unterschätzen. Es ist ja heutzutage fast schon üblich, Menschen nach ihrer Humorfähigkeit zu beurteilen und dann oft andere (immer die anderen) als darin defizitär zu beurteilen – vor allem religiöse und spirituell bewegte Menschen mit ihren sprichwörtlichen heiligen Kühen werden gerne der Humorlosigkeit geziehen. Was ja leider oft auch stimmt.

Nach dem vergangenen Wochenende würde ich sagen: Advaita und Humor passen sehr gut zusammen, und diese Szene hat es in sich. Denen sitzt der Schalk im Nacken. In Mathe habe ich einst gelernt, dass »die Parallelen sich im Unendlichen treffen«. Mysteriös, oder? Aber so ist es auch im Spirituellen, in Paradoxistan – oder Transistan, das Land, in dem wir Flüchtlinge aus Absurdistan um Asyl bitten – das Jemandsein und das Niemandsein, das Ego und die Mystik treffen sich im Unendlichen, in der Stille, in der Meditation. Die gemeinsamen stillen Meditationen dort auf dem Kongress waren für mich ein Einsinken in den Heiligen Raum, wie ich es, zusammen mit anderen Menschen, schon lange nicht mehr erlebt hatte. 

Das Kakao-Ritual

Für Sonntag Nachmittag hatten Ludmilla und Roland, die Veranstalter des Kongresses, mein »Erleuchtungskabarett« nach drei Tagen Kongress als eine Art Abschlussevent positioniert. Ich begann es – frei gesprochen vor still erschüttertem, lachendem oder schmunzelndem Publikum – in etwa mit folgenden Worten:

»Als erstes möchte ich euch einweihen in die höheren Stufen des Advaita Vedanta. Dies ist nun schon das Ende dieses famosen Erleuchtungskongresses, aber einige von euch haben vielleicht auch jetzt noch keine richtige Einweihung erhalten. Viele von euch sind vermutlich im christlichen Kontext aufgewachsen, dort wird die Einweihung als ein Wasserritual vollzogen, das ist die Taufe. Jesus hat Wasser gepredigt und Wein getrunken, das soll uns jetzt aber nicht weiter stören. Bei der Einweihung in die höheren Stufen der Advaita-Lehre werden wir uns nun einer anderen heiligen Substanz zuwenden, dem Kakao. Auch einige moderne Schamanen arbeiten mit dieser Substanz. Ich lade euch ein, die Augen zu schließen, nach innen zu schauen und euch zu fragen, was eure höchsten Werte sind. Wählt drei davon aus. Liebe, Bewusstsein, Erleuchtung, was auch immer. Wählt dann zwei oder drei Personen aus, durch die ihr Weisheit erfahren habt. Das kann euer persönlicher Guru sein oder auch jemand anders, euer Therapeut, Partner, Kind, wer auch immer. Stellt euch nun eine Badewanne voll warmem Kakao vor, circa 37 Grad Celsius, und zieht einen nach dem anderen dieser Werte, aber auch diese Personen durch diesen warmen Kakao. Sie sehen danach alle ein bisschen braun aus, aber das macht nichts. Man kann diese Werte und Personen nun abschlecken, es ist ja fair gehandelter, laktosefreier, biologischer Kakao. Sowohl diese drei Werte wie auch die Personen habt ihr damit spirituell getauft, habt sie eingeweiht in die höheren Stufen des Advaita Vedanta.

Als Bonus für die so Geehrten könnt ihr sie im Rahmen eines Verehrungsrituals dann auch noch auf die Schippe nehmen. Dann sind sie erhöht, sozusagen auf einem Podest, erhoben ‚zur Ehre der Ältäre‘ wie man als Katholik das vielleicht nennen würde. Die erhöhte Position dort obenauf der Schippe erleichtert die Verehrung, während vielleicht noch der Kakao von ihnen abtropft.«

Karmischer Strafvollzug mit Ausgang

Sollte man wirklich ALLE Werte durch den Kakao ziehen dürfen? Geht das nicht zu weit? Aus dem Buddhismus kenne ich den Spruch »If you meet Buddha on the road, kill him!«, der auch zu einem Buchtitel wurde (von Sheldon Kopp: »Triffst du Buddha unterwegs…«). Ich verstehe ihn so: Egal welches gute Konzept, welchen Wert oder welche verehrungswürdige Person du auf deinem Weg triffst, alles das kann zu einem Gefängnis werden. Du wolltest aus deinen alten, weltlichen Gefängnissen fliehen, hast dir nun aber neue, spirituelle Gefängnisse zugelegt, die dich ebenso gefangen halten wie die alten. Deshalb habe ich die »Humorworkshops« erfunden, die ich nun seit einigen Jahren als Kurzform auf diversen Kongressen und Festivals anbiete, und Anfang Oktober endlich auch mal wieder ein ganzes Wochenende lang, im Essentis Hotel in Berlin. In ein, zwei Stunden kann man vielleicht einen Geschmack von der Wirkung des Kakaos bekommen. An einem ganzen Wochenende jedoch kann man sich auch aus enger gezogenen Gefängnissen befreien und erfahren, dass der moderne karmische Strafvollzug kein geschlossener mehr ist, sondern ein offener: An diesem Wochenende kannst du deine alten Weltanschauungen und Begriffsgefängnisse mal verlassen. Und jetzt die gute Nachricht: Wer mal draußen war, wird diese Freiheit nicht mehr missen wollen. Achtung, nun ein Tipp an deinen Freund und Feind, den Kalender: Wer das WE bis zum 15. 9. bucht, bekommt es besonders günstig!

Und für die ganz schnellen, die schon heute Nachmittag den Rundbrief lesen: Heute um 18 h gebe ich mein erstes Facebook-Live-Seminar (gratis, kost’ nix, außer ein paar alten Illusionen) zum Thema Was Humor so alles anrichtgen kann. 

Liebesspiele

Auf dem Befree Herbstfestival vom 28. 9. bis 3. 10. bin ich, wie jedesmal, Anbieter und Teilnehmer zugleich. Ich nehme dort zusammen mit meiner Freundin Pernille teil (danke für die vielen schönen Gratulationen hierzu auf Facebook). Wir machen das als Paar, das heißt, alle Übungen, die man dort zu zweit macht, machen wir miteinander. Diese Festivals sind für Singles ebenso wie für Paare ein gut geeigneter und geschützter Erfahrungsraum. Über die dort angebotenen »Wanderrituale« möchte ich demnächst berichten, sie bieten eine Hinführung zur transpersonalen Erfahrung, dem ‚Absehen von der Person‘ in der Begegnung mit einem Menschen. Auf dem Herbstfestival gebe ich diesmal einen kurzen Humorworkshop, betitelt als »Liebesspiele«, und einen Kommunikationsworkshop, überschrieben als »Sag’s mir, wie du es gerne hättest« (je zwei Stunden).

Links

Seit ein paar Jahren schreibe ich für die buddhistische Zeitschrift Ursache&Wirkung. Auf deren Webseite werden seit einiger Zeit meine dortigen Kolumnen veröffentlicht. Hier ein Text von mir über Dankbarkeit.

Für die Zeitschrift »KGS Berlin« schreibe ich seit Anfang 2012 regelmäßig für jede Ausgabe. Mein neuester Beitrag dort ist über Krieg&Frieden. Demnächst werden meine Texte dort auch als Audio erscheinen, zum Anhören.

Auch die von mir sehr geschätzte Schweizer spirituelle Zeitschrift »Spuren« enthält in jeder Ausgabe einen Text von mir. Mit Martin Frischknecht, dem Herausgeber von Spuren, bin ich seit 2016 in einem »vierhändigen Dialog« über diverse aktuelle, auch politische Themen im Gespräch: Die Spuren-Connection

Zur Zeit schreibe ich für die Osho-Times wieder mal den aktuellen »Klartext« (so heißt deren Meinungskolumne) , diesmal über »den Elefant im Raum«, das unterschätzte Thema der Bevölkerungsexplosion, das alle Dämpfungsmaßnamen des Klimaschocks zu vernichten imstande ist. 

Bist du zum Abschluss noch bereit für einen Schock? Der größte Teil unseres Trinkwassers – 83 % weltweit – enthält kleine Plastikteile. Auch in Deutschland sind es immerhin noch 72 % (in den USA 94 %), schrieb der britische Guardian

Darauf einen Schluck Kakao, würde ich empfehlen. Oder komm zu dem Wochenende in Berlin!